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Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
Autoren: Licia Troisi
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Ritters, durchbohrte ihn und trat im Rücken wieder aus. Einen Augenblick lang kreuzte Nihals Blick den des Gespensts. Es war nichts darin zu erkennen. Fen löste sich auf und wurde zu Rauch, so wie an jenem Abend, als die Flammen seinen Leichnam auf dem Scheiterhaufen verzehrt hatten.
    Die Truppen der freien Länder mussten sich zurückziehen. Durch Sennars und Soanas Zauber war es ihnen zwar gelungen, die Verluste in Grenzen zu halten, nicht aber, die Oberhand zu gewinnen. Als der Tag sich neigte, stand das Ausmaß der Niederlage fest: Ein großer Teil der Steppenlandschaft, die das Land des Windes mit dem des Wassers verband, war in die Hände des Tyrannen gefallen.
    Die Überlebenden der Schlacht flohen nach Laodamea. Auf dem Hauptplatz wurde ein provisorisches Lazarett für die Verwundeten eingerichtet und in den umliegenden Straßen ein Lager aufgeschlagen.
    Die Bürger der Stadt rückten für die Soldaten zusammen und halfen mit, wo sie konnten: Die Wirte stellten ihre Schenken zur Verfügung, um dort Verpflegungsstellen einzurichten, die Frauen versorgten die Soldaten mit Wasser, Brennholz und sauberer Kleidung oder nahmen den ein oder anderen bei sich auf. König Galla öffnete seinen Palast für Ritter und Offiziere. Die Moral der Truppen war am Boden, die Lage verzweifelt. Das Land des Wassers war von feindlichen Truppen umringt, die nur noch wenige Meilen entfernt standen. Fiele es, würde es nur noch zwei freie Länder geben: das des Meeres und das der Sonne.
    Nihal wurde in den königlichen Palast gebracht. Die Wunde an der Schulter war ernst, vor allem aber schien das Mädchen sehr verwirrt zusein. Auch als sie endlich in ihrer Kammer lag, abgeschirmt von den Schmerzensschreien der Verwundeten und der Niedergeschlagenheit der Überlebenden, starrte sie weiter nur mit abwesender Miene vor sich hin.
    Laio hielt ihre Hand und redete ihr mit leiser Stimme zu, doch sie reagierte nicht. Sennar trat an ihr Lager und rüttelte sie sanft. »Als Erstes müssen wir uns mal um deine Wunden kümmern, Nihal«, sagte er. »Nihal?«, wiederholte er lauter. »Nihal, so antworte doch!« Doch Nihal antwortete nicht. Mit einem nassen Tuch säuberte Sennar ihr verschmutztes Gesicht und nahm ihr dann, mit Laios Unterstützung, die Rüstung ab. Dann untersuchte er die verwundete Schulter und behandelte sie mit einem Heilzauber.
    Laio blieb die ganze Nacht am Lager seines Ritters und wachte über ihren unruhigen Schlaf, während sich Sennar, mit Soanas und Gannas Hilfe, um die Verwundeten kümmerte. Als er bei Sonnenaufgang in den Palast zurückkehrte, traf er auf Ido.
    »Es sieht nicht gut aus, Sennar ...«, sagte der Gnom.
    »Ich weiß. Aber im Moment scheint das Heer des Tyrannen die Stellung nur halten zu wollen. Noch sind wir hier in Sicherheit.«
    »Ja, aber nicht mehr lange«, antwortete Ido.
    Am nächsten Tag bewegte sich das feindliche Heer keinen Schritt vor und keinen zurück. Die militärische Führung der freien Länder versuchte, die noch zur Verfügung stehenden Kräfte neu zu organisieren, doch das Wissen, dass der Tyrann jederzeit wieder die Geister der Gefallenen zum Kampf rufen konnte, ließ kaum einen Hoffnungsschimmer auf einen Sieg aufkommen.
    Sie saßen in der Falle. Gewiss, die Zauberer aus dem Rat der Magier hätten sich versammeln und noch einmal alle Schwerter mit dem Gegenzauber belegen können. Doch mit jeder neuen Schlacht würde man weitere Soldaten verlieren, die dann unweigerlich die feindlichen Kräfte verstärkten. Wie lange würden sie noch standhalten können? Eine Sondersitzung des Rats der Magier, im Beisein von König Galla, wurde noch für denselben Abend einberufen. Alle Drachenritter waren aufgefordert, daran teilzunehmen. Im königlichen Palast herrschte Stille. Seit Astreas Tod war von den Höflingen so gut wie nichts mehr zu sehen, und die Diener huschten lautlos wie Schatten hin und her. Gallas Trauer hatte den gesamten Palast erfasst.
    Sennar verließ seine Kammer und bog auf den Flur ein. Als er hörte, wie eine matte Stimme nach ihm rief, schrak er zusammen und drehte sich ruckartig um.
    Nihal trat ihm entgegen. Um eine Schulter trug sie einen dicken weißen Verband, und ihr Gesicht war bleich wie ein Leintuch. Sie wirkte selbst wie ein Gespenst.
    »Warum bist du denn aufgestanden?«, fragte Sennar besorgt und eilte ihr entgegen. »Ich komme mit zur Versammlung«, antwortete Nihal.
    »Unmöglich. Dazu bist du noch zu schwach, die Wunde ist noch nicht ...«
    »Das ist mir
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