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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos
Autoren: David Brin
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rächen.
    Noch weitere Dinge waren in der Kammer versteckt gewesen. Schränke mit verstaubten Akten. Und ganz weit hinten entdeckten sie noch bedrohlichere Dinge. Waffen, Todesmaschinen, die eigentlich für Familienmilizen illegal waren, aber nach dem Clanmotto ›Sicher verstaut hat nie gereut‹ hier aufbewahrt wurden.
    Danach wurden beide Zwillinge von schaurigen Träumen gequält, aber bald vertrieben sie ihre Skrupel mit spöttischen Scherzen über diese lange Kette von Vorfahren, die bis hin zu einem mystischen, verlorenen Großelternpaar zurückreichte. Die Zwischenform – die Lamai- Person – hatte die Zeit überdauert, würde aber ihre tief verwurzelte Unsicherheit wohl nie überwinden. Woran sich Maia am besten erinnerte, waren die Monate, die sie im Bann des Puzzles verbracht hatte. Sobald es gelöst war, stellte sich ein Rätsel, das ihr brennend interessant vorgekommen war, allzuoft als langweilig heraus, das merkte sie jetzt.
     
    Nachdem Brill gegangen war, krabbelte Maia zwischen die Seidenlaken, erschöpft, aber unfähig abzuschalten.
    Auch Renna war auf seine Art unsterblich. Lysos hätte seine Methode wahrscheinlich albern gefunden. Genauso wie er ihre.
    Vielleicht hatten sie beide recht.
    Schließlich schlief sie doch ein. Sie träumte nicht, aber ihre Hände zuckten wie unter dem vagen, aber mächtigen Drang, etwas zu ergreifen.
    Der nächste Morgen dämmerte herauf, und Maia beobachtete, wie der Frost von den Pflanzen im Garten verdunstete und die Luft mit dem Duft von Rosen und Einsamkeit erfüllte. Als Odo sie zu der täglichen Ausfahrt abholte, sprachen sie kein Wort miteinander. Maia grübelte über das, was Brill Upsala gestern zum Abschied über das Projekt gesagt hatte, das von ihrem Clan unterstützt wurde.
    »Ich kann dir nicht viel darüber erzählen«, hatte sie gemeint. »Außer daß es um Transport und Kommunikation geht, mit weiterentwickelten traditionellen Techniken.« Brill lächelte dünn und sarkastisch. »Unser Clan mag alles, womit wir uns noch weiter verzetteln.«
    »Dann hat es also nichts mit dem Former oder mit dem Weltraumstarter zu tun?«
    Brills grüne Augen leuchteten auf. »Wie kommst du denn auf die Idee? Oh, wahrscheinlich weil ich damals mit Iolanthe und dem Flossenfüßer in der Oper war. Nein, ich bin nur mitgegangen, um verschiedenen Leuten vorgestellt zu werden. Was die Funde in Jellicoe angeht, sind sie auf Befehl des Rates hin versiegelt worden.« Brill nahm ihre Tasche. »Du mußt doch gewußt haben, daß es keine andere Perspektive gegeben hätte. Man ändert die Trägheit des Drachen nicht dadurch, daß man ihn am Schwanz zieht.«
    An der Tür stellte Maia die letzte Frage, wobei sie sich stets der Anwesenheit der Persim-Frau bewußt war, die nicht von ihrer Seite wich. »Ich verstehe immer noch nicht, woher du von unserem Ausflug in die Gebeinekammer von Lamatia wußtest. Die Lamai haben es nie erfahren, oder?«
    »Soweit ich weiß.«
    »Dann mußt du mit Le…«
    »Keine voreiligen Schlüsse«, unterbrach Brill. Nach einer kurzen Pause hatte sie Maia die Hand hingestreckt. »Viel Glück. Maia. Ich hoffe, wir sehen uns wieder.«
    Es war nicht schwer zu erraten, was sie meinte. Ich hoffe, wir sehen uns wieder… falls du lange genug überlebst.
    Diese Worte gingen Maia durch den Kopf, während die Kutsche sie und Odo an dem marmornen Säulengang des Rathauses vorüberfuhr. Es gab noch weniger Demonstranten, und ihre Spruchbänder hingen noch schlaffer herab. Nirgendwo eine Spur von Naroin oder Maias Vater.
    Der Streik verfehlt seine Wirkung, dachte Maia. Selbst wenn er an der Küste noch aktiv war, wie konnten lose organisierte Männer die großen Clans besiegen und die Dinge zurückgewinnen, die sie vor Menschengedenken verloren hatten? Was bedeutete einem Durchschnittsmatrosen die Wächter oder der Große Former? Wie lange kann die Empörung über ein Unrecht aufrechterhalten werden, das vor fast tausend Jahren geschehen ist?
    Ein beunruhigender Gedanke schoß Maia durch den Kopf. Brills Prüfung hatte viele der Fähigkeiten umfaßt, die ein Pilot oder ein Navigator eines Schiffs brauchte. Gab es womöglich einen Plan zur Rekrutierung von Streikbrechern? Schließlich gab es genügend weibliche Matrosen, um ein paar Frachter zu bemannen. Ohne Offiziere würden diese Schiffe zwar bald sinken, aber was wäre, wenn die Frauen auch für die Offiziersposten Ersatz fanden?
    Ich würde mich weigern, schwor sich Maia im stillen. Selbst wenn sich herausstellen
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