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Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
Autoren: Licia Troisi
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erblickte, die den schwarzen Drachen ritt. Vor allem ihn galt es auszuschalten.
    Sie nahm die Verfolgung auf, ohne sich zu fragen, wieso er sich immer weiter entfernte, den Blick nur fest auf diese feuerrote Rüstung gerichtet.
    Da verlangsamte der schwarze Drache ganz plötzlich und machte scharf kehrt. Oarf schickte sich an, ihm die Stirn zu bieten, und auch Nihal war zum Angriff bereit, als sie plötzlich eine riesengroße geflügelte Gestalt auf sich zukommen sah, die so grau war wie der Soldat, der sie ritt. In seiner Körperhaltung und auch in den Augen, die unter dem Helm zu sehen waren, erkannte Nihal etwas, das ihr sehr vertraut war. Sie erschauderte.
    »Dies ist dein Feind!«, brüllte ihr der scharlachrote Krieger zu. Und im nächsten Moment schoss sein Drache in die Höhe und jagte auf die Wolken zu.
    »He! Dageblieben!«, rief sie und wollte die Verfolgung aufnehmen, doch der graue Soldat baute sich vor ihr auf, hob sein Schwert und traf sie am rechten Arm.
    Rasch entfernte sie sich ein Stück und nahm das Schwert in die Linke. Weit über ihr kreiste der Krieger in der roten Rüstung und beobachtete die Szene.
    Jetzt riss der graue Drache das Maul zu einem lautlosen Brüllen auf, schlug langsam mit den Flügeln und kam noch näher heran. Als Nihal ihr Visier anhob, um ihn besser sehen zu können, wurde sie von einem Schwindel erfasst.
    Nein. Unmöglich. Gaart ist tot. Er ist gestorben, als er versuchte, seinen Herrn zu retten. »Wer bist du?«, schrie Nihal an den Soldaten gewandt, erhielt aber keine Antwort. Die feindliche Klinge traf sie am Bein. Nihal verspürte keinen Schmerz. Sie war wie betäubt und zitterte am ganzen Leib. Nein, das ist er nicht. Das kann er nicht sein.
    Dann, auf ein Zeichen des scharlachroten Kriegers hin, nahm der Reiter mit einer mechanischen Bewegung den Helm ab. Nun gab es keinen Zweifel mehr. Zwar waren die einst kastanienbraunen Locken jetzt aschgrau und das Lächeln verschwunden, um einer ausdruckslosen Miene Platz zu machen, doch der Mann, der sie zu töten versuchte, war niemand anders als Fen ihr Lehrmeister, ihr Freund, ihre große Liebe.
    Nihal war wie gelähmt.
    Wie oft hatte sie davon geträumt, ihn wiederzusehen? Wie oft hatte sie geglaubt, sein Lachen zu hören? Und nun war er tatsächlich da. Seine grünen Augen erblickten nichts. Und doch war er es. Schon stürzte er sich erneut auf sie, und das Schwert, mit dem er in den Trainingsstunden so oft gegen sie gefochten hatte, bohrte sich zielsicher in ihre rechte Schulter.
    Nun spürte Nihal Schmerz und wie das Blut aus der Wunde troff, aber immer noch war sie zu keiner Reaktion fähig. »Fen«, rief sie mit leiser Stimme.
    Die Miene des zum Gespenst gewordenen Ritters blieb gleichgültig, sein Mund stumm. »Fen ... Ich bin es, Fen ...«, murmelte Nihal.
    Sein nächster Schlag traf sie und riss ihre Rüstung auf.
    »Du willst wohl ohne Gegenwehr sterben, Ritter!«, höhnte der rote Krieger über ihnen. Hieb auf Hieb prasselte auf Nihals Rüstung, und sie steckte jeden ein, ohne einen Laut von sich zu geben, ohne sich zu rühren.
    Irgendwann merkte sie, dass Oarf sie davontrug. Aber sie kamen nicht weit, denn ein Flammenwall aus dem Maul des schwarzen Drachen stoppte sie. »Töten oder getötet werden, Ritter«, rief der scharlachrote Krieger.
    Schlag zu, Nihal.
    Nihal schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht ...« Du willst doch nicht sterben.
    Ein zweiter Feuerstoß erfasste Oarfs Leib, und sein Wehgeschrei traf sie bis ins Mark. Warum, warum nur wurde ihr auch noch diese Prüfung abverlangt?
    »Nihal! Wehr dich endlich, zur Hölle noch mal!« Idos Stimme brachte sie augenblicklich in die Wirklichkeit zurück.
    Nihal schrak hoch und erblickte Ido mit gezücktem Schwert sowie Vesa, der sich auf den schwarzen Drachen stürzte.
    Wie eine Flutwelle erfassten sie Zorn, Wut, Verzweiflung. Nihal umklammerte das Heft ihres Schwertes und warf sich Fen schreiend entgegen.
    Mit dem Mut der Verzweiflung kämpfte sie, schlug planlos auf ihn ein und versuchte dabei, dem toten Blick dieses Mannes, den sie einst geliebt hatte, auszuweichen.
    »Ich bin es doch, Fen«, wiederholte sie mehrmals, doch Fen attackierte und parierte, parierte und attackierte stets mit demselben Gleichmut.
    Es war nicht ihre Absicht: Ihr war, als bewege sich ihre Hand ohne ihr Zutun - oder vielleicht wollte sie das auch nur glauben. Jedenfalls schob sich die schwarze Kristallklinge zwischen ihre Körper, und die Spitze drang ein in den Unterleib des
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