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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos
Autoren: David Brin
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Geringschätzung für alles und jeden, der nicht zu den Lamai gehörte. »Ihr hitzköpfigen Gören seid eine Landplage«, meinte Claire. »Manchmal wünschte ich, die Gründerinnen von Stratos wären radikaler gewesen und hätten es lieber ganz ohne euresgleichen versucht.«
    Maia schnappte nach Luft. Claires ketzerische Bemerkung war fast perkinitisch. Wenn Maia etwas gesagt hätte, was die ersten Mütter auch nur im geringsten angriff, hätte das unweigerlich eine Tracht Prügel zur Folge gehabt.
    »Aber Lysos war weise«, fuhr die alte Lehrerin seufzend fort. »Ihr Sommerlinge seid unsere wilde Saat. Unser vom Wind verwehtes Erbe. Wenn du meinen Segen möchtest, dann nimm ihn, Varkind. Schlage Wurzeln an irgendeinem Ort und treibe Blüten, so du kannst.«
    Maia spürte, wie ihre Nasenfügel vor Wut bebten. »Ihr werft uns hinaus und gebt uns nichts…«
    Claire lachte. »Wir geben euch reichlich. Eine praktische Ausbildung und keine Illusionen, daß die Welt euch einen Gefallen schuldet. Wäre es dir lieber, wir würden euch verhätscheln? Euch chancenlose Arbeitsstellen besorgen, wie das manche Clans für ihre Vars machen? Wenn wir euch einen Test für den Öffentlichen Dienst machen ließen, den eine von hundert Bewerberinnen besteht? Oh, du bist klug genug, du hättest eine Chance, Maia, aber was dann? Willst du nach Caria ziehen und dort dein Leben mit langweiliger Büroarbeit vergeuden? Deinen Lohn zusammensparen, bis du dir eine Wohnung kaufen kannst und eines Tages einen Mikroclan aus nur einem Mitglied gründen?
    Pah! Du bist vielleicht keine reine Lamai, aber zumindest eine halbe. Suche die richtige Nische für dich und erkämpfe sie dir. Wenn es eine gute Nische ist, dann schreib uns. Vielleicht investiert der Clan in dein Unternehmen.«
    Endlich fand Maia die Kraft, das zu sagen, was sie seit Jahren sagen wollte: »Du scheinheiliges Biest…«
    »Sehr gut! Das ist der rechte Geist!« unterbrach Mutter Claire. »Hör weiter auf deine Schwester. Leie weiß, daß es da draußen hart auf hart geht. Jetzt verschwinde. Verschwinde und biete der Welt die Stirn.«
    Ohne auf eine Erwiderung zu warten, wandte sie sich ab, führte den friedlichen Lugar an dem einfältig nickenden Greis vorbei und folgte ihren Schutzbefohlenen ins Klassenzimmer, wo offensichtlich eine Abfragestunde stattfand. Der Klang der Stimmen wehte durch die kühle, trockene Luft.
    Plötzlich wurde der Hof, der so lange ein großer Teil von Maias Welt gewesen war, eng und fast klaustrophobisch. Die Statuen der alten Lamai schienen kälter und starrer denn je. Danke, Momma Claire, dachte sie und rief sich die Abschiedsworte der alten Frau ins Gedächtnis. Ich werde deinen Rat beherzigen.
    Und wenn Leie und ich jemals unseren eigenen Clan gründen, so lautet die erste Regel: Keine Statuen!
     
    Maia fand Leie, die am Händlereingang lehnte, einen gestohlenen Apfel mampfte und über die dicken Mauern der Lamatia-Feste hinausspähte, über die kopfsteingepflasterten Straßen, die sich bergab schlängelten, vorbei an den vornehmen Clangebäuden von Port Sanger.
    In der Ferne nutzte ein Schwarm schimmernder Schwebgleiter die aufsteigenden Luftströmungen, um sich über die Masten zu schwingen, immer auf der Suche nach Abfällen von der Fischereiflotte. Die schwebenden Riesenvögel verliehen dem Morgen festliche Farben, wie die grellen Drachenballons, die die Kinder am Mittwintertag steigen ließen.
    Maia betrachtete den fransigen Haarschnitt und die grobe Kleidung ihrer Zwillingsschwester. »Lysos, mach, daß ich nicht auch so aussehe!«
    »Dein Gebet ist erhört worden«, antwortete Leie mit einem unbekümmerten Achselzucken. »Du brauchst dir gar keine Hoffnungen zu machen, daß du jemals so gut aussiehst. Fang!«
    Maia fing einen zweiten Apfel aus der Luft. Natürlich hatte Leie zwei geklaut, stets um das Wohlergehen ihrer Schwester besorgt. Ihr Plan würde ja nur funktionieren, wenn sie zu zweit waren.
    »Sieh mal.« Mit dem Kinn wies Leie auf die Clankapelle mit dem schrägen Dach, in deren Säulengang sich eine Gruppe fünfjähriger Sommermädchen versammelt hatte. Rosin und Kirstin kauten nervös auf den süßen Kuchen herum, sorgsam darauf bedacht, keine Krümel auf ihre geliehenen Festkleider fallen zu lassen. Ihre Zöpfe waren ordentlich mit blauen Bändern gebunden, um im Lauf der Zeremonie von der Clanarchivarin abgeschnitten zu werden. Leie verfocht die zynische Ansicht, daß die pragmatischen Lamai-Mütter das ganze glänzende Haar den
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