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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Autoren: Uschi Zietsch
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in dem es leidlich fruchtbaren Boden, aber keine Erze oder sonstige Schätze gab. Inniu lag abseits des lebhaften Treibens des Landes Valia, jenseits des Gebirges – einem Reich, das Rowarn lediglich aus Erzählungen kannte. 
    Hier im Tal gab es nur wenige menschliche Siedlungen. Die größte von allen war die Stadt Madin, direkt an der Handelsstraße gelegen, in der alle Karrenwege Innius mündeten. Der Markt war stets gut besucht und diente zum gegenseitigen Austausch von Neuigkeiten. Etwa alle fünf Jahre kam außerdem eine Handelskarawane aus Valia, die einem Menschen namens Erun der Erbe gehörte; jeder männliche Nachkomme der Familie, der die Karawane übernahm, erhielt diesen Namen, und das schon seit über eintausend Jahren. Ein uralter Vertrag zwischen den Stadtvätern Madins und der Familie Eruns regelte den Warenaustausch alle fünf Jahre. Ein gutes Geschäft für beide Seiten: Vieh, Pferde, Heilkräuter, Früchte, Mehl und vieles mehr an Nahrungsmitteln aus dem Tal wurde gegen Stoffe, Handwerkszeug, Geschirr und anderes getauscht. Das war der einzige Kontakt nach draußen, ansonsten dämmerte Inniu in träger Idylle friedlich dahin.
    Rowarn war immer der Erste gewesen, der den Weißen Falken erblickte. Seinen Platz in dem alten Baumriesen hatte ihm noch nie einer streitig gemacht – weil die Stadtmenschen nicht rechtzeitig erkannten, wann der richtige Tag gekommen war.
    Jedes Jahr, so lange Rowarn zurückdenken konnte, war der Vogel von Osten her, mit der aufgehenden Sonne, im Tal erschienen und mit einem pfeifenden Schrei über den knorrigen Vielfarbigen gezogen. Sein Gefieder war schneeweiß, an den Flügeln von schwarzen Tupfen durchzogen. Sein scharfer Falkenschnabel war gelb, die großen, runden Augen dunkel und wild.
    Jahr um Jahr hatte Rowarn gehofft, dass sich der majestätische Vogel einmal, wenigstens für ein paar Herzschläge, in seiner Nähe auf einem Ast niederlassen würde. Er fühlte sich diesem Vogel verbunden, und jedes Mal flog ein Stück von seinem Herzen mit ihm, wenn er weiterzog, ohne jemals innegehalten zu haben. Der Weiße Falke kreiste zweimal über Weideling und pfiff hoch und einsam, bevor er über Madin schwebte, und dann tiefer in das Tal hineinflog, bis er in einem großen Bogen Inniu Richtung Osten wieder verließ.
    Doch nach dem letzten Winter war der Frühlingsbote nicht erschienen, zum ersten Mal seit neunzehn Jahren, wie Rowarn von seinen Muhmen erfahren hatte. Er selbst beobachtete den Vogel, seit er ein fünfjähriger Grashüpfer gewesen war. Rowarn hatte zuerst an sich gezweifelt und angenommen, er hätte sich im Tag geirrt. Eine Woche lang hatte er deshalb jeden Morgen auf dem Baum ausgeharrt und dem eisigen Wind getrotzt, und platschenden Regengüssen, die noch mit Schnee durchmischt waren. Und mit jedem Tag war seine Sorge gewachsen. Vielleicht war der Weiße Falke zu alt geworden und gestorben? Neunzehn Jahre waren eine lange Zeit. Aber Rowarn konnte sich kaum damit trösten. Er hatte von Anfang an gespürt, dass dies kein normaler Vogel war, sondern ein magisches Wesen, für das andere Gesetze der Sterblichkeit galten.
    Und es schien Folgen zu haben. Mit dem Ausbleiben des Weißen Falken endete nämlich der Frieden von Inniu, denn bald darauf geschah der erste Mord. 
    Rowarn erinnerte sich, wie schockiert alle gewesen waren. Ein so grauenvolles Verbrechen war noch nie zuvor geschehen. Keiner hatte gewusst, was jetzt zu tun war, wie man damit umzugehen hatte. Gewiss hatte man sich auf die Suche nach dem Täter gemacht … bis das zweite Mädchen auf dieselbe grausame Weise ermordet aufgefunden wurde. Und dann ... das dritte.
    Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, wurde das erste Frühlingsfest zur Lobpreisung des wachsenden Korns ausgerufen. Manche glaubten, damit die schlechten Vorzeichen abwenden zu können, und vielleicht auch den Weißen Falken herbeizulocken. Damit alles wieder so würde wie früher.

    Tief in seinem Inneren wusste Rowarn, wie sinnlos es war, seinen einsamen Posten zu beziehen und auf den Weißen Falken zu warten. Aber was konnte er sonst tun? Er durfte nicht in die Nähe der Menschen, und seine Muhmen hatten ihm verboten, sich an der Suche zu beteiligen, erst recht etwas auf eigene Faust zu unternehmen. Im Augenblick gehorchte Rowarn ihnen noch, aber er plante bereits, seine eigenen Nachforschungen anzustellen, wenn die Suche noch länger dauerte und keinen Erfolg brachte.
    Denn eines Tages, wenn auch die Menschen die Geduld
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