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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Autoren: Uschi Zietsch
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warteten schweigend und betreten, die Augen zu Boden gerichtet. Schließlich hatte sie sich so weit gefasst, dass sie fortfahren konnte: »Er war als Letzter mit ihr zusammen. Das ist erwiesen.«
    Daru ballte die Hand zur Faust. »Wahrscheinlich hat er sie schänden wollen, und sie setzte sich zur Wehr, sodass er in tollwütige Raserei geriet und ...«
    »Ihr sagtet, Anini wurde das Herz herausgerissen «, unterbrach Schneemond mit eisklirrender Stimme. Ihr helles, liebevolles Gesicht war zur weißen Maske erstarrt. »Auf dieselbe Weise wie den drei anderen Mädchen, die wir in den letzten Wochen fanden. Wollt Ihr behaupten, auch dies wäre Rowarns Werk gewesen?«
    »Ja!«, schrie Rayem, und einige weitere stimmten aufgestachelt zu. Die Stimmung heizte sich zusehends auf, und der eine oder andere hielt plötzlich ein Messer in der Hand.
    Schattenläufers Gesicht verdüsterte sich bei diesem Anblick. Sein Schweif schlug erregt, und er stampfte einmal mit dem Huf auf.
    Schneemond starrte zuerst auf Daru, dann auf Hallim hinab. »Ist das wirklich euer aller Meinung?«
    Die beiden trauernden Menschen wichen ihrem Blick aus und schwiegen. Fassungslos hob Schneemond den Kopf. »Wisst ihr auch, was ihr da sagt?«, rief sie. Aller Zorn war verflogen, Schmerz und Kummer verzerrten ihre zarten Züge. »Rowarn ist unter euch aufgewachsen. Er hat unsere Lehren empfangen, und vor allem Respekt vor jedem Wesen unter Sonne und Mond. Er ist kaum erwachsen und auf dem besten Wege, sich im Leben zu bewähren! Wie könnt ihr nur annehmen, dass er in der Lage wäre, so grausame Taten zu begehen und gleichzeitig weiterzuleben, als wäre nichts geschehen?« 
    Ihr glühender Blick schweifte über die jungen Männer. »Ja, er hat euch Leid zugefügt, und ja, er ist von ungezügeltem Temperament, das ihn manchmal zu heftigen Ausbrüchen verleitet! Aber er hat noch nie jemanden lebensgefährlich verletzt, und oft genug hatte er Gründe, sich gegen euch zur Wehr zu setzen, nicht wahr? Und noch etwas: Wie oft war er für euch da? Hat euch aus der Klemme geholfen? Hat Prügel für eure Taten bezogen, damit ihr ungeschoren davonkommt und er eure Achtung erringt?« 
    Sie hob die Arme. »Gewiss, wir haben Rowarn davor gewarnt, sich zu viel mit den Menschen abzugeben. Aber nicht, um euch vor ihm zu beschützen, sondern umgekehrt!«
    Schattenläufer fügte an: »Wir wissen wohl, dass wir nur geduldet sind, solange wir in euren Augen von Nutzen sind. Gern nehmt ihr unsere Dienste für Heilung und Schutz in Anspruch, doch hinter verschlossenen Türen sprecht ihr andere Worte, die keineswegs freundlich sind. Und seit wir Rowarn aufnahmen, finden eure wilden Spekulationen kein Ende, und ihr habt ihn nie als einen der Euren in eurer Mitte willkommen geheißen! Aus genau diesem und keinem anderen Grund nehmen wir an keinem eurer Feste teil und halten uns von euch fern! Aber wie soll Rowarn das jemals verstehen, ein junger Mann, der genauso aussieht wie ihr?«
    Eine ganze Weile herrschte tiefes Schweigen. Einige blickten nun deutlich verunsichert, andere weiterhin wütend, sogar angriffslustig. Hallim weinte leise und flüsterte den Namen ihrer Tochter, eingebunden in ein Gebet.
    Deutlich ruhiger hob Schneemond noch einmal die Hände, aber in friedlicher Geste: »Wir alle sind aufgebracht, weil nun schon das vierte Mädchen auf so schreckliche Weise ermordet wurde. Wir wissen nicht, weshalb, und wer eine solch unvorstellbare Tat begehen könnte. Aber das darf uns den Blick nicht trüben, während wir nach dem Mörder suchen – gemeinsam.«
    Daru stieß hervor: »Es begann alles an dem Tag, als der Weiße Falke nicht kam. Es war ein schlechtes Omen, und wir haben es nicht beachtet! Wir hätten dieses Fest niemals ausrichten dürfen, und ich hätte Anini niemals ...« Seine restlichen Worte gingen in Schluchzen unter.
    »Ein schlechtes Omen? Gewiss, das mag sein«, sagte Schattenläufer ruhig. »Denn der Weiße Falke kam allein Rowarns wegen. Daru, Ihr seid alt genug, ihr wisst, dass er zum ersten Mal erschien, als unser Ziehsohn sich im ersten Lebensjahr befand. Ihr habt so getan, als gäbe es diese Tradition schon immer, doch das ist falsch. Ihr habt euch etwas zueigen gemacht, das nur für uns von Bedeutung ist.«
    Aninis Vater wurde, wenn das überhaupt möglich war, noch blasser.
    »Worte, nur Worte! Es wird Zeit, dass etwas geschieht!«, schrie einer der Stadtväter. »So weit hätte es nie kommen dürfen! Rowarn soll beweisen, dass er es nicht war.
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