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Die Crock-Expedition

Die Crock-Expedition

Titel: Die Crock-Expedition
Autoren: J. T. McIntosh
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»Sie brechen mir das Herz. Ich meine es ernst. Und Sie würden doch nicht unter einem Captain mit gebrochenem Herzen dienen, oder?«
    Erst später fiel ihm auf, daß seine letzte, schnippische Entgegnung mindestens drei Deutungen zuließ.
     
    Nachdem er in die 427 zurückgekehrt war, gab es für ihn nichts zu tun. Rachel, in der Düsternis, dem Gestank und der Unwirklichkeit des Überlichttriebwerks, konnte kaum ein Drittel der Arbeit erledigt haben, aber ihr zu helfen war er außerstande. Der Raum war zu eng für zwei Personen, und sie hatte ihre Wahl getroffen.
    Es gab immer noch Suzy. Er rief sie an und erhielt die stets gleiche Antwort. »Natürlich, Ken, du kannst sofort raufkommen.«
    Blake erklomm den Bug des Schiffs, in dem Suzys Quartier lag. Als er eintrat und – rein gewohnheitsmäßig – die Tür hinter sich abschloß, saß sie im Zwielicht auf dem Diwan, ein Tuch über ihren Schultern – und dann wandte sie sich um und lächelte ihm zu.
    Er hielt den Atem an.
    Natürlich war sie schön und hatte eine makellose Figur, das verstand sich von selbst. Aber diesmal hatte sie sich wirklich ungewöhnliche Mühe gegeben. Sie hatte sich zum Rotschopf gemacht, wie Rachel, doch ansonsten ähnelte sie Rachel sowenig wie nur vorstellbar. Rachel besaß die Nase einer Patrizierin, Suzys Nase war stumpf und keck. Rachel hatte dünne, vornehme Brauen, Suzys Brauen waren schwarz, dick und sinnlich. Rachel war blaß, Suzy dagegen ganz rosa und braun.
    Und nachdem sie ihr Gesicht gezeigt hatte – ein kleiner Triumph für sie, denn sie hatte sich mit einem ausgestattet, das perfekt wirkte, obwohl es restlos aus Unzulänglichkeiten bestand –, ließ sie langsam das Tuch von ihren Schultern gleiten und Blake sehen, daß ihre Aufmerksamkeit auch ihrem Körper gewidmet worden war.
    Rachel war hager und steif; Suzy hatte sich weich gemacht, ihre schlanke Taille zwar erhalten, aber durch schwellende Hüften und pralle Brüste ergänzt. Falls Rachel überhaupt etwas so Vulgäres wie einen Unterleib besaß, was man getrost bezweifeln konnte, so war er hart wie ein Brett und mindestens ebenso flach; Suzy jedoch hatte einen unverhohlen runden Bauch, herausfordernd geformt und straff.
    »Prächtige Arbeit, Suzy«, sagte er.
    Sie ließ sich sinnlich auf den Rücken sinken und wand ihren Oberkörper auf erregende Weise. »Es hat mir einige Schwierigkeiten bereitet«, bekannte sie. »War es sie wert?«
    »Ja«, sagte er. »Und es war sehr geschickt.«
    »Geschickt?« wiederholte sie erheitert, während sie sich umdrehte, um ihm weitere Reize darzubieten.
    »Dich zur Antithese von Rachel zu machen. Naturgemäß haben wir alle etwas für Rachel übrig. Aber ebenso naturgemäß ist das etwas anderes. Wie Rachel zu sein oder anders als sie – beides ist gleichermaßen geschickt von dir.«
    »Daran habe ich nicht gedacht.«
    »Gewiß.« Wie auch immer, er war nicht zum Plaudern gekommen. Mit Suzy zu reden, war nicht erforderlich. Er hob sie an seine Brust und trug sie zum Bett – nicht in der Absicht, sich lediglich rasche Erleichterung zu verschaffen, sondern um buchstäblich mit ihr zu schlafen. Natürlich machte es ihr nichts aus. Wahrscheinlich gefiel es ihr. Sie war gewissenhaft, man hatte dafür gesorgt. Je länger ein Mann bei ihr zu bleiben wünschte, um so besser gefiel es ihr.
    Sie wußte nun, daß er es nicht eilig hatte, daß er sich Zeit lassen wollte.
    Und natürlich war sie willig.
    Es gab keine Möglichkeit festzustellen, daß sie bloß eine Maschine war, außer man schnitt sie auf und enthüllte ihre nichtorganischen Innereien. In Suzys Fall reichte die Schönheit lediglich etwas tiefer als die Haut dick war. Sie konnte bluten, falls es erforderlich war (schließlich konnten einige Liebhaber Spaß daran haben!), und Blutergüsse erleiden und sogar schwitzen, doch letzteres tat sie stets sehr diskret, gerade genug, um den Anschein von Menschlichkeit zu gewährleisten. Anatomisch war sie mindestens einen Zentimeter tief perfekt, ihre Knochen und ihr Fleisch aus Plastik wiesen genau den richtigen Grad von Flexibilität und Festigkeit auf, hatten die richtige Temperatur, fühlten sich echt an.
    Natürlich konnte man Männer nicht in den Raum schicken – vielleicht für vierzig Jahre – und ihnen den Verzicht auf Geschlechtsverkehr auferlegen. Sie mußten etwas haben. Sie hatten Suzy.
    In der Zeitfalte funktionierte sie nicht, da sie eine Maschine war, aber das spielte, wie die Dinge standen, keine Rolle. Dann gab es die
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