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Die Crock-Expedition

Die Crock-Expedition

Titel: Die Crock-Expedition
Autoren: J. T. McIntosh
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geben.«
    Er blieb nicht zu lange, gerade so lange, um die terranisch-wysterischen Beziehungen nach dem Zwischenfall ein wenig zu verbessern.
    Auf dem Rückweg verzichtete er darauf, den unterbrochenen Scheinchrono fortzusetzen. Erinnerungen waren ein schlechter Ersatz für Wiedererlebnisse, und selbst im Scheinchrono ließen vergangene Ereignisse sich wiedererleben. Es war ein Fehler in einem Moment der Schwäche gewesen, sagte er sich, das Wiedererleben der ersten Begegnung mit Valerie zu vermeiden, obwohl es ein Wiedererleben ihrer ganzen Geschichte bedeutet hätte.
    Weil er Raumfahrer war, hatte er Valerie niemals ganz verloren und würde es nie. Er konnte sie nur verlieren, wenn er CHART verließ und nicht mehr die Zeitverschiebung erfahren durfte. Und das würde niemals geschehen.
    Die beiden Raumschiffe – sie gehörten zum selben Typ – standen Seite an Seite neben dem Raumhafengebäude. Für Besatzungen von jeweils nur sieben Personen waren es große Schiffe; aber an Bord eines jeden befanden sich außerdem zwei Rettungsboote, zwei Helikopter, Sender mit höherer Leistungsfähigkeit als die jeder kommerziellen Sendeanstalt auf Wysteria, fotografische Einrichtungen vom Umfang und der Qualität eines Filmstudios, Bohr- und Schürfausrüstungen, Analysatoren und Computer.
    Blake zögerte, bevor er das Schiff betrat, das keinen Namen besaß, sondern nur die Zahl 427 an der Schleuse. Windham von 3686 mußte natürlich davon in Kenntnis gesetzt werden, daß seine gesamte Mannschaft in der Ausnüchterungszelle gelandet war. Aber es konnte nicht Aufgabe eines Mitglieds der anderen, in die Kneipenschlägerei verwickelten Crew sein, wie beiläufig zu ihm zu gehen und es ihm zu erzählen. Spring mußte das erledigen.
    Blake ging durch die Schleuse und erklomm den Kontrollraum. Dort saß Rachel und lackierte selbstvergessen ihre Zehennägel.
    »Wo steckt der Alte?« fragte er.
    Sie ignorierte seine Frage und hob die Brauen. »Allein?«
    »Ja. Die anderen sind in der Ausnüchterungszelle.«
    »Das überrascht mich furchtbar! Wer hat angefangen, unsere Leute oder Windhams?«
    »Beide Gruppen haben ihren Teil getan. Es ging um die alte Sache, wie üblich.«
    Für einen Moment zog sie ein finsteres, übellauniges Gesicht. Dann blickte sie heftig auf. »Warum sagst du es ihnen nicht?« meinte sie.
    »Manchmal mache ich es sogar. Es hat noch nie etwas genutzt.«
    »Du beginnst doch nicht etwa auch daran zu glauben, oder?«
    »Beileibe nicht. Aber du und der Alte, ihr fordert es heraus, Rachel. Er ist dein Schatten, und du bist der seine. Ich vermute, dieser Vergleich ist sogar noch besser als ich soeben dachte, denn ihr seid beide Schatten. Er ist der Schatten des Mannes, der er einst war, und du bist der Schatten des Mädchens, das du sein solltest.«
    Sie war ein bemerkenswert schönes Mädchen, obschon diese Tatsache nur eine untergeordnete Rolle spielte, denn die einzige von ihr gestattete Freiheit bestand in der Gunst, sie überhaupt sehen zu dürfen, und selbst darin verfuhr sie nicht gerade großzügig. Ihre weißen Satinkleider, ihre zahlreichen Hosenanzüge und blauen Uniformen waren elegant und von perfektem Schnitt, doch niemals erlaubten sie allzuviel Rückschlüsse auf den Körper, den sie bekleideten. Ihre Röcke waren nie besonders kurz, die Ausschnitte saßen nie sonderlich tief. Während der Zeitverschiebungsphasen, wenn die anderen ihre Jacken und Blusen von sich warfen, zog sich Rachel in ihre Kabine zurück …
    Gegenwärtig trug sie einen hellgrünen Schlafanzug, hellgrün, um ihr rotes Haar zu betonen – überflüssigerweise, weil ihr Haar ohnehin einen herrlichen Anblick bot.
    »Vielleicht hast du recht, Ken«, sagte sie ruhig. »Natürlich kannte ich Clem nicht in seiner großen Zeit, im Gegensatz zu dir. Aber er muß wunderbar gewesen sein … Was mich angeht, so fürchte ich, daß du mir schmeichelst. Ich bin nichts Besonderes, nur eine einigermaßen attraktive Hülle, in der nichts steckt.«
    Er war ein bißchen überrascht – es kam selten genug vor, daß sie das eingestand, wie wahr es auch sein mochte. Allerdings ergab es sich auch nur selten, daß er oder ein anderer die Gelegenheit erhielt, mit Rachel allein zu sprechen. Sie und Spring machten zusammen Wachdienst, nahmen gemeinsam Urlaub oder gar keinen, verließen zusammen das Schiff oder blieben darin.
    Er nutzte diesen seltenen Moment.
    »Warum, Rachel? Was stimmt mit Clem nicht, und was nicht mit dir?«
    »Wir pflegen nicht davon zu
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