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Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
Autoren: Licia Troisi
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von gellenden Entsetzensschreien wider, und in heilloser Flucht stob das Heer der Freien Länder auseinander.
    Nihal zwang sich, ihr Grauen zu beherrschen, und tat alles, um die Truppen beieinander zu halten. Auf dem Rücken eines widerspenstigen Oarfs flog sie hin und her über das Schlachtfeld, trieb ihre Männer an, versuchte zu verhindern, dass sie sich zerstreuten. Aber ohne Erfolg. Das war das Ende: Auch wenn es ihren Soldaten gelungen wäre, das Entsetzen zu überwinden und gegen die eigenen toten Kameraden zu kämpfen, hätten sie keine Waffen gehabt, um diese Feinde zu töten. Nihal fühlte sich verzweifelt, machtlos.
    »Elender!«, schrie sie, gab Oarf die Sporen und jagte auf den Krieger in der scharlachroten Uniform zu, doch zwischen ihnen war eine unübersehbare Schar von Geistern. Ein Soldat, der unter ihrem Kommando gestanden hatte, tauchte vor ihr auf und blickte sie aus erloschenen Augen an.
    Unterdessen waren Sennar und Soana zum General an der vordersten Linie geeilt. »Trommelt alle zusammen, die sich noch nicht in den Kampf gestürzt haben«, rief ihm Sennar zu, »ich weiß vielleicht, wie wir sie besiegen können.«
    Der Offizier schüttelt den Kopf. »Nein, Rat. Ich lasse zum Rückzug blasen. Weitere Verluste kann ich nicht mehr verantworten.«
    Links und rechts zischten Pfeile an ihnen vorbei, doch Sennar merkte es kaum. »Auch mit einem Rückzug lässt sich ein Massaker nicht verhindern. Außerdem können wir doch das Land des Wassers nicht so leicht preisgeben.«
    »Was habt Ihr vor?«, fragte der General.
    »Es gibt da vielleicht einen Gegenzauber«, schaltete sich Soana ein, »aber er muss auf die Waffen gesprochen werden. Tut, was der Rat Euch sagt, General, um den Rest kümmern wir uns.« Die Idee war Sennar gekommen. Da die Geister der Essenz des Feuers zuzurechnen waren, konnte man sie nur durch einen Zauber, der in irgendeiner Weise mit Flammen zu tun hatte, vertreiben und ihnen die ewige Ruhe wiedergeben. Und mit diesem Zauber mussten die Waffen belegt werden.
    Alle Soldaten, die sich noch nicht in das Getümmel geworfen hatten, wurden auf dem Hochplateau versammelt. Ido und Nihal landeten, Staubwolken aufwirbelnd, nur wenig entfernt. Sie stiegen von ihren Drachen, liefen mit großen Schritten herbei und mischten sich unter die Kameraden.
    Sennar ließ den Blick über die Aufstellung schweifen: Soldaten und Krieger standen reglos mit verzerrten Gesichtern da, in den Ohren die Schreie ihrer Gefährten. Sie waren weniger als die Hälfte des gesamten Heeres, aber er musste es wenigstens versuchen. Er kletterte auf einen der Karren, auf denen Waffen transportiert wurden, sodass alle ihn sehen konnten, und reichte Soana die Hand, um ihr hinaufzuhelfen.
    »Hört mir zu«, rief er, doch seine Stimme ging im Schlachtenlärm unter. »Hört mir zu«, rief er, so laut er konnte, »wir dürfen nicht zurückweichen.«
    »Die schlachten uns doch ab«, brüllte jemand zurück, und viele pflichteten ihm bei. »Vertraut mir. Wir werden eure Waffen mit einem Zauber belegen!«, ließ sich Sennar nicht entmutigen. »Reckt einfach eure Schwerter in die Höhe!«
    Nur zwei Schwerter, das eine aus schwarzem Kristall, das andere lang, mit einer dünnen Klinge, ragten hervor aus diesem Meer von Helmen und Rüstungen. Niemand sonst rührte sich. Jetzt erkannte Sennar Idos Stimme: »Eure Kameraden sterben wie die Fliegen, verflucht noch mal. Es eilt! Jetzt hebt endlich eure verdammten Waffen!«
    Der Erste gehorchte, und bald schon wurden auf dem Hochplateau Klingen und Lanzen, Äxte und Pfeile in die Höhe gereckt.
    Sennar und Soana öffneten die Handflächen gen Himmel und stimmten eine Zauberformel an. Schon trat aus ihren Handgelenken ein purpurner Strahl hervor, stieg auf und fiel dann in unzähligen Lichtkaskaden herab, die jeweils eine Waffe überfluteten.
    Als sich die Truppen in Marsch setzten, lehnte sich Sennar erschöpft gegen den Rand des Karrens zurück. Soana ließ sich auf den Bretterboden sinken.
    Unterdessen hatte sich Nihal schon wieder auf ihren Drachen geschwungen und peitschte ihre Männer nach vorn. Sie ließen ihre Schwerter auf die Feinde niederfahren, trafen sie jetzt, und die Geister lösten sich auf wie schwerer Rauch. Dennoch war es entsetzlich. Unter den Gespenstern erkannte Nihal viele frühere Kampfgefährten, und es war fast unmöglich, auf sie einzuschlagen, wenn man in ihre Augen gesehen hatte. Immer weiter kämpfte sie sich vor, bis sie in der Ferne die scharlachrote Gestalt
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