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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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mich, wer ihm den Klops aufgetischt hat. Und er will wissen, ob sie, das heißt ihr diesen Sommer kommen und etwas Zeit bei ihm auf der Farm verbringen könnt.« Sie sah auf. »Na? Damit wären alle unsere Probleme gelöst, nicht wahr?«
    Lucinda starrte sie entsetzt an. »Eine Farm? Da wären wir Sklaven, Mama! Du kennst diesen Mann ja nicht mal, das hast du selbst gesagt. Vielleicht ist er in Wirklichkeit gar nicht dein Onkel. Vielleicht will er sich bloß Kinder angeln, damit sie für ihn bis zum Umfallen Kühe und Schweine melken und so.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er mit eurem Großvater verwandt ist. Und Schweine kann man nicht melken.« Mamawandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Brief zu. »Glaube ich jedenfalls.«
    »Jetzt willst du uns also auf irgend so eine … Todesranch schicken«, nölte Lucinda leise vor sich hin, dann ließ sie sich die Haare vors Gesicht fallen und schlang wieder die Arme um sich.
    Tyler mochte solche Szenen nicht, aber er konnte sich mit dem Gedanken so wenig anfreunden wie seine Schwester. »Keine Ranch. Eine Farm.« Plötzlich fiel ihm ein Bild ein, das er in seinem Geschichtsbuch gesehen hatte, ein verfallender Schuppen mitten in einer riesigen Staubwüste irgendwo in Amerika, öd und leer wie die Oberfläche des Mondes. »M-m. Kommt nicht in die Tüte.« Er glaubte nicht, dass es auf Farmen Internet gab. Von GameBoss und SkullKill hatten die wahrscheinlich noch nicht einmal gehört. »Ich werde um keinen Preis den ganzen Sommer auf irgendeine langweilige Farm gehen.« Er verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Sei doch nicht so engstirnig«, sagte Mama, als ginge es um die Frage, ob er so was Ekliges wie fritierte Calamari nicht wenigstens mal probieren wollte, und nicht darum, einen ganzen Sommer versaut zu bekommen, der damit fürs Leben verloren wäre. »Wartet ab, am Ende macht es euch noch Spaß. Ihr könntet … auf einem Heuwagen fahren. Ihr könntet vielleicht sogar etwas lernen.«
    »Klar«, sagte Lucinda. »Lernen, wie man von Hühnern totgepickt wird. Lernen, wie Leute die Gesetze gegen Kinderarbeit brechen.«
    Tyler beugte sich vor, riss Mama den Briefumschlag aus der Hand und musterte die gedrängte Handschrift. Auf der Rückseite waren unter dem Namen Tinkerfarm zwei kunstvoll ineinandergeschlungene altmodische Buchstaben –O und F, wie es aussah – und ein Absender, der die beiden Buchstaben erklärte und seine schlimmsten Befürchtungen bestätigte.
    »Mama, sieh dir das an!«, rief er und hielt ihr das Kuvert hin. »O Gott, was für ein Name! Ordinary Farm!«
    »Ja, klingt doch nett, nicht?«, sagte sie.

2
    FEUERSPEIENDE KÜHE
UND FLIEGENDE AFFEN
    M ama hatte es derart eilig, sie zum Bahnhof zu bringen, dass Lucinda ihren Fön vergaß. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie sie ohne Fön über den Sommer kommen sollte, und sie war sich ziemlich sicher, dass es so etwas Modernes und Nützliches auf einer stinkigen alten Farm irgendwo am Ende der Welt nicht gab.
    »Reg dich deswegen nicht groß auf«, erklärte ihr Tyler, als sie über den Bahnhofsparkplatz gingen. »Da wird’s nicht mal Strom geben.«
    Auf dem Weg zum Bahnsteig, wo laut der Anzeigetafel der Zug nach Willowside abfahren sollte, sah Mama dreimal auf die Uhr. »Sag mal«, maulte Lucinda, »würde es dich wirklichumbringen, wenn du zu diesem Single-Dings ein paar Minuten zu spät kommen würdest? Wahrscheinlich siehst du deine Kinder nie wieder, weil wir von irgendeiner landwirtschaftlichen Maschine verhackstückt werden.«
    »Zufällig reise ich erst morgen früh ab«, sagte Mama. »Ich will nur nicht, dass ihr den Zug verpasst.« Sie zog an einem von Tylers Rucksackgurten, damit er sich schneller bewegte, doch er entriss ihn ihr wieder. »Es ist der einzige in den nächsten Tagen, der in Standard Valley hält, es kann keine sehr große Stadt sein. Oh, gut, da steht er. Kommt, Kinder, gebt mir einen Kuss! Vergesst nicht, zu schreiben und mir alles zu berichten. Ich werde Mrs. Fleener von nebenan die Adresse der Feriensiedlung geben, damit sie mir eure Post nachsendet.«
    »Das heißt, wenn wir dir schreiben, dass wir Gefangene einer Satanistensekte sind und sie uns schlachten wollen, dann erfährst du das, wann, zwei oder drei Wochen später?«, fragte Lucinda nur halb im Spaß. Ihr war, als würden sie wie Hänsel und Gretel im Wald ausgesetzt.
    »Sehr witzig.« Mama schüttelte den Kopf. »Wenn ihr aufhören würdet, euch ständig zu beschweren, hättet ihr vielleicht sogar
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