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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos
Autoren: David Brin
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Stratos sind die Männer, abgesehen von ein paar kleineren Veränderungen, immer noch Männer. Die Gesellschaft ist nicht dazu angelegt, sie gezielt zu unterdrücken, lediglich der uralten Dominanz und Aggression des Patriarchats soll endgültig ein Riegel vorgeschoben werden. Demzufolge entgeht dem Volk von Stratos die eine oder andere schöne Erfahrung, die wir im monogamen Familienleben suchen (und manchmal auch finden). Doch es werden auch viele uns nur allzu bekannte Schmerzen vermieden.
    Würde das Klonen eine Großfamilie dazu bringen, ein Sozialleben wie Ameisen und Bienen zu führen, würden sie in ›Stöcken‹ mit genetisch gleichen Schwestern leben? Auch diese Idee ist bereits erforscht worden, oft, indem man ameisenhaftes Verhalten in zweibeinige Körper verpflanzt hat. Auf Stratos legen die Töchter der altehrwürdigen Clans ein Maß an Solidarität und Selbsterkenntnis an den Tag, das für Vars wie uns unvorstellbar ist. Aber das macht sie nicht notwendigerweise zu Robotern oder löscht ihre Menschlichkeit aus.
    Versuchen wir, die Dinge einmal aus ihrer Perspektive zu betrachten. Unsere Welt fast unendlicher sexuell-genetischer Variation erschiene den stratoinischen Klonfrauen womöglich viel zu chaotisch, um noch als zivilisiert anerkannt zu werden. Eine Gesellschaft von Vars wäre an sich schon unfähig, über eine einzige Generation hinaus zu denken – und genau dies ist nach Meinung zahlreicher Zeitkritiker heute unser Problem. Vielleicht wirkt zuviel Gleichheit auf dem Phantasieplaneten Stratos erstickend, aber zu wenig Gespür für Kontinuität könnte die wirkliche Welt des Hier und Jetzt endgültig zerstören.
     
    Möglicherweise werden mir manche Leser vorwerfen, ich würde behaupten, unser Schicksal läge in den Genen. Weit gefehlt. Männer und Frauen sind frei geborene, selbstbestimmende Kreaturen. Die stratoinische Gesellschaft ist ebenso ein Produkt der sozialen Evolution wie der Biotechnik. Eine Lehre aus Maias Abenteuern besteht darin, daß kein Plan, kein System oder Stereotyp ein Individuum unterdrücken kann, das fest dazu entschlossen ist, anders zu sein.
    Ins andere Extrem tendierten einige meiner ersten Leser, die meinten: »Frauen sind von Natur aus kooperativ. Sie würden nie so miteinander konkurrieren, wie du es dargestellt hast.« Ich antworte mit einem Verweis auf die Werke der Verhaltensforscherin Sarah Blaffer Hardy (Autorin des Buchs The Woman That Never Evolved) und anderer Wissenschaftler, die zeigen, daß Konkurrenzverhalten bei Tierweibchen ebenso verbreitet ist wie bei Männchen. Aus gutem Grund unterscheiden sich die Frauen von den Männern im Stil ihres Wettbewerbs, aber man müßte blind sein, um zu behaupten, daß es in ihrer Welt kampflos zugeht. Das Ziel der Stratos-Kolonie war es, eine Gesellschaft zu gründen, in der die natürlichen Verstärkungsmechanismen den unvermeidlichen Ausbrüchen von Egoismus entgegenwirken. Ihre Gründerinnen versuchten, das Glück zu maximieren und Disharmonie und Gewalt zu minimieren. Maias Heldentaten sind Ausnahmeerscheinungen, die nur unter ungewöhnlichen Bedingungen vollbracht werden können, aber sie veranschaulichen, daß eine Kultur, die auf pastoraler Stabilität beruht, ihre ganz eigenen Nachteile hat.
    Mit anderen Worten: Ich habe die Stratos-Kolonie weder als ideal noch als durch und durch fehlerhaft dargestellt. Viele Menschen des westlichen Kulturkreises würden Stratos langweilig finden, aber nicht ungerechter als unsere Welt. Obwohl ich hoffe, daß meine Nachfahren unter angenehmeren Bedingungen leben, haben doch nur wenige von Männern dominierte Kulturen auf der Erde soviel Positives vorzuweisen.
    Trotz dieses Gefühls ist es heutzutage für einen Mann gefährlich, sich an feministische Themen heranzuwagen. Hat jemand Margaret Atwood das Recht abgesprochen, sich in The Handmaid’s Tale (dt.: Der Report der Magd) über religiösen Machismo auszulassen? Anscheinend gesteht man Schriftstellerinnen zu, daß sie Einblick in die männliche Seele haben – doch in die andere Richtung geht dieses Zugeständnis äußerst selten. Dies ist eine sexistische und ärgerliche Hypothese, die dem besseren Verständnis der Menschen untereinander keineswegs dient.
    Der Autor dieses Buches erhebt lediglich den Anspruch, ein Gedankenexperiment über eine mögliche Welt des ›Was wäre, wenn…?‹ angestellt zu haben. Ich hoffe, es regt zur Diskussion an.
     
    Ein auf anderer Ebene faszinierendes Thema ist das Spiel mit den
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