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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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schreiben.«
    Tyler stellte SkullKill lauter, doch er wusste, es würde ihm nichts nützen. Wenn Mama und Lucinda sich stritten und er sie mit Lautstärke zu übertönen versuchte, wurden sie bloß ihrerseits lauter. Es war schon ohne das Keifen im Hintergrund schwer genug, mit blitzschnellen Vampirgnomen und fliegenden Batbots fertigzuwerden.
    »Herrje, Tyler, stell das Ding leiser!«, schrie Mama. »Nein, stell es ab! Wir müssen Familienrat halten. Sofort!«
    Tyler stöhnte. »Magst du uns nicht lieber Schläge geben?«
    Da wurde Mama richtig böse. »Als ob ich euch jemals schlagen würde! Passt bloß auf, dass ihr solche Sachen nicht vor Mrs. Peirho und ihrer Familie sagt – die denken sonst, ich bin eine Rabenmutter.« Sie stampfte zur Tür. »Ich hole die Post. Wenn ich wiederkomme, will ich, dass ihr zwei auf der Couch sitzt und mir zuhört.«
    Tyler seufzte. Er überlegte, ob er einfach abhauen und zu Todd gehen sollte. Was konnte ihn daran hindern? Mama würde ihn natürlich nicht schlagen, und wenn sie anfing zuschimpfen, würde er es schon überleben. Außerdem war er sich ziemlich sicher, dass er alles, was ihr in der Beziehung einfiel, schon x-mal gehört hatte.
    Er warf einen Blick auf seine ältere Schwester. Sie saß auf der Sofakante, die Arme um sich geschlungen und vorgebeugt, als ob sie Bauchweh hätte. Die Verzweiflung war ihr ins Gesicht geschrieben. »Du willst doch genauso wenig bei den Peirhos bleiben wie ich, Tyler«, sagte sie zu ihm. »Warum sagst du nicht mal was?«
    »Weil es nichts bringt.«
    Mama hatte ihr Ich-bin-ganz-ruhig-Gesicht aufgesetzt, als sie zurückkam, die Hände voller Prospekte und Rechnungen. Sie setzte sich mit der Post im Schoß in den Sessel. »Also, fangen wir noch mal von vorn an, ja? Statt dass wir uns anschreien, weil ihr dies nicht wollt und das nicht wollt, sollten wir vielleicht darüber reden, was sich aus dieser Situation Gutes ergeben könnte.«
    »Wann«, sagte Lucinda, »hätte sich für diese Familie aus irgendeiner Situation jemals etwas Gutes ergeben?«
    Mamas Gesicht verdüsterte sich. Tyler machte sich auf den nächsten Ausbruch gefasst – wahrscheinlich würde es ihm noch leid tun, dass er dageblieben war. Doch zu seinem Erstaunen schlug Mama die zugekniffenen Augen wieder auf und versuchte sogar zu lächeln. »Ja, ich weiß, ihr habt es schwer, seit euer Vater und ich geschieden sind. Natürlich habt ihr das …«
    Tyler blies in die Luft. Was nützte es, darüber zu reden? Durch Reden kam Papa nicht wieder und wurde Mama nicht glücklicher, auch wenn sie das glaubte. Durch Reden wurde Lucinda nicht wieder zu der älteren Schwester, die ihm am Anfang, als Papa frisch ausgezogen war, was zu essen kochte, die ihm Makkaroni mit Käse machte und sie an den Abendenmit ihm aß, an denen Mama nur vor dem Fernseher hängen und heulen konnte.
    »… Und natürlich ist es schwierig für Kinder, wenn ihre Mutter ein wenig Zeit für sich selbst haben möchte«, sagte Mama.
    Tyler spürte, wie Lucinda am anderen Ende des Zimmers dagegen ankämpfte, gleich wieder loszuschreien.
    »Es ist eine Feriensiedlung für Singles«, fuhr ihre Mutter fort, »es ist nichts Anrüchiges. Es ist ein sicherer und netter Rahmen, um jemanden kennenzulernen.«
    Lucinda verlor den Kampf mit sich selbst. »Gott, warum bist du bloß so im Druck, Mama? Das ist ja widerlich.«
    Tyler sah, wie Mamas Gesicht erschlaffte und einfiel, und sein Magen zog sich zusammen. Zur Zeit hatte er manchmal das Gefühl, seine Schwester zu hassen. Auch Lucinda sah Mamas veränderte Miene, und Scham flammte in ihrem Gesicht auf, doch es war zu spät: Es war nun einmal heraus.
    Mama begann, die Post durchzuschauen, aber sie wirkte mit einem Mal alt und ausgelaugt. Tyler fühlte sich schrecklich. Sie war vielleicht nicht die tollste Mutter der Welt, aber sie tat ihr Bestes – sie kam nur manchmal ein bisschen aus der Spur.
    »Rechnungen«, sagte Mama und seufzte. »Das ist alles, was wir kriegen.«
    »Warum können wir nicht zu Papa gehen?«, fragte Tyler unvermittelt.
    »Weil euer Vater im Moment mit seiner neuen Familie in einer sehr kritischen Phase ist – jedenfalls sagt er das.« Sie kniff die Augenbrauen zusammen. »Ich persönlich glaube, es liegt daran, dass diese Frau ihn völlig um den Finger gewickelt hat.«
    »Er will uns nicht haben, und du willst uns nicht haben«,klagte Lucinda. »Unsere Eltern leben, und trotzdem sind wir Waisen.«
    Tyler beobachtete fast bewundernd, wie Mama sich
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