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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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erneut zusammennahm – sie las zur Zeit wohl wieder diese Elternzeitschriften. »Natürlich will ich euch haben«, sagte sie. »Und ich verstehe, dass ihr zwei sauer seid. Aber ich hab’s auch nicht leicht, seit euer Vater weg ist. Ich kann euch nicht den Vater ersetzen. Und wie soll ich jemand anders finden, wenn ich die ganze Zeit zu Hause im Bademantel rumsitze und mich bloß mit meinen Kindern streite?«
    »Aber warum musst du jemanden finden?«, fragte Lucinda. »Warum?«
    »Weil es rauh zugeht in der Welt da draußen. Und weil ich mich manchmal einsam fühle, versteht ihr?« Mama schaute sie beide mit ihrem aufrichtigsten tapferen Tränenrunterschluckblick an. »Könnt ihr zwei mir nicht ausnahmsweise mal helfen?«
    »Indem wir verschwinden?«, brauste Lucinda abermals auf. »Indem wir nach Schloss Stinkefuß ziehen und den ganzen Sommer Martin und Anthony dabei zuschauen, wie sie Star Wars spielen und abwechselnd Milch aus der Nase drippeln lassen?«
    »Herrje!« Mama verdrehte die Augen. »Für wen haltet ihr euch, für den König und die Königin von Rumänien? Könnt ihr nicht einmal etwas tun, das nicht haargenau nach dem Wunsch eurer Majestäten ist?« Sie stutzte und überflog den offenen Brief auf ihrem Schoß. »Gideon? Ich kenne keinen Onkel Gideon.«
    Lucinda hatte sich den Hauskater auf den Schoß genommen und hielt ihn fest, obwohl ihm das nicht sonderlich zu behagen schien. Wenn Lucinda schlecht drauf war, streichelte sie den Kater so heftig, dass sie ihm eines Tages, dachte Tyler,wahrscheinlich das Fell herunterrubbeln würde. »Können wir nicht bei jemand anders unterkommen?«, fragte sie. »Warum kann ich nicht zu Caitlin gehen? Ihre Eltern sind einverstanden.«
    »Weil sie nicht genug Platz haben, um Tyler auch zu nehmen, und dass er allein zu den Nachbarn muss, kommt gar nicht in Frage«, sagte Mama, las dabei aber den Brief und gab gar nicht richtig acht. Zwischendurch warf sie einen Blick auf den Umschlag.
    Tyler verzog das Gesicht. »Ich gucke lieber Martin Peirho beim Popelfressen zu, als dass ich den ganzen Sommer rumsitze und mir anhöre, wie du und Caitlin über Jungs redet.« Seine Schwester und ihre Freundinnen laberten die ganze Zeit nur über Musiker und Schauspieler im Fernsehen, als ob sie sie persönlich kennen würden, und über Jungen in der Schule, als ob sie die Musiker und Schauspieler im Fernsehen wären – »Ach, ich glaube nicht, dass Barton schon wieder bereit ist für eine echte Beziehung, er ist immer noch nicht über Marlee hinweg.« Tyler kotzte das an. Er wünschte, es gäbe ein Spiel, bei dem man doofe, künstliche Promitypen jagen und sie alle in Fetzen ballern konnte. Das wäre geil.
    »Hm, vielleicht bleibt euch beides erspart.« Mama hatte den seltsamen Blick, den sie immer bekam, wenn sie eine gute Nachricht hörte, die sie nicht recht glauben konnte, wie damals, als Tylers Lehrerin ihr erzählte, wie gern sie Tyler bei sich in der Klasse hatte, wie sehr er sich in Mathe anstrengte und wie gut er am Computer war. Tyler war stolz gewesen, aber weil seine Mama so überrascht tat, hatte er sich gleichzeitig gefragt, ob sie ihn eigentlich für bescheuert hielt oder was. »Anscheinend habt ihr einen Großonkel Gideon. Gideon Goldring. Von meines Vaters Seite, vermute ich. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, kann ich mich vage an ihn und Tante Grace erinnern.Aber er ist doch tot, oder?« Sie merkte wohl, dass sich das ziemlich unsinnig anhörte. »Das heißt, ich dachte, er wäre tot. Ist schon Jahre her … Hier steht, dass er Farmer ist und ein großes Anwesen in der Mitte von Kalifornien hat, und er möchte, dass ihr ihn besuchen kommt. Standard Valley heißt der Ort. Ich weiß gar nicht genau, wo das ist …« Sie verstummte.
    »Nie gehört«, sagte Lucinda. »Wer ist dieser Gideon? Irgendein verrückter alter Verwandter, und du willst uns jetzt einfach bei ihm abladen?«
    »Nein, er ist nicht verrückt.«
    »Aber das weißt du doch gar nicht!«
    »Schluss jetzt, Lucinda! Jetzt lass mich das mal in Ruhe lesen! Geduld hast du offenbar von deinem Vater gelernt.« Mama betrachtete den Brief. »Hier steht, dass er schon seit längerem vorgehabt hat, sich mit mir in Verbindung zu setzen, weil wir fast die Letzten aus der Familie sind. Er sagt, es tut ihm leid, dass er mich nicht schon früher kontaktiert hat. Und er sagt, wie er hört, habe ich zwei entzückende Kinder. Ha!« Mama bemühte sich, sarkastisch zu lachen. »Das steht hier wirklich. Ich frage
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