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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof
Autoren: Ulrike Schweikert
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niederlegen und sie seinem Pfleger übergeben - Johann, meinem Bruder.
    Dann darf er seine persönlichen Sachen packen und sich auf Burg Zabelstein zurückziehen. Er bekommt sogar eine Leibrente von dreitausend Gulden jährlich zugesprochen.«
    »Das ist großzügig«, gab Elisabeth widerstrebend zu.
    »Wir wollen das Land retten, nicht deinen Vater mit den gleichen Mitteln strafen, die er seinen Gegnern zuteil werden ließ.«
    Beschämt senkte Elisabeth den Kopf. »Mein Geist sagt mir, dass ihr im Recht seid, aber mein Herz weint, obwohl es all seine Fehler kennt.«
    Albrecht legte den Arm um ihre Schulter. »Komm, lass uns ein wenig spazieren gehen, bis die Verhandlungen beendet sind. Das kann eine Weile dauern.«
    Widerstrebend folgte ihm Elisabeth durch den Hof in die Vorburg und dann zum Tor hinaus. Erst als sie das letzte Tor hinter sich gelassen hatten, blieb Albrecht stehen. Er trat einen Schritt zurück und sah Elisabeth mit ernster Miene an.
    »Vielleicht ist es dir schon aufgefallen, dass ich heute nicht das Gewand der Chorherren trage.« Sie nickte.
    »Du hast vorhin gesagt, das Schicksal deines Vaters würde auch das deine sein, aber das muss es nicht. Sieh, ich habe dir einst versprochen, mein Leben für dich zu geben, wenn es nötig ist, und das meine mit dir zu teilen, so lange es Gott im Himmel gefällt. Ich sage dir, auch heute würde ich nichts lieber tun! Daher habe ich mein Anliegen im Kapitel vorgebracht und darum gebeten, dass sie mich aus meiner Pflicht dem Domkapitel und der heiligen Mutter Kirche gegenüber entlassen. Das ist natürlich nicht so einfach und muss von höchster Stelle bestätigt werden, aber in nur wenigen Wochen bin ich wieder der Ritter, der dich liebt und sein Versprechen, das er dir gegeben hat, einlösen möchte.«
    Elisabeth umarmte ihn stumm. Es fielen ihr keine Worte ein, die sie hätte sagen können.
    Später, schwor sie sich, in der ersten, ruhigen Stunde, die wir finden, werde ich dir alles sagen, ob du es hören willst oder nicht, denn es soll k eine Geheimnisse zwischen uns geben und keine dunklen Flecken der Vergangenheit, die das Licht und die Wärme der Liebe zu überschatten vermögen. Dann, und erst dann, wenn du noch immer zu deinem Versprechen stehen willst, sage ich gerne Ja!
    Die Verhandlungen zogen sich bis zum Abend hin. Die geistlichen und weltlichen Abgeordneten redeten auf den Bischof ein, doch der blieb stur und wollte nicht einsehen, mit welchem Recht sie sich gegen ihn stellten. Immer mehr seiner Ritter und selbst die Vikare und Kapläne rückten von ihm ab und rieten ihm, den Vertrag zu unterschreiben. Konrad von Weinsberg stellte sich neben den neuen Propst und appellierte an die Vernunft des Bischofs. Als selbst seine Ritter Hans von Heneberg und Georg von Castell ihm ins Gewissen redeten, sich zu beugen, und ihn baten, sie von ihren Treueversprechen zu entbinden, fiel der Widerstand in ihm zusammen. Bischof Johann II von Brunn ließ sich Feder und Tinte geben und unterzeichnete den Vertrag seiner Abdankung, den der päpstliche Legat ihm vorlegte. Als er sein Siegel in das Wachs drückte, standen ihm Tränen in den Augen, seine Stimme aber blieb fest.
    »Den wollt Ihr mir nun sicher auch nehmen«, sagte er und zog mit Mühe den Siegelring von seinem dicken Finger. Er warf ihn auf das unterschriebene Pergament. »Schachmatt, könnte man sagen, nicht wahr? Zumindest für diese Partie.«
    »Es wird keine weitere geben, Johann«, sagte der Dompropst von Grumbach, als er Ring und Vertrag an sich nahm.
    »Warten wir es ab«, entgegnete Johann von Brunn. Statt Tränen stand nun ein kampflustiges Blitzen in seinen Augen.
    Erleichtert verließ die Delegation am Abend die Burg »Unser Frauenberg«. Zurück blieben einige Ritter und zwei Schreiber, um die Lage auf der Festung zu überwachen. Sie gaben dem Bischof Zeit, seine Sachen zu packen und Abschied zu nehmen. Drei Kutschen würde er beladen dürfen und drei Pferde aus seinem Stall aussuchen, um sie mit auf den Zabelstein zu nehmen. Auch zwei Leibdiener sollten ihn begleiten. Ob auch einige seiner Ritter an seiner Seite bleiben würden, war noch nicht abzusehen. Jeder überlegte, was in dieser Situation für ihn selbst am besten wäre. So war es an diesem Abend im Saal ruhiger als sonst. Jeder hing seinen Gedanken nach, und die Stimmung war gedrückt.
    »Nur drei Kutschen stellen sie mir zur Verfügung!«, beschwerte sich Johann von Brunn bei seiner Tochter. »Wie soll ich selbst meine wichtigsten
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