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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos
Autoren: David Brin
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waren im Farbengeschäft so erfolgreich, daß sich an der Küste des Parthenia-Meers bereits zahlreiche Tochterunternehmen gebildet hatten, überall dort, wo die Fischer die trichterförmigen Schalentiere fingen.
    Die Groeskies, nahe Verwandte der Poeskies, nutzten ihre Fingerfertigkeit als erstklassige Mechanikerinnen. Sie waren ein relativ neues Matriarchat, ein Ableger des Sommerbestands, der erst vor wenigen Generationen Wurzeln geschlagen hatte. Obgleich der Clan nur vierzig Frauen umfaßte, hatten sich die rundlichen, flinken ›Grossies‹ bereits einigen Respekt verschafft. Alle Clanmitglieder waren von einer einzigen Halb-Poeskie-Sommerfrau geklont, die sich mit Glück und Begabung ihre Nische erkämpft und dadurch eine Nachkommenschaft gegründet hatte. Dies war der Traum aller Varkinder – sich hochzuarbeiten, erfolgreich zu sein und eine neue Gattung zu etablieren. Doch die Chancen dafür standen eins zu tausend.
    Als die Zwillinge an einer Groeskie-Werkstatt vorbeikamen, beobachteten sie, wie Kugellager von den kräftigen, fröhlichen Rotschöpfen in die Achsen eingepaßt wurden. Jede dieser Frauen war Erbin jener klugen Vorfahrin, die sich in Port Sangers rigide gestaffelter Gesellschaft einen Platz ergattert hatte. Leie schubste Maia am Ellbogen. Sie grinste. »Denk dran, wir haben auch unsere Vorteile.«
    Maia nickte. »Stimmt.« Aber im stillen fügte sie hinzu: »Hoffentlich.«
    Jenseits des Marktbezirks lag ein Laden, der importierte Süßigkeiten aus dem fernen Vorthos verkaufte; auf dem Ladenschild prangte ein sich aufbäumendes Einhorn. Sie wußten, Schokolade war ein Laster, vor dem sie ihre Tochter-Erbinnen warnen mußten, falls sie jemals welche bekommen sollten. Die Ladeninhaberin, eine rehäugige Mizora, stand hoffnungsvoll hinter dem Ladentisch, obgleich ihr klar sein mußte, daß die beiden Mädchen keine Käuferinnen waren. Die Mizora waren im Niedergang begriffen und mußten sich damit zufriedengeben, ihre einst reichen Besitztümer zu verkaufen, um die Seeleute nach Art ihrer Ahnmütter bewirten zu können. Noch immer frisierten sie ihr Haar in dem Stil, der sich für einen großen Clan gehörte, obgleich die meisten von ihnen jetzt kleine Kaufleute waren, weniger erfolgreich als die aufsteigenden Usisi oder Oeshi. Traurig sah die Mizora-Verkäuferin zu, wie Maia und Leie sich abwandten und weiter die mit kleineren Clanfesten gesäumte Straße hinunterschlenderten.
    Viele Gebäude trugen Symbole und Wahrzeichen in Form ausgestorbener Tierarten wie Feuerdrachen und Dreihörner – stratoinische Kreaturen, die es nicht geschafft hatten, mit den von der Erde stammenden Lebewesen zurechtzukommen. Lysos und die Gründermütter hatten zwar Wert auf die Erhaltung der eingeborenen Lebensformen gelegt, aber selbst jetzt, Jahrhunderte später, verbreiteten die Telebildschirme gelegentlich noch wehmütige Zeremonien aus dem Großen Tempel im fernen Caria, bei denen eine weitere Gattung auf die Liste derer gesetzt wurde, um die man am Farsun-Tag trauerte.
    Maia fragte sich, ob so viele Clans eingeborene Tiere als Symbole wählten, weil sie Schuldgefühle hatten. Oder vielleicht wollten sie eher damit sagen: »Seht her, wir machen weiter. Wir tragen die Embleme der Vergangenheit, und doch blühen und gedeihen wir.«
    In ein paar Generationen waren die Mizoras vielleicht ebenso selten geworden wie Dreihörner.
    Lysos hat nie versprochen, daß sich nichts mehr verändern wird, sondern nur, das Tempo auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.
    Als sie um eine Ecke bogen, wären die Zwillinge um ein Haar mit einer großen Sheldon zusammengestoßen, die aus einem Oberschichtsviertel den Hügel herabeilte. Ihre Wachuniform war feucht, der Kragen stand offen. »Entschuldigt«, brummte die dunkelhäutige Polizistin und wich den Schwestern aus. Doch ein paar Schritte weiter blieb sie plötzlich stehen und musterte die beiden.
    »Da seid ihr also. Fast hätte ich euch nicht erkannt!«
    »Schönen Morgen, Hauptfrau Jounine«, begrüßte Leie sie mit einem spöttischen Salut. »Du hast uns gesucht?«
    Jounines scharfe, für Sheldons so typische Gesichtszüge waren vom jahrelangen Leben in der Stadt weicher geworden. Sie wischte sich mit einen Seidentaschentuch die Stirn. »Ich war spät dran und habe euch nicht mehr in der Lamatia-Clanfeste erwischt. Wißt ihr, daß ihr die Abschiedszeremonie verpaßt habt? Natürlich wißt ihr das. Habt ihr es absichtlich gemacht?«
    Maia und Leie tauschten ein Lächeln.
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