Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Dämonischen

Die drei Dämonischen

Titel: Die drei Dämonischen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
wurde durch eine Vielzahl von schwebenden Kugeln erhellt, die in verschiedenen Farben glühten und entlang der Decke verteilt waren. Der Körper des Magiers – der Körper eines knochendürren Greises in zerfetzten, löchrigen Kleidern –, der eben noch wie tot auf dem Lager geruht hatte, zitterte ebenso wie der Leib der Schlangenechse. Echtamor stieß einen langen Seufzer aus, dann hob und senkte sich seine magere Brust, und er öffnete die Augen. Sofort war Luxon bei ihm, kauerte sich neben das Lager und hob langsam einen Dolch.
    Trotz der Waffe sprang Echtamor fast senkrecht von seinem Lager auf. In seinem Gesicht herrschte der Ausdruck des Wahnsinns. Seine Augen traten weit hervor und rollten, seine Bewegungen waren fahrig. Echtamor zitterte am ganzen Körper, und als seine Füße den Boden berührten, wankte er hin und her wie ein hoffnungslos Betrunkener.
    Luxon flüsterte gebannt: »Er sieht uns nicht einmal! Er ist tatsächlich wahnsinnig – ich habe es euch erzählt! Es ist die Wahrheit!«
    Echtamor führte in der Mitte des Raumes eine Art hilflosen Tanz auf. Dann wandte er sich, die Augen auf den grünlichen Körper der zusammengeringelten Echse gerichtet, der Treppe zu. Augenblicklich sprangen Luxon und Mythor auf ihn zu, während Steinmann Sadagar die Hand mit einem Wurfmesser hoch riss .
    »Er versucht zu fliehen.«
    »Er ist verrückt. Aufs Lager mit ihm«, knurrte Mythor.
    Sie schleppten ihn zurück, warfen ihn unsanft auf seine staubigen Decken und Kissen, und dann packte Luxon seinen ehemaligen Peiniger am Hals.
    »Du magst verrückt sein, alter Mann«, sagte er hart, »aber du wirst dich erinnern müssen. Ich bin Arruf. Ich war einst dein Lehrling und deinen miserablen Künsten ausgeliefert. Erkennst du mich wieder?«
    Die Echse lag regungslos da. Der Magier zitterte und wand sich unter Luxons Griff, aber sein Blick heftete sich jetzt unverwandt auf das Gesicht des Mannes vor ihm. Trotz der vielen Falten und des veränderten Aussehens schien Echtamor den ehemaligen Arruf zu erkennen. Er röchelte und atmete schwer, dann flüsterte er: »Arruf. Ich… erinnere mich… Ja, du bist der Arruf von damals.«
    »Von damals, richtig!« bekräftigte Luxon grimmig. »Damals hast du mir gesagt, ich hätte bei dir Schutz vor meinen Verfolgern. Ich sei das Opfer eines Komplotts. Was weißt du darüber?«
    Echtamor schüttelte sich und sagte langsam, als suche er mühsam jedes Wort zusammen: »Arruf. Waren schöne Zeiten. Gestern erst schüttelten wir uns die Hände.«
    »Wie?« fragte Luxon unbehaglich.
    »Er ist verrückt und redet unzusammenhängend«, antwortete Mythor. »Du wirst nichts aus ihm herausbekommen.«
    Luxon lachte kurz und entgegnete: »Möglicherweise hast du recht, Mythor. Aber ich denke, dass ich ein Mittel habe, um ihn zum Reden zu bringen.«
    Er griff in den nassen Gürtel und zog einen kleinen Lederbeutel hervor. Als er ihn öffnete, breitete sich trotz des Gestanks im Raum ein wunderlicher Geruch aus. Von einer bräunlichen Masse brach Luxon einige Brocken ab und stopfte sie zwischen die faltigen Lippen des Alten. Der Magier fing sofort zu kauen an.
    »Tabak von der Mondblume?« wollte Mythor wissen.
    »Ja. Es hilft nicht immer, aber vielleicht kann der Tabak die Erinnerung des Alten etwas auffrischen oder deutlicher machen.«
    »Wir werden warten müssen.«
    »Zugegeben«, meinte Luxon. »Aber ich sehe keine andere Möglichkeit.«
    Der Magier kaute auf dem Tabak herum. Aus seinen Mundwinkeln sickerte bräunlicher Saft. Die hektischen Bewegungen seiner Gliedmaßen hörten auf, und in seine Augen trat ein träumerischer Ausdruck.
    Mythor fragte kurz: »Wie lange wird es dauern, bis die Mondblume wirkt?«
    »Eine halbe Stunde, denke ich. Man kann den Tabak auch rauchen, wie es die Großen tun, aber hier…«
    »Warten wir also«, meinte Sadagar. Ihm war die Situation alles andere als angenehm, aber er klammerte sich an die einzige Hoffnung, die er noch hatte: Er würde versuchen müssen, den Kleinen Nadomir anzurufen, wenn es zu arg wurde.
    Der alte Magier stieß ein langgezogenes Stöhnen aus und murmelte: »Herrliche Zeiten waren es! Erinnerungen! Die magischen Grenzen sprengten wir, du und ich, Arruf und Echtamor. Wir boten den Dämonen kühn die Stirn.«
    Luxon warf Mythor einen siegessicheren Blick zu und meinte: »Die gute alte Mondblume. Sie wirkt schon. Ihr werdet sehen… Echtamor wird auch die geringsten Erinnerungen hervorsprudeln wie ein Quell.«
    »Hoffentlich behältst du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher