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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos
Autoren: David Brin
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Polizeihauptfrau Jounine entging nichts.
    »Na, egal!« Die Sheldon-Frau machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich wollte nur fragen, ob ihr euch überlegt habt…«
    »Ob wir uns beim Wachdienst einschreiben wollen?« unterbrach Leie. »Du mußt wohl…«
    »Wir fühlen uns sehr geschmeichelt von deinem Angebot, Hauptfrau«, mischte sich Maia ein. »Aber wir haben Karten…«
    »Da draußen werdet ihr nichts finden« – Jounine gestikulierte in Richtung Meer –, »was sicherer und zuverlässiger ist…«
    »Und langweiliger…«, brummte Leie.
    »… als ein Vertrag mit eurer Geburtsstadt. Eine kluge Entscheidung, das könnt ihr mir glauben!«
    Maia kannte die Argumente. Regelmäßige Mahlzeiten und allmählicher Aufstieg, mit der Hoffnung, genug auf die Seite zu legen, daß man sich irgendwann ein Kind leisten konnte. Ein Winterkind – mit dem Lohn einer Soldatin? Mutter Claires zynische Bemerkung über den ›Mikroclan aus einem einzigen Mitglied‹ traf den Nagel auf den Kopf. Manche klugen Entscheidungen waren wenig mehr als gemütlich ausgestattete Sackgassen.
    »Tausend Dank für das Angebot«, meine Leie, aber der Sarkasmus in ihrer Stimme verfehlte sein Ziel. »Wenn wir je so verzweifelt sind, daß wir in dieses kalte…«
    »Ja, danke«, unterbrach Maia und nahm ihre Schwester beim Arm. »Lysos sei mit dir, Hauptfrau.«
    »Nun… dann haltet euch wenigstens fern von den Pallas-Inseln, ihr beiden! Man hört von Freibeutern, die…«
    Sobald sie um die nächste Ecke gebogen waren, ließen Maia und Leie ihre Taschen fallen und brachen in schallendes Gelächter aus. Die Sheldons waren in den meisten Aspekten ein beeindruckender Clan, aber sie nahmen alles so ernst! Maia war sicher, sie würde die Sheldons vermissen.
    »Aber es ist schon seltsam«, meinte sie, als sie ihren Weg fortsetzten, »Jounine hat wirklich noch besorgter ausgesehen als sonst.«
    »Hmm. Es ist nicht unser Problem, wenn sie die Rekrutierquote nicht erfüllt. Soll sie doch Lugars kaufen.«
    »Du weißt doch, daß Lugars nicht gegen Menschen kämpfen können.«
    »Dann soll sie Sommervolk anheuern, unten bei den Docks. Da hängt immer eine Menge Varpack herum. Außerdem ist es sowieso eine blöde Idee, den Wachdienst zu vergrößern. Nichts als ein Haufen Schmarotzer, genau wie die Priesterinnen.«
    »Hmm«, machte Maia nur. »Vermutlich hast du recht.« Aber der Ausdruck in den Augen der Soldatin war der gleiche gewesen wie der in denen der Mizora-Süßigkeitenverkäuferin. Enttäuschung hatte sie in ihm gelesen. Eine Spur Verwirrung.
    Und eine Menge Angst.
     
    Vor einem Monat noch hatten Posten das Getta-Tor bewacht, das Port Sanger vom Hafen trennte.
    Maia erinnerte sich noch daran, wie die Pflegemütter die Kinder aus der Lamatia-Krippe aus den höheren Bezirken über die steilen, kopfsteingepflasterten Straßen zu den Zeremonien im städtischen Tempel mitgenommen hatten und dabei ganz in der Nähe des Getta-Tors vorübergekommen waren. In einem Frühsommer war Maia aus der ordentlichen Reihe der Varlinge ausgebrochen und zu der hohen Barrikade gelaufen, in der Hoffnung, einen Blick auf die großen Frachter im Trockendock zu erhaschen. Ihr kleiner Ausflug hatte mit einer tüchtigen Tracht Prügel geendet. Danach hörte sie zwischen ihren Schluchzern eine der Matronen von ferne erklären, daß der Kai für Kinder um diese Jahreszeit nicht sicher war. Dort unten gab es ›brünstige Männer‹.
    Später, wenn anstelle der Aurorae am nördlichen Himmel die sanften Konstellationen des Herbstes traten, wurden die Tore geöffnet, so daß die Kinder nach Belieben hindurchlaufen konnten, an den Docks entlang, wo bärtige Männer geheimnisvolle Ladungen löschten oder faszinierende Spiele mit aufziehbaren Scheiben spielten. Maia wußte noch, daß sie damals immer überlegt hatte, ob diese Männer sich von der »brünstigen« Sorte unterschieden. Es mußte wohl so sein. Denn sie schienen so sanft und harmlos wir die pelzigen Lugars, denen sie ein wenig ähnelten.
    »Harmlos wie ein Mann, wenn die Sterne strahlen hell«, so lautete eine Zeile aus einem Kinderreim, dessen Ende lautete:
    »Doch hüte dich, o Frau, wenn der Wengelstern zur Stell’.«
    Als sie das Tor zum letzten Mal durchschritten, wogte eine bunt gemischte Menge um sie her. Anders als in den Bezirken auf dem Hügel stellten die Männer hier eine gewichtige Minderheit, die die Luft mit einer reichhaltigen Mischung von Düften erfüllte, von Gewürzaromen und exotischen Waren bis
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