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Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
Autoren: Licia Troisi
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sie sich hintereinander aufgebaut und streckten die Hände in die Höhe. Nihal entdeckte auch Astrea, die Königin, die sich nicht zu schade war, gemeinsam mit den anderen Nymphen ihr Land zu verteidigen. Sie hatte sich verändert, seit Nihal sie das letzte Mal gesehen hatte. Ihre glasklare Schönheit war fast matt geworden, belastet durch einen Schmerz, der sie wohl schon lange quälte. Alles war still. Üblicherweise stimmten die Fammin, wenn sie anstürmten, ein wildes Kriegsgeschrei an, das einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Aber nun war nichts davon zu hören. Nur Stille. Nihal spürte Angst und wusste nicht so recht, wovor. Vor dem Tod sicher nicht, den hatte sie noch nie gefürchtet. Es war eine tiefere Furcht, subtil und grauenhaft.
    Dann erschien der Feind, jenseits der Grenze, im Land des Windes. Aber die Krieger des Tyrannen waren keine Fammin. Sie sahen wie Menschen aus und rückten stumm, in geordneten Reihen, fast bedächtig vor. Anstelle der üblichen schwarzen Rüstungen trugen sie nur aschgraue Brustharnische. Als sie den Schutzwall erblickten, verzogen sie keine Miene. Die Gebete der Nymphen wurden lauter, ihr Gesang melodischer.
    Nihal spürte, wie ihr das Herz heftig pochte. Zwei Krieger auf ihren Drachen erschienen am bleiernen Himmel. Einer trug einen scharlachroten Harnisch und ritt einen schwarzen Drachen, der an den Dolas erinnerte. Die Rüstung des anderen war grau, und sein Drache schimmerte milchig.
    Ein Gemurmel durchlief die Truppen.
    »Fertig machen zum Angriff!«, rief der General.
    Nihal beugte sich zu Oarf hinunter und raunte ihm mit sanfter Stimme ins Ohr: »Brav, mein Guter, brav, du hast nichts zu befürchten.«
    Auch der Drache war nervös geworden. Seine Flügel zitterten, aber nicht vor Verlangen, sich bald in den Kampf zu stürzen.
    Das feindliche Heer kam immer näher, marschierte ohne Furcht auf die Barriere zu. Viele der Soldaten schienen verletzt. Auf ihren metallenen Rüstungen erkannte man große Flecken geronnenen Blutes, und doch rückten sie ungerührt, mechanisch Schritt für Schritt vor. Erst als die vorderste Linie kurz vor dem Schutzwall stand, machten sie Halt.
    Über ihnen schwebte der Krieger auf dem schwarzen Drachen und rief jetzt, an das Heer der Freien Länder gewandt: »Heute ist ein großer Tag! Ja, ein wirklich großer Tag. Denn heute ist der Tag, da Brüder gegeneinander aufstehen, da Väter ihre Söhne erschlagen. Die rechte Hand wird gegen die linke kämpfen, und beide werden gegen den Körper wüten, zu dem sie gehören. Heute werdet ihr selbst euch töten!« Der Krieger zückte einen Dreizack, der dunkelblau und düster glitzerte, reckte ihn zum Himmel, und sogleich begannen feine blaue Blitze, die Waffe zu umspielen. »O Herr, verleihe deinem Diener die Kraft!«, rief er und schleuderte den Dreizack mit voller Wucht gegen den Schutzwall. Die Augen aller Krieger beobachteten, wie er mühelos die Barriere durchdrang und sich wenige Ellen hinter den Nymphen in den Boden bohrte. Kaum hatte er die Erde berührt, da bildete sich um ihn herum eine düstere Lichtkugel, die zu pulsieren begann und sich mit einem dumpfen Geräusch immer weiter ausdehnte.
    Die Barriere zerbarst in einer Explosion grüner Blitze. Die Nymphen und ihre Königin wurden fortgeschleudert, dann umhüllte sie die schwarze Lichtkugel, und sie schienen sich in einer Dampfwolke aufzulösen.
    Unter den Soldaten der freien Länder machte sich entsetzte Stille breit. Nichts trennte sie mehr vom Heer des Tyrannen.
    »Möge das Massaker seinen Lauf nehmen!«, rief der Anführer auf seinem Drachen, und fast lautlos gingen seine Männer zum Angriff über.
    Die Schlacht begann.
    Die Fußsoldaten der ersten Linie warfen sich auf die stummen grauen Krieger, doch als ihre Schwerter deren Leiber durchstießen, war es, als hätten sie die Luft durchbohrt. Plötzlich erkannte jeder Soldat, jeder Krieger, jeder Offizier aus dem Heer der freien Länder ein Gegenüber in den feindlichen Reihen wieder. Die einen erblickten einen alten Waffenkameraden, andere einen schon längst in der Schlacht gefallenen Offizier, wieder andere einen tödlich verwundeten Bruder. Die Verblüffung wich dem Zweifel, der Zweifel der Gewissheit, und die Gewissheit mündete in Entsetzen: Vor ihnen stand ein Heer von Toten.
    Kameraden aus den eigenen Reihen, Freunde aus früheren Zeiten. Dem Tyrannen war es gelungen, Gefallene zu Soldaten zu machen und sie noch einmal in die Schlacht zu werfen. Das Schlachtfeld hallte
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