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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition)
Autoren: Marlies Lüer
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Unterricht zu erteilen. Mali hatte sich eng mit Marla angefreundet und Nona kümmerte sich mit Hingabe um Tinka. Taiki verbrachte viel Zeit mit Darihd und Mirkat. Sie versuchten, den in etwa gleichaltrigen Josayah miteinzubeziehen, aber das wurde ihm schnell zu viel, er zog sich zurück.
    Die Märzsonne brach schließlich die Macht des schneereichen Winters und das Reisen auf den Straßen war wieder möglich, sofern man nicht den Matsch scheute. Die Ratsherren Ulf und Rodovan kamen zu Besuch und brachten den Vermögensverwalter Goderich und einen Beutel Silber- und Goldmünzen aus der Schatzkammer mit. Es wurden Pläne für neue Bauten in Sonnenbühlheim geschmiedet und sie versuchten, Taiki zu überreden, in Neusalzhausen die Leitung der Tempelschule der Geistheiler zu übernehmen. Taiki bat sich Bedenkzeit aus.
    An einem besonders sonnigen Tag im April spielte Tinka draußen am Rand der Siedlung. Mirkat und Darihd hackten in der Nähe Holz. Alle Arbeitsfähigen waren beschäftigt, drinnen oder draußen. Und so kam es, dass zunächst niemand bemerkte, wie ein grauer, halbverhungerter Wolf zwischen den Bäumen auftauchte. Er torkelte leicht und ihm troff der Speichel schaumig aus dem Maul. Aufmerksam beobachtete er die Menschen und machte schnell das schwächste Ziel aus: das kleine Mädchen Tinka. Sie hockte gedankenverloren zwischen den ersten Frühblühern und sang ein kleines Lied. Nona war es, die den Wolf als Erste bemerkte, gerade als er aus seiner Deckung hervortrat und auf Tinka zulief. Entsetzt stieß sie einen schrillen Schrei aus. Alarmiert hielten die Männer in ihrer Arbeit inne und schauten sich um. Darihd sah, dass die Zeit nicht reichen würde, Tinka aus der Gefahrenzone zu bringen. Kurzentschlossen warf er mit seinem Beil nach dem Wolf, streifte ihn aber nur, so dass das Tier für einen Moment strauchelte. Doch diese Sekunden reichten für Mirkat. Als sein Freund das Holzbeil warf, rannte er schon los, geradewegs auf das tollwütige Tier zu und erschlug es mit seiner Axt im allerletzten Moment, als es schon nach dem Kind schnappte. Doch der Biss ging ins Leere.
        „Tinka, Tinka, meine Kleine, oh nein!“ Nona riss das Mädchen hoch und schloss es laut weinend in ihre Arme. „Geht es dir gut? Hat er dir was getan? Lass dich ansehen, bist du auch wirklich ganz heil?“
    Tinka weinte vor lauter Schreck und klammerte sich an Nonas Hals. Inzwischen waren auch Bennobaro und andere herbeigeeilt, das halbe Dorf war in Aufruhr. Aidan gab einem Ordensbruder den Befehl, das Tier zu verbrennen und die Überreste tief zu vergraben, und zwar so weit weg wie möglich. Er fluchte laut über diese neue Bedrohung. Wenn der Wolf besessen war, waren es möglicherweise auch die Füchse des Waldes, oder gar die Dorfhunde. Er beschloss, gleich morgen in der Frühe Läufer auszuschicken, die Warnungen in die Nachbardörfer bringen sollten.
        „Hat eigentlich einer gemerkt, dass Nona spricht?“ Mirkat musste seine Worte laut wiederholen, denn alle redeten aufgeregt miteinander. „Leute, Nona spricht! Das ist ein Wunder! Der Schock muss ihr die Zunge gelöst haben. Nach all den Jahren des Schweigens!“
    Mit zittriger, leiser Stimme sagte Nona: „Hier Benno, nimm deine kleine Schwester und bring sie ins Haus. Bei den Göttern Goros, ich kann wieder reden!“ und fiel dann in Ohnmacht.
     
        Nona und Tinka standen noch lange im Interesse. Immer wieder wollte das kleine Mädchen seine Abenteuergeschichte erzählt bekommen. Seit ihrer Rettung himmelte sie Mirkat an. Er war ihr Held, ihr Ritter in der Goldenen Rüstung! Nona machte von ihrer Fähigkeit zu sprechen regen Gebrauch. Und so kam es, dass niemand merkte, dass mit Josayah etwas nicht stimmte. Taiki, Josayah und Frido schliefen in einem Zimmer, die Betten standen notgedrungen dicht beieinander. Eines Nachts überkam Taiki ein heftiges Unwohlsein. Erst hielt er es für einen schlechten Traum. Doch dann wachte er mit Herzklopfen und üblen Kopfschmerzen auf.
        „Jo, was tust du? Du kannst doch nicht ohne meine Zustimmung….“
        „Oh doch, ich kann , “ flüsterte Josayah und zwang Taiki mit mentaler Gewalt seinen Geist auf. Mit abgrundtiefer Verzweiflung suchte er den Zugang zum Land der Taikianer. Er wollte wieder er selbst sein, wie früher einen gesunden Körper haben. Seit er dort gewesen war, in diesem herrlichen Wald, in dieser Freiheit und Stärke eines gesunden Körpers, auch wenn dieser nur eine Illusion war, konnte er
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