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Die Dichterin von Aquitanien

Titel: Die Dichterin von Aquitanien
Autoren: Tereza Vanek
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Champagne, Emma d’Anjou und diverse andere Damen erwähnt. Man nimmt daher an, dass er sich an Aliénors Hof in Poitiers befand, doch ist das nicht erwiesen. Sein Text wirkt an einigen Stellen satirisch, und es ist unklar, inwieweit er korrekte historische Angaben enthält.
    Cadell ap Gruffydd war der älteste Bruder des walisischen Nationalhelden Rhys ap Gruffydd, der seinen Ruhm der Tatsache verdankt, dass er den Anglonormannen erfolgreich
Widerstand bot und schließlich zu Henris Verbündetem wurde, was als Zeichen von Anerkennung seitens des Königs zu sehen ist. Wie von mir beschrieben, geriet 1151 Cadell in einen Hinterhalt normannischer Ritter, die ihn so übel zurichteten, dass er sich nicht mehr aktiv am Geschehen beteiligen konnte. Er trat eine Pilgerreise nach Rom an. Danach wird nur noch sein Tod etwa 1175 erwähnt. Seine Ehe mit Marie und auch den geplanten Verrat an Rhys habe ich erfunden, und es ist durchaus möglich, dass der echte Cadell trotz seines harten Schicksals ein angenehmer Mensch gewesen ist.
    Ich habe auch mehrere sehr bekannte historische Persönlichkeiten in diesem Buch auftreten lassen, deren Lebenslauf recht gut dokumentiert ist. Allerdings gibt es keine Tagebücher oder persönlichen Briefe dieser Menschen, aus denen ihre Gedanken und Gefühle hervorgehen würden. Chronisten haben ihren Charakter beschrieben, aber diese Angaben sind natürlich subjektiv und manchmal widersprüchlich. Man kann daher nur aus ihren Handlungen darauf schließen, was sie wirklich bewegt haben könnte. Ich stelle auch hier nicht den Anspruch, dass meine Interpretation unbedingt der historischen Wahrheit entspricht.
    Henri II. gilt als einer der einflussreichsten Herrscher seiner Zeit. Er ist in der Geschichtsschreibung aber nicht immer gut weggekommen und wurde bereits von Zeitgenossen als Tyrann bezeichnet. Das liegt in erster Linie an der Ermordung von Thomas Becket, doch ist keineswegs erwiesen, dass er sie wirklich wollte. Heutzutage wird der Märtyrer Becket viel kritischer betrachtet und von einigen Historikern gar als nörgelnder Querulant beschrieben. Henri hat daher eine Aufwertung erfahren. In vielerlei Hinsicht scheint er sehr fortschrittlich: Er förderte die Kunst und Wissenschaft, verhielt sich sehr tolerant gegenüber Juden und ermöglichte
begabten Jungen aus einfachen Verhältnissen eine Schulbildung und sogar eine Karriere an seinem Hof. Der Grund dafür war aber nicht unbedingt Menschenliebe, sondern schlichter Pragmatismus: Henri wollte Leute um sich haben, die ihm nützlich waren. Wer es jedoch wagte, sich gegen ihn aufzulehnen, wurde mit unerbittlicher Härte bestraft. Die Wutausbrüche des Königs waren gefürchtet. Henri ließ Menschen hinrichten, blenden, kastrieren und in Kerkern verhungern. Ein solches Verhalten war bei mittelalterlichen Herrschern aber völlig normal. Wer nicht so hart auftrat, wurde nicht unbedingt als gütig, sondern als schwach angesehen. Henris kompromisslos autoritäres Benehmen könnte aber einer der Gründe gewesen sein, warum er zu seinen Kindern - den Söhnen vor allem - ein ziemlich schlechtes Verhältnis hatte. Nach seinem Tod raubten Diener den Leichnam aus, und manchmal wird daher höhnisch angemerkt, dass er so einsam starb wie die meisten Tyrannen.
    Über seinen Sohn Richard gibt es sehr konträre Beurteilungen. Er ging als edler Ritter und guter König in Legenden ein. Historiker hingegen sahen ihn oft viel kritischer und arbeiteten daran, Richard Löwenherz, den Kreuzritter, von seinem Podest zu stürzen. Doch eine Beschreibung als primitiver, brutaler Kriegstreiber wird ihm auch nicht wirklich gerecht. Richard soll eine eindrucksvolle Erscheinung gewesen sein, war ein exzellenter Kämpfer, ein geschickter militärischer Stratege und darüber hinaus auch ein recht begabter Poet. Daher entsprach er dem Ideal seiner Zeit und wurde von Troubadouren besungen. An Grausamkeit mangelte es aber auch ihm nicht. Er wird in einigen Quellen als Vergewaltiger beschrieben, soll während des Kreuzzugs für üble Gemetzel an der Bevölkerung verantwortlich gewesen sein und ging ebenso erbarmungslos gegen Aufständische vor wie sein Vater. Aber auch er war ein Kind seiner
Zeit und sollte nicht einfach nach heutigen Maßstäben beurteilt werden.
    Eine sehr kontrovers diskutierte Frage ist Richards sexuelle Orientierung. Die These, er sei homosexuell gewesen, wurde erst Mitte des 20. Jahrhunderts publiziert und beruft sich auf einige Quellen. Er soll vor dem
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