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Die Diktatorin der Welt

Die Diktatorin der Welt

Titel: Die Diktatorin der Welt
Autoren: Kurt Mahr
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Lauf in die Höhe ...
    Und spürte einen leisen Stich in der rechten Schulter, von dem lähmender Schmerz über den ganzen Körper ausstrahlte. Das Bild vor seinen Augen verschwamm. Er sah den alten Mann schwanken und sich in Nichts auflösen. Es wurde dunkel. Er versuchte, den Auslöser zu drücken, aber der Finger hatte keine Kraft mehr.
    Er stürzte. Den Aufprall spürte er nicht mehr.

 
13
     
    Es war, wie es angefangen hatte.
    Er saß auf einem Stuhl, unfähig sich zu rühren, und vor ihm, bequem in einen weichen Sessel gestreckt, saß Nenu.
    Schmerz wühlte in jeder Faser seines Körpers. Eine einfache Drehung des Kopfes kostete ihn soviel Mühe, daß ihm der Schweiß von der Stirn troff. Aber die Anstrengung war nicht umsonst. Er sah, daß er nicht allein war.
    Neben ihm standen vier weitere Stühle. Auf ihnen saßen Waale Hills, Dado Großman, Felip Gutierr und Alf Jernigan, in dieser Reihenfolge. Es schien ihnen nicht besserzugehen als ihm. Sie hielten die Augen geschlossen, und Dados Gesicht war schmerzverzerrt. Eine Welle impulsiver Zärtlichkeit durchströmte Ken, und in ihrem Kielwasser kehrte ein Teil des unbändigen Zorns zurück, den er empfunden hatte, bevor er das Bewußtsein verlor.
    Das Spiel war aus. Nenu lächelte in gehässiger Selbstzufriedenheit, als sie seinen Blick bemerkte. In der Hand hielt sie zwei Mikropunktoren. Kens Hand fuhr unwillkürlich zum Hals, eine Bewegung, die ihm die Schulter aus dem Gelenk zu reißen drohte.
    Sein Mikropunktor war verschwunden. Nenu hatte dafür gesorgt, daß er ihr nicht in einem unbewachten Augenblick zwischen den Fingern hindurchschlüpfte. Neben Nenu stand in einer Haltung, die Ergebenheit und Unterwürfigkeit ausdrückte, der schmale, alte Mann, dem sie ihren Triumph zu verdanken hatte.
    Kens Blick wanderte weiter. Der Raum, in dem er sich befand, war fensterlos. Die Decke bestand aus Fluorplatten, die gedämpftes, gelbliches Licht verbreiteten. Es gab kein Mobiliar außer Nenus Sessel und den fünf Stühlen. Die linke, schmale Seitenwand des viereckigen Raums enthielt eine Tür. Eine weitere Tür befand sich an der rechten Seitenwand, nahe der Stirnwand, vor der Nenus Sessel stand.
    Waale Hills öffnete mit einem schmerzlichen Seufzer die Augen. Ken hörte, wie er sich unruhig bewegte.
    »Was ist ...«
    Nenu lachte auf, ein häßliches, sadistisches Lachen.
    »Du bist am Ziel deiner Träume, närrischer alter Mann!« rief sie. »Du sitzt vor Nenu. War es nicht das, was du dir all die Jahre über sehnlichst wünschtest?«
    Waale gab ein unartikuliertes Brummen von sich. Nenus harte Stimme hatte auch die andern aus ihrer Starre geweckt. Ken sah zur Seite. Der Schmerz, den die Bewegung verursachte, wurde immer geringer, je öfter er sie ausführte. Dado starrte mit großen, ungläubigen Augen auf ihr Gegenüber. Felip und Jernigan hielten den Blick gesenkt.
    Etwas an Jernigan verwirrte Ken. Er wußte nicht, was es war. Es schien in seiner Haltung zu liegen, oder darin, wie er gelangweilt zu Boden blickte, als ginge ihn dies alles nichts an.
    Seine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt. Nenu fuhr fort zu sprechen, und ihre Stimme ließ erkennen, wie sehr sie diesen Augenblick genoß.
    »Die Stunde der Abrechnung ist gekommen«, verkündete sie. »Vor mir sitzen die Gegner dieser Welt, die Feinde des Volkes, die Reaktionäre gegen die Politik meiner Regierung. Alle, ohne Ausnahme. Wenn diese Stunde vorüber ist, werde ich keinen ernstzunehmenden Feind mehr haben.«
    Sie lächelte. Selbst in diesem Augenblick der Erniedrigung fand Ken ihre Schönheit faszinierend.
    »Wie konntet ihr jemals hoffen, mich niederzuzwingen! Zwei Wissenschaftler aus einem weit entfernten Universum, die durch Zufall das Prinzip der simultanen Universen entdeckten und die Erkenntnis zu ihrem privaten Nutzen auszuwerten gedachten. Zwei Agenten eines dritten Universums, die um ihre Posten fürchteten und den unaufhaltsamen Vormarsch meiner Macht steuern wollten. Und ein armer, alter Narr, der von den simultanen Universen keine Ahnung hat und in seiner geistigen Verwirrung nichts anderes im Sinne führt, als sich für ein vermeintliches Unrecht zu rächen, das ihm einst geschah. Obwohl er dank meiner Nachsicht einen Posten erhielt, der ihn zum reichen Mann machte.«
    Kens Verstand arbeitete auf Hochtouren. Nenu litt an krankhafter Megalomanie, das brachten ihre Worte deutlich genug zum Ausdruck. Aber sie war nicht verwirrt genug, um nicht zu wissen, was sie sagte.
    Zwei Agenten eines
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