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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos
Autoren: David Brin
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sollte, daß es genau das ist, wozu ich geboren bin, würde ich niemals dabei helfen, den Männern ihre Nische wegzunehmen, den einzigen Platz auf dieser Welt, auf den sie stolz sind. Da wäre die perkinitische Lösung noch barmherziger.
    Sie wußte, daß sie voreilige Schlüsse zog. Die Situation machte sie paranoid und deprimierte sie.
    Sie sah, wie Odo lächelte, als sie die kläglichen Überreste des Widerstands betrachtete.
    Am nächsten Tag öffnete der Himmel seine Schleusen, und die Ausfahrt fand nicht statt. Maia versuchte zu lesen, aber der Regen brachte ihre Gedanken immer wieder auf Renna. Sonderbarerweise fiel es ihr schwer, sich sein Gesicht vorzustellen. Irgendwann wäre er sowieso weggegangen, redete sie sich ein. Ihr hättet auf Dauer nichts Gemeinsames gehabt.
    Wurde ihr Herz hart? Nein, sie trauerte noch immer um ihren Freund, und das würde sie immer tun. Doch sie hatte eine Pflicht den Lebenden gegenüber. Leie gegenüber. Und Brod, den sie entsetzlich vermißte.
    In dieser Nacht weckten Maia laute Stimmen auf dem Korridor. Sie hörte Schritte, und Schatten verdunkelten für kurze Zeit den Lichtschein unter ihrer Tür.
    »… ich wußte, daß es nicht halten würde!«
    »Es ist noch nicht vorbei«, entgegnete eine vorsichtigere Stimme.
    »Du hast die Berichte doch gesehen! Die Trottel werden das Angebot annehmen und sich sogar noch darüber freuen. Lange vor dem Frühling kriegen wir unsere Transporte wieder durch.«
    Stimmen und Schritte verhallten. Maia warf die Decke zurück und eilte im Nachthemd zur Tür, gerade rechtzeitig, um drei Gestalten um die Ecke verschwinden zu sehen – alle Persim, jung bis mittelalt. Einen Augenblick mußte Maia gegen den Drang ankämpfen, sie zu verfolgen, doch dann wandte sie sich in die entgegengesetzte Richtung, mit ihren bloßen Füßen auf dem handgewebten Teppich vollkommen lautlos. Inzwischen wurde sie nicht mehr bewacht. Entweder fühlte Odo sich so sicher, Maia in der Hand zu haben, oder es kümmerte sie nicht mehr.
    Ihr Weg führte sie durch das Hauptfoyer des Gebäudeflügels und in den nächsten, wo eine Treppe in einen alten Turm hinaufführte. Von oben näherten sich Stimmen. Blitzschnell duckte sich Maia in den Schatten, als ein zweites Paar Persim-Frauen in Sicht kam.
    »…nicht sicher, ob es mir gefällt, daß so viele der Justiz geopfert werden, verdammt.«
    »Zehn ist das mindeste, sagen die Reeces. Manchmal mußt du deinem Anwalts-Clan eben blind vertrauen.«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Zum Glück sind wir es nicht.«
    Die beiden gingen an Maia vorüber, und die zweite Stimme fügte mit einem Seufzer hinzu: »Clan und Glaube, das ist es, was zählt. Lassen wir der Gerechtigkeit ihren…«
    Als die Luft wieder rein war, hastete Maia die Treppe hinauf, die die beiden Frauen gerade heruntergekommen waren. Auf dem ersten Absatz war es dämmrig, aber Maia hatte das sichere Gefühl, daß ihr Ziel weiter oben lag. Von ihrem Zimmer aus hatte sie oft gesehen, daß dort ein Licht brannte, und sie hatte streitende Stimmen gehört. Heute hatte jemand gejubelt.
    Drei Stockwerke höher standen zwei Türen zum Treppenabsatz offen. Eine elektrische Glühbirne brannte unter einem Lampenschirm aus Pergament und tauchte die hohen Bücherregale in tiefe Schatten. Auf einem Holztisch lagen Papiere verstreut, um ihn herum standen unordentlich ein paar Ledersessel mit Messingverzierungen. Vermutlich wurde das Durcheinander irgendwann vor morgen früh aufgeräumt.
    Zögernd betrat Maia den Raum. In ihren Augen war er noch beeindruckender als das Opernhaus. Voller Sehnsucht wanderte ihr Blick über die Bücher an der Wand, aber sie wandte sich zuerst den Überbleibseln der vertagten Versammlung zu, glättete zusammengeknüllte Notizzettel, stöberte durch anscheinend aus Heften gerissene, vollgekritzelte Blätter… bis sie etwas fand, das leichter zu verstehen war. Eine Zeitung, diesmal allerdings vollständig.
     
    Anklageerhebung gegen Entführer des Besuchers
Die tragischen Ereignisse, die sich in der Farsun-Woche bei den Drachenzähnen abgespielt haben, haben heute ihren Höhepunkt erreicht, als die Planetarische Anklägerin den Prozeß gegen vierzehn Personen eröffnete, denen die Entführung von Renna Aarons, dem Peripatetischen Gesandten des Hominidenphylum, zur Last gelegt wird. Dieser Vorfall, der zu dem tödlichen Unfall des Außerplanetarischen führte, hat die Lage in diesem ohnehin schweren Jahr noch verschlimmert, das damit begann, daß sein
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