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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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draußen.«
    Das hört sich nicht sehr fürsorglich an, dachte Lucinda. Eher drohend.
    Mrs. Needle wollte ihr und ihrem Bruder offenbar klarmachen, dass sie eine Feindin hatten, die die Farm nicht kampflos preisgeben würde.
    »Oh, wir werden auf der Hut sein, unbedingt«, sagte Lucinda. Sie blickte direkt in die frostigen grauen Augen und erwiderte Mrs. Needles Lächeln, zögernd zunächst, dann aber mit zunehmender Sicherheit. Und auch ihr Lächeln ging nicht bis zu den Augen.

31
    DIE NORMALE WELT
    R agnar ließ sich von Tyler überreden, einen Umweg über die Cresta-Sol-Farm zu fahren, auch wenn er ihnen genauso besorgt wie ihre Mutter vor vielen Wochen vorhielt, sie würden den Zug verpassen. Als sie in dem alten Pickup vor dem weißen Eisentor der Farm anhielten, kamen Carmen, Steve und Alma angelaufen. Tyler und Lucinda stiegen aus.
    »Wir wollten euch nur noch tschüs sagen«, erklärte Tyler.
    Niemandem war nach Lachen zumute. Carmen wehten die langen Haare in die Augen.
    »Ihr müsst uns was versprechen«, sagte Tyler. »Uns diesmal, nicht nur Ragnar und Walkwell. Ihr müsst uns versprechen, dass ihr die Sache geheimhaltet. Sonst –«
    »Ist schon klar«, sagte Alma.
    »Wir haben darüber geredet«, sagte Carmen.
    »Wir verstehen das voll«, sagte Steve. »Sonst wird alles anders werden. Für alle Beteiligten.«
    »Wir schwören, dass wir es niemand sagen«, gelobte die kleine Alma feierlich. »Niemals. Egal, was passiert.«
    »Vergiss nicht zu schreiben, Lucinda«, sagte Carmen. »Und kommt bald wieder. Damit wir mit irgendjemand drüber reden können.«
    Viel mehr fiel den Kindern nicht ein – ihre Herzen waren zu voll. Alle umarmten sich, dann stiegen Tyler und Lucinda wieder in den Wagen.

    »Ist das alles wirklich passiert?«, fragte Lucinda. »Alles?«
    »Das fragst du ständig.« Tyler sah zum Zugfenster hinaus auf die vorbeiziehenden Felder und Häuser und versuchte nachzudenken. So vieles von den Erlebnissen des Sommers verstand er noch immer nicht. »Natürlich ist es passiert.«
    »Aber sieh mal«, sagte seine Schwester. »Sieh mal, Tyler!«
    »Was denn?«
    »Nein, im Ernst.« Sie pochte mit der Hand an die Scheibe. »Sieh mal, was da draußen ist: die normale Welt. In der leben wir. Nicht im Fernsehen, nicht im Film … nicht im Märchen! Warum ausgerechnet wir?« Sie beugte sich vor und senkte die Stimme, damit der Mann mit der Baseballmütze und die Frau mit dem Strickzeug im Gang gegenüber nicht mithören konnten. »Tyler, ich bin auf einem Drachen geritten!«
    Er grinste. »Du hast an einem Drachen gehangen und geschrien wie ein Baby, wolltest du sagen.«
    »Ach, hör auf! Du weißt, was ich meine.« Sie wurde wieder leise. »Du bist in einen Spiegel gesprungen. Du bist in die Eiszeit gereist und mit einem Höhlenmädchen zurückgekommen. Sie ist eine Million Jahre alt oder so was, und sie ist in dich verliebt, Tyler!«
    »Du spinnst ja! Ist sie nicht! Außerdem, was ist mit dem schuftigen Colin? Sieht so aus, als hätte er eine Schwäche für dich, Schwesterherz.«
    Lucinda packte ihn so fest am Arm, dass es richtig wehtat. »Lenk nicht ab, du weißt, was ich meine. Wie sollen wir einfach wieder zur Schule gehen, als ob das alles nie passiert wäre?«
    Tyler schwieg eine ganze Weile. »Wir sind Astronauten«, sagte er schließlich. »Nein, wir sind heimliche Astronauten.«
    »Was heißt das jetzt schon wieder?«
    »Na ja, Astronauten fliegen zum Mond oder zum Mars oder was weiß ich, und wenn sie zurückkommen, müssen sie trotzdem einkaufen gehen wie alle andern. Sie müssen den Rasen mähen und, keine Ahnung, essen und aufs Klo gehen und so. Sie können nicht einfach sagen: ›He, ich bin auf dem Mond spaziert, ich muss nicht mehr essen und Auto fahren und solche normalen Sachen machen.‹ Stimmt’s?«
    »Vermutlich. Aber alle Leute kennen sie. Für sie werden Paraden veranstaltet, und sie werden im Fernsehen interviewt. Sie müssen nicht so tun, als ob alles normal wäre. Es ist nämlich nicht alles normal. Überhaupt nicht!«
    Zu seiner Verblüffung sah Tyler, dass Lucinda Tränen in den Augen hatte. Nach kurzem Zögern nahm er ihre Hand. »Nein, ist es nicht«, gab er ihr recht. »Aber das ist das Heimliche daran. Wie bei Agenten. Sie können nicht von einem Spionageeinsatz zurückkommen und sagen: ›Im unterirdischen Versteck von Professor Oberschuft ist mir was Irres passiert …‹, weil das eben geheim ist, nicht? Genau wie die Farm. Und wir müssen dafür sorgen, dass es
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