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Die drei Dämonischen

Die drei Dämonischen

Titel: Die drei Dämonischen
Autoren: Hans Kneifel
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dauern. Während er seine Tränen zu trocknen versuchte, schien er einzuschlafen. Seine Hände zitterten. Der Raum war wie das Haus einfach und sauber.
    Wie ein zusammengesunkenes Häufchen Mensch hockte Luxons Wahlvater auf der Kante des Lagers, und Luxon stand vor ihm. Er hatte die Zähne in seine Unterlippe gegraben und schien in tiefes Nachdenken versunken. Er nahm Mythor und Sadagar wahr. Aber es interessierte ihn nicht, warum sie hier waren oder wie sie das Haus und ihn gefunden hatten.
    »Sohn des Kometen!« knurrte er schließlich.
    »Ich höre, Luxon?« gab Mythor ebenso leise zurück.
    »Lange Worte erübrigen sich wohl zwischen uns.«
    Luxon griff in sein zerrissenes Wams und zog den Schlüssel, seinen Schlüssel, zu der Schatzkammer heraus.
    »Sie würden nichts Neues mehr sagen«, meinte Mythor. »Alles ist bekannt. Auch das letzte Geheimnis offenbar.«
    Luxon zog die Lederschnur über den Kopf und gab sie mit dem anhängenden Schlüssel an Mythor weiter.
    »Du bist der Sohn des Kometen. Noch vor einer Stunde glaubte ich es nicht. Aber so ist es. Dafür bin ich der nächste Anwärter auf den Thron des Shallad… und ich sage dir, dass meine Wartezeit nicht lange dauern wird. Hier ist der Schlüssel. Schließe die Kammer auf und nimm die Waffen! Und dann gehe deiner Wege!«
    Mythor legte sich unbewegten Gesichts die Schnur um den Hals und versenkte den Schlüssel in den Hemdausschnitt. Sadagar lehnte an der Tür und starrte abwechselnd auf Luxon, Shakar und Mythor. Sein Gesicht drückte Zufriedenheit und stille Freude aus.
    »Danke«, sagte Mythor.
    Luxon schob Sadagar, dem er in zerstreuter Freundlichkeit zunickte, zur Seite. Dann berührte er kurz die magere Schulter seines Wahlvaters und verließ den Raum. Er schloss leise die Haustür, und dann hörten Mythor und Sadagar nur wenige Augenblicke lang das Geräusch seiner Sohlen. Er rannte davon.
    »Und auch wir werden gehen«, sagte Mythor. »Zum Palast… und im Morgengrauen nach Logghard.«
    »Zwischen dem Palast des Croesus und uns gibt es die Stadt voller Wilder Fänger. Und vielleicht suchen auch die Großen nach dir, Mythor.«
    Sie verließen den alten Mann, der sie gar nicht wahrzunehmen schien. Als sie sich in der dunklen Gasse befanden, hörten sie wieder einen jener Schreie, die nach ihrer Meinung anzeigten, dass ein Fänger sein Opfer gefunden hatte.
    *
    Mythor und Sadagar versuchten, unbehelligt den Palast zu erreichen.
    Der Weg zum Tempel war nicht sonderlich weit gewesen. Die Strecke zwischen dem Tempel und Shakars Haus hatte sie aber in einen anderen Teil der Stadt und ein gutes Stück weiter entfernt vom Palast geführt. Und der Weg zurück ging aufwärts!
    »Schneller, Sadagar!« keuchte Mythor. Er wusste, dass sie sich auf dem richtigen Weg befanden.
    »Ich bin außer Atem. Mein Herz schlägt so laut, dass es wie Hufgetrappel klingt.«
    Mythor warf sich mitten in der schmalen Gasse nach rechts in einen Durchgang und zog Sadagar mit sich. Er sprang bis hinter einen Stapel Holz und sah, wie vor dem Spalt ein Reiter in goldfarbenem Umhang, eine Fackel hoch in der Hand, vorbeisprengte.
    »Es war Hufgetrappel«, sagte Mythor.
    Sadagar gab keuchend und schweißüberströmt zurück: »Ein Großer! Sie suchen dich tatsächlich.«
    »Du hast recht. Ich dachte, sie würden aufgeben, wenn ich den Tempel verlasse. Nichts dergleichen. Sie jagen mich!«
    »Niemals hätte ich meinen Fuß in dieses abscheuliche Sarphand setzen dürfen«, fluchte Sadagar und kletterte wieder zurück. Das Holz fiel auseinander, die Scheite prasselten zu Boden. Mythor schlug sich das Knie blutig und fluchte ebenfalls. Als sie vorsichtig ihre Köpfe aus dem Durchgang hervorschoben, sahen sie gerade noch den riesengroßen Schatten eines hastenden Mannes an einer hellen Mauer. Dann waren Fackellicht und Schatten verschwunden.
    »Im Palast sind wir in Sicherheit«, sagte Mythor und lief weiter.
    Sie bewegten sich in einer Reihe kurzer, abenteuerlicher Abschnitte auf ihr Ziel zu. Sie hetzten durch eine Gasse. Dann versteckten sie sich in einer Ecke eines kleinen Platzes. Einmal liefen sie auf den bröckelnden Steinen einer breiten Mauerkrone weiter. Sie verbargen sich in den Zweigen eines Baumes und erlebten mit, wie zwei riesige Fänger einen jungen Burschen verfolgten, einholten und fesselten, der irgendwo im Freien geschlafen hatte.
    Dann lag der gefährlichste Abschnitt vor ihnen.
    Die breite Treppe aus helleren Steinen, auf der deutlich jede Gestalt zu sehen war, die
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