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Die Diktatorin der Welt

Die Diktatorin der Welt

Titel: Die Diktatorin der Welt
Autoren: Kurt Mahr
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dritten Universums! Jernigan ... und wer noch? Zwei Wissenschaftler. Er selbst ... und wer? Dado? Felip?
    »Drei von euch«, fuhr Nenu fort, »kamen unfreiwillig hierher. Die Frau diente als Lockvogel. Ich wußte, daß andere sich aufmachen würden, um sie zu retten. Einer der Wissenschaftler und ein Agent übernahmen diese Aufgabe. Zurück ließen sie den letzten, der mir gefährlich werden konnte. Er wurde in Sicherheit gebracht. Die beiden Ritter fanden den Weg zu dieser Welt unerwartet schnell, so schnell, daß sie meinen teuren Marschall Karrol einige Male in Verlegenheit brachten. Aber er blieb auf ihrer Spur. Seiner Genialität ist es zu verdanken, daß sie schließlich gefaßt wurden.«
    Der teure Marschall Karrol machte eine devote Verbeugung.
    »Nicht nur das«, fuhr Nenu fort. »Ihre Gefangennahme wird unsere Wissenschaft bereichern. Sie bedienten sich eines höchst nützlichen Geräts«, sie hielt die beiden Mikropunktoren in die Höhe, »das uns zustatten kommen wird.«
    Ken warf Jernigan einen fragenden Blick zu. Er hatte nicht gewußt, daß Jernigan einen Mikropunktor trug. Jernigan hatte nie darüber gesprochen, welchen Mechanismus er benutzte, um die Wahrnehmungszentren seines Robotgehirns zu aktivieren. Jernigan bemerkte seinen Blick nicht. Er sah nach wie vor zu Boden.
    Das vage Gefühl, daß etwas nicht in Ordnung war, nahm an Intensität zu. Ken hörte Nenu nur noch mit halbem Ohr.
    »Jetzt, Karrol, rufen Sie eine Wache! Der Augenblick der Abrechnung für die Feinde des Volkes ist gekommen. Wir müssen dafür sorgen, daß ...«
    Sie hielt inne. Ken sah auf. Nenu starrte zur Seite, die Augen vor Schreck geweitet. Er folgte der Richtung ihres Blicks. Die Ungewißheit, die ihn gequält hatte, löste sich auf.
    Jernigans Kopf war vornübergesunken. Der hagere Körper des Roboters schwankte. Einen endlosen Augenblick lang hing er schräg über die Kante des Stuhls. Dann stürzte er zu Boden.
    Das war, was Nenu übersehen hatte.
    Ein Roboter brauchte keinen Mikropunktor, um seine Wahrnehmungszentren auf eine andere Universenserie zu öffnen.
    Jernigan hatte sich Nenus Zugriff entzogen.
     
    *
     
    Nenu begriff die Bedeutung des Vorgangs unverzüglich. Sie sprang auf.
    »Karrol!« gellte ihre Stimme, von Panik erfüllt. »Sorgen Sie dafür, daß diese vier Verräter liquidiert werden. Und lassen Sie den fünften verfolgen. Unverzüglich!«
    Sie stürmte davon. Die Tür zwischen Seiten- und Stirnwand öffnete sich vor ihr. Für eine Zehntelsekunde sah Ken in einen hell erleuchteten Raum, der mit blitzenden Geräten und großen Schaltbänken ausgerüstet war. Dann war Nenu verschwunden. Karrol eilte zur andern Tür. Sie glitt zur Seite. Er schrie:
    »Wache ...!«
    Dann geschah das Unglaubliche. Aus dem Halbdunkel jenseits der Tür löste sich ein Schatten. Karrol wich zurück, die Arme zur Seite gestreckt, das Gesicht zu einer Grimasse namenlosen Entsetzens verzerrt.
    Der Schatten trat ins Licht.
    Waale Hills stöhnte auf.
    Kens Blick wanderte wie ein Pendel zwischen Jernigans leblosem Körper und dem Mann an der Tür hin und her.
    Der Mann war Jernigan.
    Marschall Karrol brach zusammen.

 
14
     
    Jernigan übernahm das Kommando. Er duldete keine Fragen. Karrol war inzwischen zu sich gekommen.
    »Sie sind wahnsinnig!« gurgelte er. »Der Palast steckt von oben bis unten voll Wachen. Sie haben nicht die geringste Chance ...«
    Jernigan winkte ab.
    »Mindestens drei Viertel aller Wachen sind abgezogen worden; um den Aufruhr in der Stadt zu bekämpfen. Wo ist Nenu?«
    Karrol wußte es nicht. Er deutete auf die Tür, hinter der Nenu verschwunden war. Jernigan öffnete sie. Auf einer Art Bahre vor einem großen Schaltpult lag Nenu, reglos. Die Kontrollampen des Pultes glommen grün. Nenus Hände hielten die beiden Mikropunktoren fest umklammert. Jernigan brach den harten Griff der Finger.
    Felip, Waale, Dado und Ken hatten sich von ihren Stühlen erhoben. Der wilde Schmerz war vergessen. Vor dem fünften Stuhl lag reglos der Körper des Roboters.
    »Nenu hat sich zurückgezogen«, verkündete Jernigan, als er aus dem Schaltraum zurückkehrte. »Wohin wendet sie sich gewöhnlich, wenn sie von hier verschwindet?«
    Die Frage war an Karrol gerichtet. Karrol wußte es nicht. Ken war geneigt, ihm zu glauben. Karrol war ein geschickter Geheimdienstchef, aber er gehörte nicht zu Nenus eigentlichen Vertrauten – wie Linth und Kori. Linth und Kori wußten von der schwarzen Welt.
    Er teilte Jernigan seine Vermutung
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