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Die drei Dämonischen

Die drei Dämonischen

Titel: Die drei Dämonischen
Autoren: Hans Kneifel
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waren verschwunden.
    Sternenbogen und Mondköcher, das Gläserne Schwert Alton, der Sonnenschild, das Orakelleder, der Helm… alles war weg.
    »Luxon! Dafür verdienst du den Tod!« flüsterte Mythor.
    Erst dann begriff er in ganzer Tragweite, dass er wieder einmal von Luxon betrogen worden war und dass er abermals von vorn anfangen musste.
    Vor seinen Augen drehten sich schwarze Kreise und flammende Muster. Er stieß ein Stöhnen aus und senkte den Kopf. Da sah er die Schrift.
    Mit einer schwarzen, schmierigen Masse war in undeutlichen Buchstaben, aber einwandfrei lesbar und in richtigem Gorgan – sicherlich in höchster Eile und unzweifelhaft von Luxons Hand – geschrieben: Für meinen Kampf um des Shallads Thron brauche ich die Waffen. Ich wollte dich nicht betrügen. Aber ich hatte keine andere Wahl.
    Shallad Luxon, der Sohn des Kometen.
    »Shallad Luxon, der Sohn des Kometen!« wiederholte Mythor, und die Enttäuschung brachte ihn beinahe um. Die Tür eines weiteren Geheimgangs stand weit offen. Durch diesen Gang war Luxon mit den Waffen verschwunden, und sein Vorsprung konnte nicht groß sein.
    Noch gab es die Möglichkeit, ihn einzuholen. Shallad! Sohn des Kometen! Er wollte also beides und die ganze Macht.
    »Bei Erain und God! Was soll ich tun?« fragte sich Mythor laut und gab sich selbst die Antwort: »Nichts Überstürztes.«
    Er verließ die Schatzkammer, stellte die Lampe wieder ab und hastete zurück in den oberen Teil des Palasts. Jede Tür, die er auf seinem Weg sah, riss er auf. Ausnahmslos war jeder Raum, den er betrat oder in den er hineinblickte, leer. Alle Diener und Dienerinnen waren verschwunden. Auch Sadyn.
    »Und natürlich auch Kalathee und Samed«, murmelte er. Er riss einen Vorhang zur Seite und spähte in den Speisesaal. Auch hier herrschten Leere und Bewegungslosigkeit. Er fand Sadagar in der Küche, auf dem Tisch sitzend und Bier trinkend. Mit einem breiten Lachen, das in seinem Gesicht erstarrte, als er Mythor anblickte, hielt ihm Sadagar den Bierkrug entgegen.
    »Die Waffen?« fragte er tonlos, Bierschaum auf der Oberlippe.
    Mythor nickte und trank, ohne zu wissen, was er tat, aus dem Krug.
    Sadagar hatte sofort begriffen. Seine schlimmsten Ahnungen waren eingetroffen. Er stellte den Krug ab und sagte: »Was er auch vorhat, Mythor, Luxons Vorsprung kann nicht groß sein. Wir rüsten uns so gut und schnell wie möglich aus und folgen ihm. Ein neuer Geheimgang, nicht wahr?«
    Mythor nickte nur. »Luxon Shallad, Sohn des Kometen!« fluchte er. Schlagartig veränderten sich seine Gedanken. Die Tage des schönen Lebens im Palast des Croesus waren vorbei. Was aus Croesus wurde, der perfekten Maske Luxons, ging ihn nichts mehr an. Er würde kämpfen müssen, und dies ab dem Augenblick, da sie den Geheimgang verlassen hatten und sich, noch immer in der Nacht, einem unbekannten Teil der Stadt Sarphand gegenübersahen.
    Mythor trank das Bier aus. Er fand einige Kleidungsstücke, die besser waren als die tarnenden Lumpen. Er zog sich um, fand ein Krummschwert, das nicht viel taugte, aber besser als ein Dolch war. Trotzdem behielt er die Dolche und wunderte sich, während er etwas Essen in die Taschen stopfte, wie schnell die Dienerschaft den Palast verlassen hatte und dabei noch so vieles hatte mitnehmen können.
    »Nicht meine Sorge!« sagte er sich und rief: »Sadagar! Wo bist du? Wir brechen auf.«
    Ihn erfüllte eine grimmige Entschlossenheit. Vielleicht würde er Luxon über weite Strecken des unbekannten Landes verfolgen müssen. Aber er würde ihn verfolgen bis zum letzten Blutstropfen, bis zu seinem oder Luxons Tod.
    Sadagar kam, ähnlich ausgerüstet wie er selbst, ebenfalls ein Zierschwert in der Hand.
    Er legte es nur für einen Moment auf den Tisch, leerte seinen Humpen und rülpste. »Denke daran, wie arm wir schon waren. Uns kann nichts mehr genommen werden. Verfolgen wir diesen elenden Betrüger Luxon!«
    Wenig später hielten sie zwei flammende Fackeln in den Händen und stemmten sich gegen die schwere Felsplatte. Sie verschlossen die Geheimtür in die Schatzkammer und drangen in den Geheimgang ein.
    Einmal drehte sich Mythor um und sagte heiser vor Wut: »Also wird sich Luxon auch noch das holen, was Logghard verbirgt.«
    »Kein Zweifel. Logghard ist sein Ziel. Direkt oder auf Umwegen. Ich denke, auf Umwegen und getarnt, nicht nur mit Tausend-Monde-Salbe, denn er wird wissen, dass wir ihn verfolgen.«
    »Und wenn wir nach Logghard schwimmen müssten!« versicherte
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