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Die Crock-Expedition

Die Crock-Expedition

Titel: Die Crock-Expedition
Autoren: J. T. McIntosh
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nicht vermehren könnt, warum euer Volk nicht wachsen darf.
    Wir können uns vermehren. Nichts hindert uns.
    Doch. Es gibt nicht genug Nahrung.
    Die Welt ist voller Nahrung! Ihr seid närrisch.
    Ihr könnt den Stechginster nicht essen.
    Jon schwieg. Blake, der eine gewisse Begabung besaß, die Mimik fremder Rassen zu interpretieren, das Unausgesprochene zu interpretieren, spürte das Unbehagen des Atoniers. Er fragte sich, ob Blake womöglich wußte …
    Blake erklärte es mit schlichten Worten, sich dessen bewußt, daß manche wichtige Begriffe fehlten, aber Jon würde den Sinn zweifellos erfassen.
    Die Ökologie eurer Welt ist einfacher als andernorts. Ebenso eure Weise der Bevölkerungskontrolle … Sobald es in einem bestimmten Gebiet zu viele Atonier und Lybiden gibt, wird zuviel Ginster verzehrt und zuviel Wasser getrunken. Der ausgedörrte, abgefressene Ginster neigt zur Selbstentzündung. Das Ginsterfeuer – die Gase, die das Feuer aus den Sträuchern freisetzt – verursachen die Tobsucht. Atonier – gewöhnliche Atonier, die vom Ginster abhängig sind – verfallen in Raserei, töten und sterben. Lybiden, vom Blut angestachelt, töten, zerreißen, fressen Atonier und einander. Alle sterben, oder fast alle.
    Aber der Ginster geht nicht zugrunde. Er brennt nieder, doch die Wurzeln bleiben erhalten. Plötzlich ist wieder genug Wasser vorhanden und niemand, der Ginster frißt. Er wächst nach, bleibt jedoch für mehrere Jahre ungenießbar.
    Doch der Ginster vermag noch mehr. Eure Existenz ist der Beweis. Er enthält ein Narkotikum. Er ist nicht bloß Nahrung, sondern auch Droge, die das Gehirn umnebelt. Er hält die Eingeborenen rückständig.
    Jon, so bemerkte Blake, zog angesichts der Wahrheit zu schweigen vor. Unwahrheiten hätte er widersprochen. Solange man ihn mit Tatsachen konfrontierte, sagte er nichts, lauschte nur.
    Die Menschen hatten gehofft, die Terraner würden diese Dinge niemals erfahren.
    Blake sprach weiter.
    Ihr, die Menschen, seid wahrscheinlich durch Zufall zu dem geworden, was ihr nun seid. Nach einem Flächenbrand blieben einige von euch in dem kahlen Gebiet am Leben und ernährten sich von Insekten, Nagetieren und vielleicht auch von Artgenossen. Mit der Zeit – ich weiß nicht, wie lange es gedauert haben mag – verschwand die entwicklungshemmende Langzeitwirkung des Ginsters. Ihr fingt eure Umwelt zu begreifen an. Ihr wurdet zu Fleischfressern. Aber ihr wolltet, daß SIE weiterhin Ginster essen. Ihr wart die Herren, und ihr wolltet es bleiben.
    Jon vermochte nur die ursprüngliche Forderung an die Terraner zu wiederholen. Geht fort.
    Niemals. Jetzt nicht mehr. Nicht, nachdem ihr die Frau getötet habt. Das war ein Fehler. Wir haben Gesetze, die es uns verbieten, den ersten Schlag zu führen. Aber nichts vermag uns an einem Gegenschlag zu hindern. Von nun an werdet ihr euch mit unserer ständigen Gegenwart abfinden müssen …
    Geduldig versuchte er die gesamte Situation zu erläutern, bemühte sich, seine Erklärungen in Worte zu fassen, die Jon begreifen konnte.
    Nach seiner Meinung durfte Glennis’ Tod nicht zu einem Sarajewo werden. Vielleicht machte es im allgemeinen nicht viel aus, wenn eine Niederlassung schmutziger Kannibalen zerstört wurde; aber die künftige, unvermeidliche Nachbarschaft von Menschen und Terranern würde so auf der Basis des Prinzips Auge um Auge, Zahn um Zahn beruhen – besser gesagt, tausend Augen für ein Auge, zehntausend Zähne für einen Zahn.
    CHART-Kommandanten wanderten höchst selten als Gründer von Reichen oder große Staatsmänner durch die Massenmedien. Und doch trafen sie die ersten, die grundlegenden Entscheidungen, jene Entscheidungen, die überall in der Galaxis der Gründung von Kolonien vorausgingen.
    Windham hätte wohl Crock verlassen, CHART einen Bericht geliefert und die Entscheidungen der Führungsgremien abgewartet. Spring hätte wahrscheinlich die Stadt und alle Menschen vertilgt. Captain Blake hielt die andere Wange hin.
    »Und wir wollen sie wirklich davonkommen lassen?« meinte Rachel später. »Nach allem, was sie getan haben?«
    »Eine Gewebeverpflanzung, und dein Busen ist so gut wie neu.«
    »Und Glennis? Sie etwa auch? Und die Kannibalen, die an ihr geschmatzt haben? Könntest du dich friedlich mit ihnen unterhalten, mit ihnen zusammenarbeiten?«
    »Wir werden nicht hier sein. Andere werden es tun. Natürlich wird man ihnen einiges beibringen müssen. Aber es läßt sich machen. Wir haben auch die eigenen Kannibalen
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