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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos
Autoren: David Brin
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eine Var. Einmalig.«
    Odo tat die Beleidigung mit einem Achselzucken ab. »Zu einer anderen Zeit hätte ich dich angestellt, du kluges Sommerkind. Und ein Notizbuch hinterlassen, in dem unsere Urenkelinnen gewarnt werden, jemals deine Nachfahren zu betrügen. Jetzt gebe ich mich mit einer unmittelbareren Form der Rache zufrieden – ich nehme dich mit zum Drachen.«
    Maia trat einen Schritt zurück. »Du… du brauchst mich nicht mehr. Und Leie und Brod auch nicht.«
    »Richtig. Genaugenommen hat man sie schon freigelassen und zu den Nitrocis geschickt. Ihr Schiff wird in weniger als einer Woche hier im Hafen anlegen.«
    Maias Herz wurde leicht, als sie das hörte. Aber Odo sprach weiter, ehe sie reagieren konnte.
    »Normalerweise würde ich dich auch gehen lassen und mit Vergnügen zusehen, wie deine vornehmen Freunde sich plötzlich von dir abwenden, wie sie sich drücken, ihre Versprechen einzuhalten, wie sie dich mit einer winzigen Wohnung und einem Job und vagen Geschichten sitzenlassen, die du deinem einzigen Winterkind erzählen kannst – darüber, wie du einmal mit den Mächtigen Bekanntschaft gemacht hast.
    Aber ich werde nicht mehr da sein, um mich daran zu weiden, also muß ich mir eine andere Möglichkeit suchen, wie ich mich amüsieren kann. Das zumindest sind mir die Persim schuldig!«
    »Du haßt mich«, flüsterte Maia. »Warum?«
    »Willst du die Wahrheit hören?« erwiderte Odo mit leiser, harter Stimme. »Herzenseifersucht, Varling. Auf das, was du hattest, und was ich nie haben konnte.«
    Maia starrte sie schweigend an.
    »Ich kannte ihn«, fuhr Odo fort. »Männlich, sommerwild in der Frost-Saison und doch von der Selbstbeherrschung einer Priesterin. Ich dachte, stellvertretende Freude würde genügen, als ich ihn ins Bellerhaus brachte, mit den Bellers und meinen jüngeren Schwestern. Doch meine Seele blieb leer! Dieser Außerplanetarische hat in mir den Neid auf meine eigenen Schwestern geweckt, und der hat mich krank gemacht!« Odo beugte sich vor, und ihre Augen glühten haßerfüllt. »Er hat dich nie angefaßt, und doch war und bleibt er dein. Das, meine brünstige kleine Jungfrau, ist der Grund, weshalb ich von meinem lysosverdammten Clan, dem ich mein Leben lang gedient habe, eine Entschädigung verlange. Daß du mich in die Hölle begleitest.«
    Die Worte sollten Maia Todesangst einjagen. Aber indem sie versuchte, Maia zu erschrecken, hatte Odo ihr statt dessen etwas geschenkt, das wertvoller für sie war, als sie geahnt hatte.
    … er war und bleibt dein…
    Maias Schultern strafften sich, sie hob den Kopf und betrachtete Odo voller Mitleid. Dann wandte sie sich abrupt ab.
    »Versuch nicht wegzulaufen!« rief Odo ihr nach. »Die Wachen haben Anweisung…«
    Odos Stimme verklang, während Maia den Raum und seine verbitterte Insassin verließ. Sie stieg die zugige Treppe hinunter, aber statt in ihr Zimmer zurückzugehen, ging sie bis ins Erdgeschoß hinunter und durchquerte ein weitläufiges, schwach beleuchtetes Atrium, geschmückt mit den Statuen mehrerer Dutzend identischer, freudloser Gesichter. Sie zog an dem Griff einer riesigen Tür, die sich langsam öffnete.
    Kühle Gartenluft strömte ihr ins Gesicht und wusch den Gestank von Rauch und Wut hinweg. Sie trat hinaus auf einen breiten Kiesweg und blickte zum Himmel empor. Winterkonstellationen glitzerten dort, teilweise verdeckt von der erleuchteten Kuppel des Großen Tempels mit seinem hellen Nimbus, direkt über der nächsten Anhöhe. Die Lichter der Stadt breiteten sich glitzernd unter der Stadtburg aus, auf beiden Seiten des dunklen, von zahlreichen Brücken überspannten Flusses.
    Der Weg führte sanft bergab durch einen offenen Park, dann durch ein altes Wäldchen aus Bäumen von der Alten Erde, bis er dann vor einem schmiedeeisernen, in einer hohen Mauer eingelassenen Tor endete. Ohne jede Heimlichkeit ging Maia darauf zu. Eine livrierte Wächterin trat aus dem Wachhäuschen hervor, verbeugte sich leicht und blickte Maia fragend an.
    »Kann ich dir helfen, Miss?« fragte die untersetzte, muskulöse Frau.
    »Ich gehe.«
    Die Wache schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht recht, Miss. Es ist schrecklich…«
    »Hast du Anweisung, mich aufzuhalten?«
    »Äh… erst seit ein paar Tagen. Aber…«
    »Dann hindere eine Tochter von Stratos bitte nicht daran, ihr Recht auszuüben.«
    An diese Beschwörungsformel erinnerte sie sich aus einem ihrer Kitschromane, und sie schien hervorragend zu passen. Die Wache trat unentschlossen von
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