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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition)
Autoren: Marlies Lüer
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sein verkrüppeltes Dasein nicht mehr ertragen. Josayah wollte zurück, koste es was es wolle. Taiki setzte sich mit Macht zur Wehr. Mit Entschlossenheit drängte er Josayah zurück, warf ihn förmlich in hohem Bogen aus seinem Bewusstsein hinaus.
    „Bist du von allen guten Geistern verlassen? So was tut man einfach nicht, und schon gar nicht tut man das einem Freund an!“
        „Lass mich zurück, ich flehe dich an! Ich will diesen Körper verlassen. Ich will in dein Land, wo ich mit Augen sehen und mit starken Beinen laufen kann. Wo dieses schöne Mädchen Issyrle lebt. Ich verspreche dir, dich nicht zu stören.“
        „Du bist ja wahnsinnig, wie sollen zwei Bewusstsein auf Dauer in einem Körper leben? Außerdem existiert das Land der Taikianer in mir nicht mehr, hast du das vergessen? Ich brauche diese Zuflucht nicht länger, es gibt sie nicht mehr! Du kannst dort nicht hin. Josayah, ich bitte dich. Komm´ zur Vernunft. Kann ich mich darauf verlassen, dass du das kein zweites Mal versuchen wirst?“
    Doch Josayah antwortete nicht. Er schwieg eisern. Frido hatte von all dem nichts mitbekommen. Er schnarchte und schlief den Schlaf des Gerechten.
     
        Am nächsten Tag versammelten sich alle Ordensbrüder um den Vorfall zu besprechen. Ihre Gesichter waren ernst. Sie waren bestürzt darüber, dass Josayah nach so langer Zeit der Ausgeglichenheit wieder Anzeichen von Wahnsinn zeigte.
        „Wir sollten ihn wieder isolieren, zum Tempel hochbringen. Taiki darf nicht länger in seiner Reichweite sein.“
    Aidan stimmte seinem Ordensbruder zu. „Und es sollte auch ein weiterer Mann über ihn wachen und ihn mitversorgen. Frido ist damit in dieser Situation überfordert. Es muss jemand sein, der für Stunden in tiefe Meditation gehen kann. Die Übertragung der Seelenruhe hat ihm damals sehr geholfen, wir sollten es wieder damit versuchen.“
    Finn, der älteste unter den Brüdern, meldete sich zu Wort. „Ich halte es für notwendig, dass wir uns an erfahrene Meister ihres Faches wenden. An Männer, die uns in dieser Angelegenheit fachkundig beraten können. Josayah hier bei uns zu behalten, war schon immer ein Wagnis.“
        „Du denkst an die Seher aus den Bergen? Die Wahrheitssucher?“
        „Ja. Wir sollten einen Boten zu ihnen schicken. Ich fürchte, wir werden nicht alleine damit fertig. Es wäre zu Josayahs Bestem, meine ich.“
    Zustimmendes Gemurmel ertönte und nach kurzem Nachdenken fasste Aidan den Beschluss, noch heute eine Nachricht zu verfassen. „Ich werde auf Wolke nach Neusalzhausen reiten und die Botschaft von einem der Stadtsoldaten überbringen lassen. Ratsherr Ulf wird einen seiner Männer entbehren können, denke ich. Sie haben die besseren Pferde und größere Ortskenntnis als wir. Ja, so soll es geschehen.“
     
        Als der Sommer seinen Höhepunkt überschritten hatte, standen Aidan, Taiki und Darihd im Hafen von Gorota, der Hauptstadt Gorotaniens, am Kai und nahmen Abschied.
        „Dieses Schreiben gibst du bitte dem Prior des Ordens, Junge. Bist du dir wirklich sicher, dass du für immer ein Barmherziger Bruder sein willst? Du musst das nicht tun, du kannst trotzdem in Sonnenbühlheim bleiben, das ist dein Zuhause. Ich werde immer stolz auf dich sein, egal welcher Berufung du folgen willst. Vielleicht kommst du sogar mit einer Frau nach Hause! Es heißt, auf der anderen Seite des Meeres sind die Frauen schöner als hier , “ scherzte Aidan. „Das wollte ich dir noch geben, nimm noch die Zingiberknolle mit, falls du seekrank wirst.“
        „Vater, du kannst sicher sein, dass ich auf der Überfahrt nochmals über alles nachdenken werde. Und hab Dank für die Knolle. Ich werde auch oft an Josayah denken müssen. Meinst du wirklich, wir haben das Richtige getan, als wir zuließen, dass die Seher aus den Bergen ihn mitgenommen haben?“
        „Es war bestimmt das Beste für ihn. Sie haben mir zugesichert, ihn als Wahrheitssucher auszubilden, für den Fall, dass er seinen Wahnzustand überwinden kann. Sie meinten, er wäre ein seltenes Juwel und sie würden alles daran setzen, ihn zu befähigen, mit seiner Gabe ein erfülltes Leben zu haben, im Dienste der Wahrheit. Lass uns beten, dass es ihm gelingen möge.“
    Jetzt war es an Darihd, Taiki zum Abschied zu umarmen.
        „Hab´ Dank dafür, dass du uns zu freien Menschen gemacht hast, mein Freund. Das werde ich dir nie vergessen. Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt. Und komm bitte
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