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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof
Autoren: Ulrike Schweikert
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gewählt wurde und dann für elf Jahre dieses Amt innehatte. Wer mehr über Hans (Johann) von Grumbach und die Würzburger Intrigen seiner Zeit erfahren möchte, dem empfehle ich meinen Roman »Die Maske der Verräter«.
    Das Frauenhaus am alten Judenfriedhof ist dokumentiert. Es wurde ursprünglich unter dem Namen Elisabethenhaus als Stiftung für zehn bedürftige Frauen gegründet. Im 15. Jahrhundert richtete der Rat dort das öffentliche Frauenhaus ein, das »Frauenhaus zum Esel« genannt wurde. Es bestand aus einem einzigen großen Raum. Erst 1497 wurde auf dem Nachbargrundstück ein zweistöckiges Haus mit einer großen Stube mit Tischen und oben sechs Kammern mit Betten gebaut. Die Geselligkeit mit Wein und Spiel war im Frauenhaus ebenso wichtig. 1497 gab es sechs Prostituierte im Frauenhaus in der Pleichacher Vorstadt, später vierzehn.
    Von 1494 ist eine Würzburger Kleiderordnung für »unzüchtige Frauen« überliefert, die ihnen prächtige und geschmückte Kleidung, hochgetürmte Schleier, Korallen, Goldstickerei und Silberschmuck verbietet, damit sie sich von den ehrbaren Frauen unterscheiden. In Stadtverordnungen anderer Städte habe ich die Anweisung gefunden, dass sich Prostituierte mit gelben Bändern oder roten Schleiern kenntlich machen müssen.
    Überlieferungen über die Frauenhauswirtin und die für sie arbeitenden Frauen in Würzburg gibt es leider nicht, sodass ich die Charaktere der Eselswirtin Else Eberlin sowie der Dirnen Gret, Jeanne, Marthe, Anna, Mara und Ester erfunden habe.
    Zum Schluss noch ein paar Worte zu den komplizierten Rechtsverhältnissen im mittelalterlichen Würzburg, in dem sich der Bischof, das Domkapitel und die Bürgerschaft gegenüberstanden und jeder seine Machtbefugnisse auszuweiten versuchte.
    Der Bischof war Landesherr und damit der oberste geistliche und weltliche Fürst der Stadt und des Landes, also des Bistums. Er war somit auch Gerichtsherr, erließ Gesetze und empfing Steuern und Abgaben. Die Domherren des Kapitels wählten den Bischof, somit versuchten mögliche Kandidaten schon früh eine Gefolgschaft unter den Domherren hinter sich zu scharen. Die Domherren waren allerdings auch als wesentliche Instanz im Oberrat an der Gesetzgebung beteiligt und wirkten bei Gerichtsverfahren mit. Sie waren mit ihren großen Höfen reich und mächtig und ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor in der Stadt, da sie eigene Handwerker, Weinberge und Felder besaßen, jedoch keine Steuern bezahlen mussten. Sie stammten meist aus dem Adel der fränkischen Ritterschaft.
    Die Bürger waren im bürgerlichen Rat und auch im Oberrat und stellten den Bürgermeister, der die Stadt bei Rechtsgeschäften vertrat. Der Schultheiß dagegen wurde vom Bischof bestimmt. Die Bürger strebten eine Selbstverwaltung der Stadt an, mit dem höchsten Ziel, eine vom Bischof unabhängige freie Reichsstadt zu werden, was ihnen aber nicht gelang. Der bürgerliche Rat durfte keine Gesetze erlassen und war in seiner Möglichkeit, politisch aktiv zu werden, sehr eingeschränkt.
    Der Oberrat wurde von den Domherren dominiert. Gericht durfte der bürgerliche Rat nur bei alltäglichen Streitereien zwischen Bürgern halten. Zeitweise war der Rat so machtlos, dass er nicht einmal über seine Tore und Verteidigungsanlagen bestimmen konnte. Der Kampf um die Schlüssel der Stadt war somit auch ein symbolischer, in dem es darum ging, sich gegenüber dem Landesherrn zu behaupten.
     

Danksagung
    Zum zweiten Mal kam ich nach Würzburg, um in seiner Vergangenheit zu kramen. Die schöne Stadt und der Fundus an Geschichten und Intrigen haben es mir angetan, und so war es ein Vergnügen, für einen zweiten Roman vor Ort zu recherchieren. Die Grundlagen hat mir Angelika Riedel von der Würzburger Stadtbücherei besorgt, und Kastellan Stephen Jüngling hat mir die Festung Marienberg nähergebracht. Ihnen danke ich herzlich. Mit Informationen über das Leben Bischof Johanns von Brunn halfen mir Dr. Ulrich Wagner und seine Mitarbeiter im Stadtarchiv Würzburg weiter, in deren Räume ich spannende und arbeitsame Tage verbrachte. Vielen Dank!
    Herzlich danken möchte ich auch meinem Agenten Thomas Montasser, der mir die Freiräume schafft, damit ich in Ruhe an meinen Geschichten arbeiten kann, und der mir immer mit Rat und Aufmunterung zu Hilfe eilt, wenn die Phantasie mal nicht fließen will.
    Ganz lieben Dank an meinen Mann Peter Speemann, der mir nicht nur meinen Computer am Laufen hält, sondern auch stets erster kritischer
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