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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof
Autoren: Ulrike Schweikert
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Burg ›Unser Frauenberg‹ verlassen und Euch auf den Zabelstein zurückziehen.«
    »Was?« Der Bischof starrte Hans von Grumbach einige Augenblicke sprachlos an, ehe er etwas erwidern konnte. »Ihr beliebt zu scherzen! Ich denke, wir kehren nun in den Saal zurück, und Ihr und Eure Begleiter verlasst meine Burg, ehe ich mich über diese Frechheit ereifere und Euch alle in meine Kerker werfen lasse. Oder soll ich meinen Armbrustschützen befehlen, Euch alle niederzuschießen?«
    Er sah zu seinen Rittern, fand aber keine Zustimmung. Elisabeth spürte, wie einige von ihm abrückten.
    »Exzellenz, überlegt, was Ihr da sagt«, mahnte der Ritter von Castell.
    Hans von Heneberg schüttelte nur stumm den Kopf.
    »Wenn selbst der Papst einen Pfleger vorschlägt, wie können wir den Befehl ignorieren?«, fragte Konrad von Weinsberg. Nur der alte Erkinger von Saunsheim machte ein grimmiges Gesicht der Entschlossenheit und legte die Hand auf den Griff des mächtigen Schwerts an seiner Seite.
    Würde sein Sohn als Hauptmann der Wachen einen Angriffsbefehl des Bischofs an seine Männer weitergeben? Elisabeth versuchte in seiner Miene zu lesen, die nun Ablehnung und Unsicherheit zeigte. Auch ein paar der jüngeren Ritter zogen sich nun unauffällig ein Stück von ihrem Bischof zurück. Geradina gab einen winselnden Laut von sich und huschte in die Halle zurück.
    Elisabeth straffte den Rücken und stellte sich neben ihren Vater. Sie sah, wie Albrecht kaum merklich den Kopf schüttelte. Etwas an ihm war heute anders. Elisabeth kniff die Augen zusammen und betrachtete ihn, wie er da mit ernster Miene zwischen den Männern der Stadt und den verbündeten Junkern stand. Was war es nur? Die beiden Männer vor ihm rückten ein wenig beiseite, sodass sie ihn nun vom Kopf bis zu den Stiefeln sehen konnte.
    Stiefel?
    Elisabeth stutzte. Nun begriff sie, was sich an ihm verändert hatte. Er stand nicht nur bei den Junkern, statt bei den Chorherren. Er trug auch das kurze Wams und die engen Beinlinge eines Ritters. An seine Hüfte war ein Schwert gegürtet. Vielleicht hatte er ihren Blick gespürt, denn er wandte den Kopf ein wenig und sah zu ihr hinauf. Ein Lächeln voller Zärtlichkeit erhellte sein Gesicht. Seine Lippen formten ihren Namen. Für eine Weile bekam Elisabeth nicht mit, was der neue Dompropst sagte. Jedenfalls lösten sich noch ein paar Männer aus der Versammlung und kamen mit dem Probst und dem Legaten die Treppe hinauf. Albrechts Bruder war natürlich auch dabei, außerdem der Bürgermeister und zwei weitere Ratsherren. Sie begleiteten den Bischof Johann von Brunn zurück in die Halle. Hans von Heneberg ließ mehr Stühle an den Tisch schieben und schickte die Diener nach Wein.
    Elisabeth wollte den Männern gerade folgen, als eine Stimme dicht hinter ihr sie aufhielt.
    »Nicht! Das solltest du dir nicht antun.«
    Elisabeth fuhr herum. »Warum nicht? Es geht um das Schicksal meines Vaters und um meines!«
    Albrecht seufzte. »Es geht um das Schicksal eines Bischofs, der seine Macht als Herrscher über dieses Bistum zwei Jahrzehnte lang für seine eigene Bequemlichkeit und Belustigung missbraucht hat.«
    Elisabeth wusste nicht, woher der unbändige Zorn in ihr kam. »Das habe ich nicht bestritten. Dennoch ist er mein Vater, und mein Platz ist dort drin an seiner Seite.«
    Traurig schüttelte Albrecht den Kopf. »Das wäre nicht klug. Dieses Mal wird er nicht davonkommen. Unser Bündnis gegen ihn ist nun stark genug. Du kannst ihm nicht helfen. Wenn du dich jetzt dort drinnen auf seine Seite stellst, dann reißt das Schicksal auch dich mit hinab.«
    »Das Schicksal? Nein! Ihr, seine Untertanen, die sich gegen ihn erheben!«, rief Elisabeth dazwischen, doch Albrecht ignorierte den Einwurf und fuhr fort:
    »Und keiner möchte von dir verlangen, dass du dich öffentlich gegen ihn stellst. Glaube mir, es ist besser, wenn du hier bleibst und mit uns die Entscheidung abwartest.«
    Mit vor Wut blitzenden Augen blieb Elisabeth auf dem Treppenabsatz stehen. Albrecht legte ihr sanft die Hand auf den Arm.
    »Ich kann deinen Zorn verstehen. Wir lieben unsere Eltern, egal, wie sie sind, denn Gott hat dies so gewollt. Doch jetzt ist es an der Zeit, dass du dich von deinem Vater löst und Abschied nimmst.«
    Tränen standen in ihren Augen. »Was werdet ihr mit ihm machen? Ihm den Kopf abschlagen? Oder ihn in seinem eigenen Verlies verrotten lassen?«
    Albrecht lächelte. »Du hältst uns für Barbaren! Nein, er muss seine Regierungsgewalt
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