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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Autoren: Uschi Zietsch
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Volk, als Hüter von Weideling. Ein staubiger Pfad, gerade breit genug für ein Fuhrwerk, zweigte vom gut befestigten Karrenweg ab, der zu den bedeutendsten Handelsstraßen Valias führte.
    Schon von weitem war der Zug durch die aufgewirbelte Staubwolke sichtbar, die ihn aufplusternd einhüllte.
    Neben Daru saß die weinende Hallim, Aninis Mutter, das Gesicht in einem großen Tuch verborgen. Daru blickte grimmig nach vorn; während der ganzen Fahrt wurde kein Wort gesprochen. Versteckt hustete er, wenn der Staub seine Kehle zu sehr reizte, und wischte sich gelegentlich die Augen.
    Die Haustür von Weideling öffnete sich, als der Zug am Ende des Weges zum Stillstand kam. Daru und Hallim stiegen vom Wagen herab, die zahlreichen Begleiter blieben noch sitzen.
    Schattenläufer trat ins helle Licht des Vormittags. Sein dunkles, markantes Gesicht drückte Freundlichkeit aus, und er hob die Hand. »Ich grüße Euch, Daru der Starke, an diesem strahlenden Frühlingstag, nach einem, wie ich hoffe, großen Fest.« Es war die Art der Velerii, derart förmlich und blumig zugleich zu sprechen. Sie hatten für jeden Menschen einen Beinamen.
    Jetzt bemerkte Schattenläufer das von Leid und Tränen geschwollene Gesicht Hallims, als er sich ihr zuwandte, und stutzte. Seine breite Stirn legte sich in besorgte Falten. »Ich glaube, ich war zu voreilig mit meinem Gruß. Ich bitte Euch um Verzeihung, Hallim die Kluge. Was ist geschehen?«
    »Anini wurde ermordet!«, entfuhr es Daru, und nun verlor auch er die Fassung und brach in Tränen aus. »Unser Sohn Rayem fand sie heute Morgen auf der Wiese, grausam entstellt! Das Herz wurde ihr bei lebendigem Leib aus der Brust gerissen, könnt Ihr Euch das vorstellen? Nur ein Tier kann so etwas Entsetzliches tun!«
    Die pechschwarze Mähne Schattenläufers wallte über seinen menschlichen Rücken bis zum Widerrist des Pferdekörpers hinab, als er den Blick wandern ließ und in vorwurfsvolle, wenn nicht anklagende Augen sah. Sein langer Schweif peitschte einmal um seine blauschwarz glänzenden Flanken. Er strich sich den Bart und setzte einen Huf nach vorn. »Nun, ich bin kein Tier«, sagte er ruhig mit tiefer Stimme. In seinen großen dunklen Augen lag nunmehr Trauer.
    »Wo ist Rowarn?«, rief Aninis Bruder Rayem vom Wagen herab.
    Ein Licht schien aufzuglühen, als Schneemond in diesem Moment an Schattenläufers Seite trat. Ihr Fell schimmerte fast silbrig im Sonnenschein, die seidige Mähne kräuselte sich leicht in der sanften Brise. Schneemonds bernsteinfarbene Augen blitzten. Sie war keineswegs so sanftmütig wie ihr Gemahl. »Auch Rowarn ist kein Tier«, sprach sie mit glockenheller Stimme, aber mit drohendem Nachhall.
    »Woher wissen wir das so genau?«, rief jemand, und mehrere Stadtbewohner stimmten dem Einwand lautstark zu. 
    Der Stadtälteste, Larkim der Strenge, kletterte steifbeinig vom Wagen und stakste auf einen Stock gestützt auf die Velerii zu. Allerdings hielt er genau wie Daru respektvollen Abstand. Bei allem Zorn vergaßen die Menschen nie, mit wem sie es zu tun hatten. Der Widerrist von Schneemond und Schattenläufer reichte den meisten Menschen bis an die Stirn; mit ihrem menschlichen Oberkörper und dem Haupt überragten sie jeden der Anwesenden um eine halbe Mannslänge. 
    »Es mag sein«, sprach der Greis mit erstaunlich kraftvoller, tragender Stimme, »dass Rowarn aussieht wie wir und einer gefälligen Sprache mächtig ist. Aber Ihr scheint zu vergessen, wie unbeherrscht er ist, wie schnell er in blindwütige Raserei gerät! Oder stimmt es nicht, Ondur?« 
    Der aufgerufene Junge sprang vom Wagen und zeigte den Velerii die hässliche weiße Narbe an der rechten Halsseite. Nacheinander wurden junge Männer, alle ungefähr in Rowarns Alter, aufgefordert, Narben vorzuzeigen, die Schattenläufers Zögling ihnen zugefügt hatte.
    Hallim, die niemals jemandem etwas Böses wünschte, nicht einmal in dieser schrecklichen Stunde, warf allerdings zitternd ein: »Uns ist bekannt, dass Rowarn dies nicht willentlich tut. Etwas anderes ergreift in solchen Momenten Besitz von ihm, denn er ist danach jedes Mal reumütig und zerknirscht, und er gibt sich viel Mühe, damit es nicht zu solchen Ausbrüchen kommt. Aber wie wollt Ihr uns beweisen, dass er es nicht war? Er wurde heute Nacht gesehen, als er zusammen mit Anini das Fest verließ. Er war der Letzte, der meine Tochter ...« Sie schluchzte und konnte für einige Momente nicht weitersprechen. Niemand wagte eine Äußerung, alle
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