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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos
Autoren: David Brin
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allein, mitten in einer Stadt von mehr als hunderttausend Seelen. Doch dann hörte sie, wie Türen aufgingen, wie Menschen aus Häusern und Festen strömten, einander zuraunten und mit himmelwärts gewandten Gesichtern nach oben starrten. Frauen, Kinder und gelegentlich auch ein Mann drängten sich auf die Straße, manche furchtsam, andere voller Ehrfurcht.
    Es dauerte Stunden, bis sie sicher waren, aber bei Tagesanbruch war es allen klar. Der Funke entfernte sich. Und ließ das Volk von Stratos wieder allein.
    Eine Zeitlang.

 
Nachwort des Autors
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    Dieses Buch begann damit, daß ich über Echsen nachdachte. Im besonderen über einige Arten des amerikanischen Südwestens, die sich parthenogenetisch vermehren – die Mütter gebären Klontöchter. Perfekte Kopien ihrer selbst.
    Davon ausgehend entdeckte ich die Blattläuse, winzige Insekten, die mit zwei verschiedenen Fortpflanzungsmethoden ausgestattet sind. In Zeiten der Fülle und der Stabilität klonen sie sich selbst, bringen wie kleine Von-Neumann-Maschinen jede Menge Doppelgänger hervor. Aber wenn die guten Zeiten vorüber sind, greifen sie sofort zurück auf die altmodische sexuelle Paarung und produzieren Töchter und Söhne, in nicht-perfekter Vielfalt – die Überlebensstrategie der Natur.
    Dieses Wunder der Unterschiedlichkeit drängte mir die Frage auf: »Was wäre, wenn Menschen dasselbe könnten?«
    Das Thema des Klonens ist in der Fiktion nichts Neues, aber man hat es bisher immer als medizinische Technik mit komplizierten Maschinen behandelt – sozusagen als eine dilettantische Besessenheit der Superreichen. Dies mag einer verwöhnten, egozentrischen Schicht für eine Weile genügen, aber es ist kaum eine Methode, auf die sich eine ganze Spezies auf lange Sicht verlassen würde, in guten wie in schlechten Zeiten. Maschinenunterstütztes Klonen ist keine Lebensweise, sondern das biosoziale Gegenstück eines Hobbys.
    Aber was würde geschehen, wenn das Selbstklonen nur eine von vielen erstaunlichen Fähigkeiten der menschlichen Gebärmutter wäre? Eine interessante Prämisse. Aber nur weibliche Menschen haben eine Gebärmutter, und so wurde aus der Betrachtung des Klonens ein Roman über drastisch veränderte Beziehungen zwischen den Geschlechtern. Die meisten Aspekte der Gesellschaft von Stratos entsprangen dieser einen Idee.
    Heutzutage ist nichts mehr politisch neutral. Die Echsen, die ich oben erwähnte, wurden kürzlich in einem zum Nachdenken anregenden radikalfeministischen Traktat zitiert, das die Frage aufwarf »Wozu brauchen wir Männer?« Immer wieder haben rebellische Philosophinnen vorgeschlagen, Unabhängigkeit durch rigorose Geschlechtertrennung zu erreichen. In Anbetracht der Lage vieler Frauen und Kinder auf der Welt kann man ihnen das kaum verdenken. Tatsächlich stammt die Bezeichnung ›Perkiniten‹ von Charlotte Perkins Gilman, deren Roman Herland zu den besten und prägnantesten separationistischen Utopien gehört, die je zu Papier gebracht wurden. Ihre Ausformung des sexuellen Isolationismus ist viel sanfter als die extreme Doktrin, die ich beschreibe und die mit ihrem Namen auf dem Planeten Stratos schändlichen Mißbrauch treibt.
    Zum Leidwesen der Geschlechtssegregationisten – wenn auch vielleicht nicht zu dem der Männer – scheint die Biologie sich einer simplen Trennung jedoch zu widersetzen. Säugetiere brauchen die männliche Komponente auf einem tiefergehenden Niveau als Insekten, Fische oder Reptilien. Neuere Untersuchungen weisen darauf hin, daß ›männlich prozessierte Gene‹ bestimmte wichtige Abläufe der fötalen Entwicklung in Gang setzen. Selbst wenn das Selbstklonen ohne Maschinen Wirklichkeit würde, könnte für die Empfängnis immer noch die Beteiligung eines Mannes vonnöten sein.
    Wie dem auch sei – Geschichten, in denen Männer von vorneherein ausgeschlossen werden, sind fast so bombastisch wie diejenigen, in denen der Spieß in einer naiven Rollentausch-Phantasie einfach umgedreht wird. (Amazonenkriegerinnen, die um ihren Harem gigantischer, aber untertäniger Hurenmänner Kriege führen? Diese Gattung ist sicher eine Quelle der Erheiterung, hat aber nichts damit zu tun, wie die Biologie in unserem Universum funktioniert.)
    Andererseits gibt es keine wissenschaftlichen Gründe, die dagegen sprechen, die Männer an den Spielfeldrand der Geschichte zu verbannen, sie als soziale Randerscheinung zu zeigen, wie es in unserer Zivilisation allzuoft das Los der Frauen gewesen ist. Auf
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