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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Autoren: Uschi Zietsch
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Kamm entlang. 
    Es war nicht das erste Mal, dass Rowarn sie so sah, und auf seltsame Weise tröstete es ihn. Noch nie in seinem jungen Leben hatte er schönere, vollkommenere Gestalten gesehen als diese beiden. Ihre Hufe schienen kaum den Boden zu berühren, die Pferdeleiber glänzten silbrig und blauschwarz. Schneemonds Bluse, im Sonnenlicht verschiedenfarbig schimmernd, flatterte im Wind; darunter trug sie ein mit Kreuzbändern gehaltenes Leibhemd in der Farbe ihrer Mähne. 
    Schattenläufer hingegen trug ein schwarzes Hemd mit einer schwarzen Lederweste darüber, die bis auf die Pferdebrust herabreichte. Die Kleidung war wie bei Schneemond auch im Rücken verschnürt, um der Mähne freien Schwung zu lassen. 
    Wie Licht und Schatten, in harmonischer Anmut, jagten sie über die Wiesen. Es war schwer zu sagen, wer von beiden schneller wäre. Schattenläufer war schwer und muskulös, Schneemond zierlicher, aber vielleicht ausdauernder.
    So verschaffte ihre Art sich bei großer Erregung Luft, denn das Blut der Pferdmenschen war heiß, und sie waren unberechenbar, gefährlich trotz ihrer Sanftmut. Kein Wunder, dass das Volk Velerii genannt wurde, Schnell-wie-der-Wind, und es war auch beinahe so alt wie der erste Wind, der vor Äonen über die Weiten der gerade geborenen Welt gestrichen war, eines der ersten Völker Waldsees, langlebig, weise und voller geheimnisvoller Kräfte.
    So, wie Rowarn den Menschen manchmal fremd und unheimlich war, waren ihm seine Zieheltern immer unverständlich geblieben, trotz der aufopfernden Liebe und Offenheit, die sie ihm entgegenbrachten. Er empfand großen Respekt, manchmal auch Ehrfurcht. Er hätte niemals gewagt, ihnen zu widersprechen.
    Geduldig, ohne sich zu rühren, wartete der junge Mann, bis seine Muhmen den wilden Lauf beendet hatten und mit schweißnassen Flanken, deutlich gelassener, zu ihm zurückkehrten.
     

Kapitel 2
Der Weiße Falke

    Die Velerii kauerten sich in der ihnen eigenen Eleganz auf die Halbliegen: Der Pferdeleib lag auf einem weichen, ausladenden Samtkissen, der menschliche Oberkörper ruhte an der bequem hochragenden, fein geschwungenen und ebenfalls gepolsterten Lehne. So schliefen sie auch, Kopf an Kopf; Schneemond auf der linken, Schattenläufer auf der rechten Seite.
    Rowarn verkroch sich in dem niedrigen, mit demselben Stoff überzogenen, großen Sessel. Auf dem Tisch vor ihm stand eine Schale mit getrockneten Früchten und Nüssen, aber er rührte nichts an. Der Tag war längst fortgeschritten, seit gestern Nachmittag hatte er nichts mehr gegessen, doch er verspürte keinen Hunger. Sein Magen war wie ein Stein, hart und verkrampft.
    »Erzähl uns, was geschehen ist«, forderte sein Ziehvater ihn auf.
    Rowarn hatte Vorwürfe erwartet. Es war ihm verboten worden, zum Fest zu gehen, und erst recht, die ganze Nacht fortzubleiben. Oft genug hatten die Muhmen ihn davor gewarnt, in die Stadt zu gehen; vor allem seit dem ersten Mord. »Du bist keiner der Ihren«, hatte Schneemond gesagt. »Ein Schuldiger ist dann schnell gefunden.« 
    Niemand hatte bis heute einen Verdacht gegen ihn ausgesprochen, aber Rowarn hatte durchaus gespürt, dass er seit einiger Zeit mit anderen Augen betrachtet wurde. Daher hätte er den Eltern normalerweise gehorcht, aber ... er wollte unbedingt Anini sehen ...
    Er schloss die Augen und hörte den Ruf der Häher schrill in seinen Gedanken. Blut! Blut!
    Er wusste, dass seine Eltern die Feuchtigkeit des Sees noch an ihm riechen konnten; trotz der kräftigen Frühlingssonne und des schnellen Laufs nach Hause war die Kleidung nicht ganz trocken.
    »Sage uns«, fügte Schneemond auch prompt hinzu, als hätte sie seine Gedanken gelesen, »wieso du mit deiner Kleidung in den See springen und dich reinigen musstest, bevor du dich nach Hause und unter unsere Augen wagtest.«
    Rowarn rieb sich über das Gesicht. »Das Wasser wurde schwarz, und ich bin fast erstickt«, flüsterte er. »Für einen Moment glaubte ich zu ertrinken, bis endlich das Blut abgewaschen war. Vielleicht bin ich es ja doch gewesen. Denn ich weiß nicht, was geschah ...«
    »Der Reihe nach«, unterbrach Schattenläufer. »Sag uns alles, was du weißt, Rowarn. Wir hören dir zu.«
    Rowarn seufzte und atmete einmal tief ein und aus. Dann berichtete er, woran er sich erinnerte, ohne etwas auszulassen, auch wenn es ihm schwerfiel und er schließlich einen hochroten Kopf bekam. Aber ihm war ohnehin klar, dass seine Eltern längst durchschauten, was er und Anini in der Nacht
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