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Die drei Dämonischen

Die drei Dämonischen

Titel: Die drei Dämonischen
Autoren: Hans Kneifel
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recht«, sagte Mythor und fühlte sich nicht nur wegen der triefend nassen Kleidung von Augenblick zu Augenblick unbehaglicher. Er war sicher, dass auch die Erzählung des Magiers, falls er wirklich zusammenhängend sprach, sich gegen ihn kehren werde.
    Auch an diesem bedeutenden Tag lüftete nicht einer der Wilden Fänger seine Maske.
    Etwa fünfzig Gestalten füllten den kleinen Saal in der Schule der Wilden Fänger. Keiner kannte die wirklichen Namen der anderen. Nur die Erfolge zählten, und die Fänger trugen die Namen, die ihnen von ihren unbekannten Kameraden und den strengen Prüfern verliehen wurden. Die Fängernamen kennzeichneten meist treffend die besonderen Eigenschaften des einen oder anderen.
    Der oberste Prüfer stieß zwei Fänger zur Seite und sprang auf ein kleines Podium. Mit dröhnender Stimme rief er: »Ruhe!«
    Das Stimmengemurmel hörte nur langsam auf. Alle Köpfe drehten sich, die Männer blickten in die Richtung des Podiums. Keine einzige lederne Kapuze wurde hochgezogen, die Augen hinter den Schlitzen blitzten und funkelten. Der Prüfer sagte langsam und scharf betont: »Drei von euch haben heute alle ihre Prüfungen abgelegt. Jede Prüfung wurde bestanden; ihr wisst alle, dass nur die Fähigkeit zählt, Kämpfer für Logghard zu fangen. Kämpfer in genügend großer Zahl, mutige, starke Männer und unverletzt. Drei von euch haben mit dem Ende der letzten Nacht die Prüfungen mit Auszeichnung bestanden.«
    In einer Nische des Saales stand ein Becken, das mit weißglühenden Kohlen gefüllt war. Drei Brandeisen mit kurzem Stiel ragten aus der ätzend riechenden Glut hervor.
    Inmitten der Fänger befand sich eine kleine Gruppe. Es waren drei dämonisch wirkende Männer, die aus der Menge deutlich hervorstachen. Sie strahlten eine besondere Art von Kälte, Schnelligkeit und Entschlossenheit aus. Um sie bildete sich eine Art achtungsvolle Abstandszone. Auch bisher hatten sich diese drei Wilden Fänger von den anderen nächtlichen Jägern abgesondert. Niemand hatte je ihre Gesichter gesehen. Sie sprachen wenig und in kurzen, schroffen Sätzen. Der Prüfer fuhr nach einer winzigen Pause fort: »Wir haben diesen drei Neuen in unseren Reihen ihre Namen zu verleihen. Tritt vor, Schnellfuß!«
    Jeder der anwesenden Fänger wusste, dass allein diese drei Männer in der letzten Nacht dreiunddreißig Insassen für die nächste Lichtfähre eingefangen hatten.
    Der hünenhafte Mann in Leder löste sich von der Dreiergruppe, ging langsam und mit federnden Schritten bis zum Podium. Der Prüfer hob den Arm und gebot abermals Aufmerksamkeit.
    »Zum Zeichen, dass du, Schnellfuß, nun zu uns gehörst, unseren Schutz und die Freundschaft der Unbekannten genießt, werde ich dir das Zeichen einbrennen. Tritt näher.«
    Regungslos blieb der Ledergekleidete – auch seine Hände steckten in dünnen Lederhandschuhen – vor dem Podium stehen.
    Der Prüfer drehte sich um, zog das erste Brandeisen aus der Glut und schwenkte es mehrmals durch die Luft. Die Zeichen und Buchstaben, die von einer Klammer zusammengehalten wurden, glühten dunkelrot. Der Prüfer legte eine Hand auf die rechte Schulter des Fängers, näherte das Brandeisen dessen linker Brustseite und drückte es hart gegen das runzlige, dunkle Leder. Zischend wallte beißender, hellgrauer Rauch auf. Der Fänger wich nicht um eine Handbreit zurück.
    »Das ist dein Name, Schnellfuß!« sagte er und zog das Eisen zurück. Eine Reihe von Zeichen und Buchstaben in dem Dialekt Sarphands war schwarz und aschgrau in das dicke Lederwams eingebrannt.
    Bis auf zwei Wilde Fänger, nämlich die anderen Neuen, trug jeder aus dieser gespenstischen Gemeinschaft einen eingebrannten Namen.
    Es war richtig, was der Prüfer gesagt hatte.
    Diese drei Männer, schnelle, breitschultrige Gestalten, waren nicht nach ihren Eigenschaften geprüft worden. Weder Ehrlichkeit noch Verschwiegenheit waren Grundlagen der Prüfung gewesen. Nur die Menge der Söldner, die für den Kampf gefangen wurden, entschied über Bestehen oder Nichtbestehen der Prüfung.
    »Der nächste Fänger, der seinen Namen eingebrannt bekommt, ist Steinfaust. Komm näher, mein Freund.«
    Der zweite Mann ging zum Podium, während Schnellfuß an ihm vorbeistapfte. Die anderen Fänger sahen zu und warteten schweigend. Wieder stieg eine Rauchwolke hoch, als die Zeichen für Steinfaust eingebrannt wurden. Als letzter der drei wurde Eisblick gebrandmarkt; der Prüfer sagte streng: »Darüber hinaus hast du die
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