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Die Daemonin des Todes

Die Daemonin des Todes

Titel: Die Daemonin des Todes
Autoren: Christopher Golden , Nancy Holder
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dem Beifahrersitz Platz nahm.
    Dann kam der unausweichliche spannende Moment, in dem sie sich fragte, ob das Gilesmobil anspringen würde. Wieder einmal staunte Buffy, als der Motor stotternd zum Leben erwachte. Dann waren sie auch schon unterwegs.

    Joyce Summers saß allein zu Hause am Küchentisch, auf dem sich der Papierkram stapelte, hörte dem Regen zu und fragte sich, wann Buffy heimkommen würde. Während sie die nachtschwarzen Fenster anstarrte, spürte sie, wie sich ein neuer Hustenanfall ankündigte, und versuchte ihn zu unterdrücken. Sie hatte schon seit Tagen Husten und Schnupfen, dabei war jetzt ein denkbar schlechter Zeitpunkt für eine Erkältung. In der Galerie wartete eine Unmenge Arbeit auf sie. Seit über zwei Monaten war sie mit den Vorbereitungen für die malaysische Scherenschnitttheater-Ausstellung und den Empfang des Künstlers beschäftigt. Sie arbeitete zu viel, das stand fest. Aber es würde eine wundervolle Ausstellung werden.
    Sie nippte an ihrem Tee, der inzwischen lauwarm war. Ihr ging es nicht besonders gut, und um die Wahrheit zu sagen, sehnte sie sich ebenso sehr nach Buffys Gesellschaft wie nach der Gewissheit, dass ihr Kind sicher und im Warmen war.
    Es war schwer, eine Mutter zu sein, aber noch schwerer war es, die Mutter der Auserwählten zu sein, des einzigen Mädchens in jeder Generation, das gegen die Mächte des Bösen antritt. Zuerst hatte Joyce Buffy nicht geglaubt, dass sie eine Vampirjägerin war, und sie mit ihrer Skepsis schließlich aus dem Haus getrieben. Die Folge dieses mangelnden Vertrauens war ein ganzer Sommer gewesen, in dem sie gehofft und gebetet hatte, dass ihre verschwundene Tochter nicht tot war und wieder nach Hause kommen würde.
    Aber während sich die Tage und Nächte in quälender Ereignislosigkeit dahinschleppten, hatten kurze Anfälle lähmender Panik - sie ist ermordet worden, sie wird nie mehr nach Hause kommen - ihre grimmige Entschlossenheit erschüttert, nicht zusammenzubrechen. Ihr war bis zu diesem Moment nie der Gedanke gekommen, dass sie möglicherweise ihr Kind überleben würde, ein Albtraum, der, wie sie angenommen hatte, schlechten Eltern vorbehalten war. Gleichgültigen Eltern, pflichtvergessenen Eltern. Trotz ihrer Mitarbeit im Straßenkinderasyl hatte sie das Gefühl, dass es ganz allein ihre Schuld sein würde, wenn Buffy etwas… Schlimmes zustieß.
    Aber die Schuldgefühle hatten keine Priorität gehabt. Im Gegensatz zur Suche nach Buffy. Giles hatte das Land nach ihr durchkämmt, während Joyce die ihrer Meinung nach schwierigere Aufgabe übernahm, neben dem Telefon zu warten. Um bei jedem Laut zusammenzufahren, sich einzubilden, sie hätte jemand an der Tür gehört.
    So wie jetzt.
    Welche Mutter konnte es ertragen, Nacht für Nacht tatenlos zu warten, während ihr Kind in Gefahr schwebte? Und dennoch war es genau das, was von ihr verlangt wurde.
    Sie hustete wieder. Sie war müde und ihre Brust tat weh. Ihr Hals war wund. Sie wollte nur noch schlafen.
    Eine Erkältung, dachte sie finster. Kein Wunder bei all dem Regen.
    Ihre Gedanken kehrten zu den glücklicheren Zeiten zurück, als Buffy klein gewesen war und sie und Hank noch geglaubt hatten, dass alle glücklichen Ehen ewig währten, vor allem ihre eigene. Ihr Exmann hatte auf Hühnersuppe geschworen, wenn sie krank war, und ihr einen dampfend heißen Teller auf dem Korbtablett serviert, das er von den Philippinen mitgebracht hatte. Sie erinnerte sich noch gut an den salzigen Geschmack.
    Dann war die Ehe zerbrochen, recht schnell sogar, und sie wurden geschieden. Er war in Los Angeles geblieben. Und obwohl sie wusste, dass Buffy sich die Schuld an der Trennung ihrer Eltern gab, konnten die beiden niemand anderem als sich selbst die Schuld geben. Sie waren die Erwachsenen. Buffy war das Kind.
    Ruhelos und gereizt stand Joyce auf und trat an den Kühlschrank, hauptsächlich, um irgendetwas zu tun. Sie war nicht besonders hungrig. Überhaupt hatte sie in der letzten Zeit nur wenig Appetit gehabt.
    Vielleicht sollte ich ins Bett gehen, dachte sie. Aber seit sie erfahren hatte, dass Buffy die Jägerin war, hatte sie sich angewöhnt, erst dann zu schlafen, wenn ihr Mädchen zu Hause war.
    Sie hustete wieder, heftiger diesmal. Sie nahm ein Papiertaschentuch aus der Box neben ihrem Tischrechner und wischte sich über die Lippen. Der Kupfergeschmack von Blut erfüllte ihren Mund, und sie tupfte ihre Zunge mit dem Tuch ab.
    Ihr stockte der Atem, als sie es betrachtete.
    Ich huste
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