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Die drei Dämonischen

Die drei Dämonischen

Titel: Die drei Dämonischen
Autoren: Hans Kneifel
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Bewusstsein dessen hoch, was er eben gehört hatte. Also doch! Er war viele Male schwankend in seiner Überzeugung geworden, aber jetzt hatte er die letzte Sicherheit. Unwillkürlich tasteten seine Finger unter das Haar und fühlten die kleine Narbe.
    Alle Versuche, dich umzubringen, versuchte Vierfaust nun Luxon zu erklären, alle Attentate und die Hetzjagd auf dich haben ganz andere Gründe. Wir verstehen, dass sie dich in deinem Irrglauben bestärkt haben. Aber, seine Hand deutete auf Mythor, dieser ist der wahre Sohn des Kometen!
    Alle Großen standen auf, zeigten auf Mythor, stießen gellende Pfiffe aus und setzten sich dann wieder.
    Dass Mythor an deiner statt ausgesetzt wurde, war ein Versuch der Dunkelmächte, Mythor zu vernichten!
    Trotz dieser Bestätigungen wuchs in Mythor ein bestimmter Abscheu gegen die Großen. Noch immer konnte er sich nicht mit Wesen abfinden, die sich freiwillig die Lippen zunähten. Trotzdem folgte er konzentriert den Finger- und Schattenspielen. Schweigend und in sich gekehrt stand Luxon neben ihm und versuchte, mit seiner Erschütterung fertig zu werden. Mythor war fast versucht, ihm tröstend den Arm um die Schultern zu legen.
    Die Dämonen schenkten dir das Leben, Arruf, um als ihr Werkzeug Mythor zu schaden oder ihn zu töten.
    »Ihr müsst euch irren!« schrie Luxon plötzlich.
    Mythor zuckte zusammen und blickte in das Gesicht Luxons. Es war verzerrt; für ihn war ein Berg zusammengebrochen, den er selbst aufgetürmt hatte. Sein sorgloses Lächeln – fortgewischt. Sein tadelfreies Benehmen und seine spöttische Selbstsicherheit – vorbei. Seine Stimme überschlug sich, als er schrie: »Ihr irrt euch! Ich bin der Sohn des Kometen! Ihr seid wahnsinnig, ihr pfeifenden Narren!«
    Mit kalter Würde stand der Erhabene auf, deutete auf die Tür und winkte einigen seiner Brüder. Hinaus! Verlasse den Tempel!
    Luxon zeigte mit zitterndem Finger auf Mythor und rief: »Ihr irrt euch. Werft ihn aus dem Tempel! Ich bin der Sohn…«
    Vier Große glitten auf ihn zu. Ihre Augen funkelten kalt. Sie handelten mit zielstrebiger Schnelligkeit und packten ihn an den Armen. Er schlug um sich, aber sie waren stärker. Binnen weniger Augenblicke entfernten sie ihn aus dem Mittelpunkt des Kreises, schleiften ihn über den Boden, zwischen zwei Säulen hindurch, während er schrie, bettelte, sich zu wehren versuchte und immer wieder rief: »Ich bin der Sohn des Kometen! Nicht Mythor! Ich habe mein Leben lang Verfolgungen ausgestanden und beanspruche den Lohn… Ich bin der Sohn des Kometen!«
    Wieder eine Folge von Pfiffen.
    Fast geräuschlos öffnete sich die Tür. Mythor sah, wie sie Luxon hinausstießen und er vor der Pforte von einer Schar Großer in goldfarbenen Burnussen empfangen wurde. Diesmal waren sie sogar mit Schwertern bewaffnet.
    Noch lange hallten die protestierenden Schreie Luxons in den Tempelsaal hinein, dann erfolgte ein harter Schlag, und das Geschrei riss ab.
    Mythor blickte in die großen, brauenlosen Augen seines »Freundes« Vierfaust. »Er ist doch ein schlechter Verlierer«, murmelte er.
    Vierfaust breitete, als wolle er Mythor umarmen, seine Arme aus. Dann beeilte er sich zu erklären: Wir bedauern sein Verhalten und das Tun, zu dem er uns zwang. Der Erhabene befiehlt mir, es dir noch einmal zu versichern: Du bist wahrhaftig der Sohn des Kometen und hast dich unserer Wahl als würdig erwiesen!
    »Er meint aber«, sagte Mythor in tiefer Nachdenklichkeit, »er fände Mittel und Wege, euch zu beweisen, dass er der Auserwählte ist.«
    Es wird ihm nichts nützen. Die Wahrheit lässt sich nicht für immer verheimlichen.
    In den tiefliegenden Augen von Vierfaust glühte ein merkwürdiges Feuer. Der Erhabene stand wieder auf, gestikulierte und stieß einige trillernde Pfeifsignale aus.
    Daraufhin erhoben sich alle übrigen Großen und gingen in Zweierreihen wie in einer schweigenden Prozession aus dem Kreis hinaus und verschwanden nacheinander durch die Tür, die sich wieder geheimnisvoll öffnete.
    Mythor, Vierfaust und der Erhabene waren allein.
    Warte ein wenig. Einige auserwählte Große werden gerufen.
    Wir werden ein Feuer entzünden und den Rauch der Mondblume atmen. Auch du sollst das tun. Dann werden wir dich mit dem Hohen Ruf nach Logghard senden. Dies sagt der Erhabene.
    Mythor schüttelte den Kopf. Hoher Ruf? Dann folgte die Erklärung.
    Der Hohe Ruf? Du kennst ihn nicht? Mich selbst hat der Erhabene mitten aus der Wüste zu sich geholt. Auch große Entfernungen
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