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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof
Autoren: Ulrike Schweikert
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Versprechen. Das nächste Mal würde er siegen, und dann würde Hans von Grumbach sich Bischof von Würzburg nennen.
    Ein Schauder rann durch Elisabeths Körper, und sie fröstelte. Albrecht von Wertheim wandte sich ihr zu.
    »Was ist? Ist dir kalt? Du hast eine Gänsehaut.« Er rückte ihr sorgfältig ihr Seidentuch zurecht und nahm ihre eisigen Hände in die seinen, um sie zu wärmen.
    »Nachher bekommst du einen heißen Gewürzwein. Da wird dir schnell wieder warm.«
    »Ja, sicher«, stimmte sie ihm zu.
    Warum auch nicht? Hans von Grumbach würde seine Pläne, noch mehr Macht an sich zu reißen, nicht aufgeben, doch das würde sie und ihr Leben nicht mehr berühren. Ihr Vater war vermutlich bereits auf dem Weg zur Burg auf dem Zabelstein und konnte sie nicht mehr beschützen. Albrechts Bruder würde die Regierung und Verwaltung des Bistums übernehmen. Doch sie bedurfte der schützenden Hand ihres Vaters nicht mehr. Sie hatte nun Albrecht an ihrer Seite und würde mit ihm zusammen in Sicherheit leben. Elisabeth hob die Lider und erwiderte den Blick des Propstes mit einem trotzigen Lächeln.
    Dieses wiederholte sie, als sie einige Stunden später beim anschließenden Bankett zufällig mit ihm zusammentraf.
    »Ich darf dir wohl gratulieren, Elisabeth«, sagte er und schnurrte dabei wie ein Kater.
    »Danke, Herr Dompropst. Ich gebe die Glückwünsche gern zurück - auch wenn es nicht ganz das ist, was Ihr Euch erhofft habt!«
    Seine Augen wurden schmal. »Ah, die Erinnerung ist zurückgekehrt. Dann habe ich deinen Blick vorhin im Dom also richtig gedeutet. Nun, bei großen Plänen gibt es immer Opfer. Keiner hat dir gesagt, du sollst Dinge erlauschen, die dich nichts angehen.«
    »Ich sehe, das schlechte Gewissen drückt Euch nicht sonderlich«, sagte Elisabeth.
    »Nein, das ist richtig«, gab der Propst zu. »Außerdem hattest du deine Rache bereits. Die, die dich niedergeschlagen haben, sind tot. Erstochen und erschlagen von Weiberhand, wenn meine Informationen stimmen?«
    »Ja, wir haben sie getötet, um unser eigenes Leben zu retten. Und ich weiß nun, dass es die beiden Ritter waren, die mich verfolgten, nachdem sie mich entdeckten, und die mich niederschlugen. Aber ich erinnere mich auch daran, dass ich noch einmal erwachte und Schritte hörte. Dass ein dritter Mann herantrat, den die beiden Ritter fragten, was sie denn nun mit mir machen sollten. Ich habe Eure kalte Stimme im Ohr, wie Ihr ihnen befehlt, mich zu töten. -Zieht ihr noch eine über den Schädel, dann hat sich das Problem erledigt, und verscharrt ihre Leiche an einem Ort, an dem sie niemals gefunden wird. - Das waren Eure Worte!«
    Der Dompropst neigte höflich den Kopf. »Jetzt, da deine Erinnerung zurückgekehrt ist, beweist du ein erstaunlich gutes Gedächtnis.«
    Elisabeth war noch nicht fertig. »Ihr habt überlegt, und dann kam Euch ein teuflischer Einfall. -Ich habe zwei Handlanger, denen ihr das Paket übergeben könnt. Aus Sicht der Mutter Kirche ist sie ein Kind der Sünde, das ein Grab in geheiligter Erde nicht verdient. Ich finde, der geeignete Platz für diesen Körper ist der alte Judenfriedhof in der Pleichacher Vorstadt. Gibt es einen verfluchteren Ort?«
    »Das ist alles richtig. Nur frage ich mich, was schiefgegangen ist, dass du stattdessen im Haus der Eselswirtin aufgetaucht bist. Nun gut, es ist so gelaufen, und es interessiert mich auch nicht wirklich. Du bist keine Gefahr mehr für meine Pläne - oder denkst du etwa, du könntest mich dafür zur Rechenschaft ziehen? Sei nicht albern, Kind. Dein Vater ist entmachtet und weit weg, und sonst würde dir niemand glauben - oder sich überhaupt für diese Lappalie interessieren.«
    Elisabeth unterdrückte die Wut, die sie zu überschwemmen suchte, und entgegnete ruhig: »Für Euch mag es eine Lappalie sein, mein Leben fast zerstört zu haben. Ich finde die Tat durchaus wert, Euch dafür zu strafen, doch ich weiß, dass ich außer meinem Wort nichts in der Hand habe. So bleibt mir nur die Erleichterung, dass es für mich einen Weg zurück in mein eigenes Leben gab, und die Gewissheit, dass sich unsere Lebenswege nicht mehr kreuzen werden und Ihr meinem Glück nie wieder im Weg steht.«
    Dompropst Hans von Grumbach lächelte. »Wir werden sehen. Die Wege des Herrn sind manches Mal verschlungen, doch sie führen stets zum Ziel. - Zu meinem Ziel!«
Wichtige Personen
    Elisabeth: Eine schöne, junge Frau ohne Ge dächtnis, die der Frage nachgeht: Wer bin ich, und woher komme ich? Und was
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