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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof
Autoren: Ulrike Schweikert
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ins Bett kommen«, bot Ester an.
    »Natürlich, unsere barmherzige Seele, unsere gute Schwester des Hauses«, keifte Marthe.
    »Lass sie in Ruhe!«, zischte Gret und zog Marthe an ihrem goldblonden Haar.
    »Nimm deine Finger weg, Feuerdämon!«, kreischte Marthe.
    Die Wirtin war wie ein Blitz über ihnen und verpasste beiden Frauen eine Ohrfeige. »Ruhe!«, donnerte sie.
    Die beiden ließen voneinander ab, warfen sich jedoch noch giftige Blicke zu. Die junge Frau auf dem Bett starrte sie entsetzt an.
    »Was glotzt du so?«, fauchte Marthe.
    Else hob die Augenbrauen. »Hast du noch nicht genug? Ich kann auch den Riemen holen, wenn du das mal wieder nötig hast.«
    Die schöne Blonde senkte den Blick. »Nein, Meisterin, das ist nicht nötig«, murmelte sie. Gret verbarg ein Grinsen hinter ihrer Hand. Auch sie war mit Sommersprossen bedeckt.
    Else wandte sich wieder dem Bett zu. »Ja, was machen wir mit dir? Als Erstes werde ich dir ein paar Kleider heraussuchen. So kannst du ja nicht herumlaufen. Und Schuhe brauchst du auch. Dann bekommst du ein Linnen und eine Decke. Sieh zu, dass du sie sauber hältst. Jeder ist für seine Wäsche selbst verantwortlich. Wenn du sonst noch etwas benötigst, dann wende dich an mich. Wir essen zweimal am Tag gemeinsam. Morgens gibt es Milchsuppe oder Mus, abends einen warmen Eintopf und Brot. Der gute Wein ist nur für die Gäste. Die Mädchen zeigen dir, welches euer Fass ist. Fürs Erste kannst du allein in diesem Bett schlafen. Wenn es dir besser geht, können wir die Betten neu verteilen.«
    Die namenlose Frau lächelte und sagte warm: »Du hast ein christlich gutes Herz, ich danke dir! Wie kann ich dir das jemals vergelten?« Die anderen Frauen warfen einander Blicke zu.
    Die Wirtin mied die graugrünen Augen. »Das werden wir dann sehen«, murmelte sie nur und scheuchte dann ihre Frauen davon. »Nun aber marsch in eure Betten, sonst werdet ihr meinen Zorn erleben!«
    Die Frauen erhoben sich und klopften sich die Binsen aus den Hemden.
    »Wie sollen wir sie denn nennen, wenn wir ihren Namen nicht wissen?«, wollte die mollige Jeanne wissen.
    »Wir müssen ihr einen Namen geben«, stimmte Gret zu.
    Die Wirtin nickte. »Ja, das ist eine gute Idee. Hast du einen Vorschlag?«
    Die Rothaarige zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht recht. Vielleicht Maria? Oder Susanne? Oder Afra?«
    Sie sah zu der jungen Frau im Bett, doch die zuckte nur hilflos mit den Schultern.
    »Barbara? Johanna? Margret?«, schlug Anna vor, doch auch diese Namen lösten keine Reaktion aus.
    »Was ist?«, drängte die Wirtin. »Entscheide dich, oder wir suchen einen für dich aus.«
    »Ursula oder Margarete?«, fuhr Gret fort. »Vielleicht Luzia? Brigitta oder Elisabeth?«
    Die Frau im Bett zuckte zusammen. Elisabeth. Ein warmes Gefühl durchflutete sie.
    Sie sah in ihrem Geist ein kleines Mädchen mit strengen, blonden Zöpfen auftauchen. Es saß im Heu, ein kleines Kätzchen an die Brust gedrückt. Wie wunderbar frisch das Heu roch!
    »Elisabeth! Wo bist du?« Eine Frauenstimme durchbrach den Frieden. Das Kind duckte sich hinter den Heuberg, doch da hörte es eine Tür quietschen, und helles Sonnenlicht flutete herein. Schwere Schritte näherten sich. Ein geschürzter Rock mit schmutzigem Saum tauchte in ihrem Blick feld auf und ein paar geschwollene Füße, die in ausgetretenen Schuhen steckten. Sie hörte den keuchenden Atem der dicken Frau.
    »Elisabeth! Hast du mein Rufen nicht gehört?«
    Der Vorwurf war nicht zu überhören. Das Kind ließ den Blick weiter auf Saum und Schuhe gesenkt und schüttelte den Kopf, obwohl es den Ruf natürlich deutlich vernommen hatte.
    Mit einem Stöhnen beugte sich die Dicke herab und wand das Kätzchen aus ihren Händen. Die Finger schlossen sich um den dünnen Kinderarm.
    »Komm jetzt! Dein Vater kann jeden Augenblick zurückkommen!«
    Sie zerrte das Mädchen auf die Beine und zog es hinter sich her ins grelle Sonnenlicht hinaus.
    »Ja, er kommt. Die ersten Boten sind schon am frühen Morgen eingetroffen. Der Feldzug ist vorüber. Das Heer kehrt zurück. Dein Vater ist wohlauf.«
    »Hat das fränkische Heer denn gesiegt?«, wollte das Mädchen wissen, während es neben der Dicken herstapfte.
    Sie brummte unwillig. »Über so etwas weiß ich nicht Bescheid. Ich bin nur eine einfache Magd und froh über jeden Mann -sei er nun Bürger oder Ritter -, der unbeschadet aus Böhmen zurückkehrt und dem diese Ketzer nicht den Bauch aufgeschlitzt haben.«
    »Was ist?«, drängte
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