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Die drei Dämonischen

Die drei Dämonischen

Titel: Die drei Dämonischen
Autoren: Hans Kneifel
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aus den Scheiden des Gurtes.
    Sie warteten, bis auf die Haut durchnässt. Plötzlich rannte eine Gestalt, immer wieder auf dem Pflaster ausrutschend, quer über den Platz. Der Fänger drehte nur den Kopf und blickte den Ankömmling schweigend an. Mitten auf dem Platz hielt der junge Mann an und drehte sich im Kreis.
    Er sah den Fänger, stieß ein schauerliches Gelächter aus und rannte weiter, genau in die Richtung der Mauer, hinter der Luxon und seine Begleiter warteten. Kaum war er an der Kante angelangt, ohne die Wartenden hinter den peitschenden Regenschauern zu erkennen, rührte sich der Fänger.
    Er sprang aus dem Spalt, senkte seinen Spieß und rannte los. Er verfolgte den jungen Mann, der ihn bewusst gereizt hatte. Mit wenigen Sprüngen waren Verfolger und Opfer in dem aufwärts führenden Teil der Gassen verschwunden. Luxon stand auf, schüttelte den Kopf und sagte: »Ein Wahnsinniger! Nicht einmal ich würde mutwillig einen Wilden Fänger reizen!«
    »Zumal niemand zusehen kann, wie der mutige Junge dem Fänger entkommt«, meinte Mythor. »Was soll’s?«
    Es konnte aber auch ein Bürger Sarphands gewesen sein, der sich aus unglücklicher Liebe oder aus reiner Not fangen ließ. Auch dies kam vor; immerhin war es keineswegs sicher, dass jeder Eingefangene in Logghard auch sein Leben einbüßen würde.
    Luxon winkte und sprang über die Mauer. Durch den Regen rannten sie weiter und erreichten schließlich eine mehr als düstere Gegend.
    Auf ihrem Weg hatten sie zusammenbrechende uralte Mauern neben prachtvollen kleinen Palästen gesehen, winzige Häuser lehnten sich wie schutzsuchend aneinander. Sie sahen Treppen und Plätze, die deutlich den Reichtum der Bewohner und der Umgebung erkennen ließen. Jetzt aber hatten die Männer einen wuchtigen, uralten Turm vor sich, der einst Bestandteil der Stadtbefestigungen gewesen war.
    Immer näher kamen Luxon und seine beiden Begleiter dem Turm.
    »Dort soll Echtamor wohnen«, sagte Luxon und sah sich wachsam um. Von den Dächern floss Regenwasser. Die Windstöße trieben breite Schauer von Tropfen über die freien Flächen. Nur hinter wenigen Fenstern schimmerte Licht. Weit und breit war nichts Lebendiges zu sehen.
    »Hier?«
    »Wir sind richtig. Das ist der Turm, von dem Kharay sprach«, sagte Luxon und verschwand in dem Hohlraum eines Kellerausgangs.
    Einige Augenblicke später hörten Sadagar und Mythor, als der Sturm kurz nachließ, ein deutliches Stöhnen. Augenblicklich liefen sie hinter Luxon her und duckten sich unter die triefenden Holzbalken. Sie erkannten Luxon, der  sich über einen Mann beugte.
    »Kharay!« stieß Luxon hervor. »Wer hat dich verwundet?«
    Einige Stufen führten zu einem würfelförmigen Raum hinunter, der dicht neben der Ostmauer des Turmes entstanden war. Über seiner Decke erhob sich ein langgestreckter Bau mit flachem Dach.
    Wieder stöhnte Kharay. Seine Augen blickten ziellos umher. Luxon hob Schultern und Kopf des Verletzten hoch und flüsterte eindringlich: »Hast du Echtamor gefunden?«
    Mit letzter Willenskraft stieß der Verwundete hervor: »Er wohnt… im Turm… Hütet euch…«
    Die Nässe hatte seine Kleidung ebenso durchdrungen wie diejenige der Wanderer. Zudem sahen Sadagar und Mythor, dass der Stoff zerfetzt und der Körper des Mannes übel zugerichtet war. Unter ihm breitete sich auf dem Stein eine Lache aus Blut und Regenwasser aus und wurde immer größer.
    »Wovor willst du uns warnen?« fragte Luxon drängend.
    »Vor den… Kreaturen des… Magiers. Er ist… wahnsinnig.«
    Der Späher in Luxons Armen stieß ein gurgelndes Stöhnen aus und bäumte sich auf. Dann zuckte er mehrmals und starb. Luxon ließ den erschlaffenden Körper zurücksinken und lehnte den Kopf Kharays an die Wand.
    »Tot!« sagte er. »Das habe ich nicht erwartet. Echtamors Turm voller Bestien?«
    Er richtete sich auf, griff in die Stiefelschäfte und zog zwei Dolche hervor. Sie waren flammenförmig, die Schneiden auf beiden Seiten haarfein geschliffen. Die Waffen waren so lang wie Luxons Unterarme und hatten nadelfeine Spitzen.
    »Wir haben eine Verabredung mit Echtamor«, sagte Luxon hart. »Wir werden sie einhalten. Bitte, helft mir!«
    »Eine Sache der Ehre«, sagte Sadagar. »Wo ist der Eingang?«
    Der Turm war von Bauwerken umgeben. Die drei suchten nach einem Eingang und bewegten sich fast einmal um die gesamte Grundfläche des Turmes und der anschließenden Häuser herum. Dann standen sie vor einem hohen, schmalen Portal, das aus dicken
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