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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier
Autoren: Courtney Schafer
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einen kühnen Fluchtversuch. Bei Khalmets Hand, ich konnte mich ja kaum ohne Hilfe aufsetzen. Cara hatte recht. Wenn Martennan einen eigenen Plan verfolgte, sollte ich einfach mitspielen.
    ×
    Es war nicht Martennan, der am nächsten Morgen kam, um mich zum Verhör zu bringen, sondern sein Oberleutnant, eine junge Magierin namens Lena. Eigentlich war der Name viel länger, ein unmöglicher Zungenbrecher. Die Alather in Tamanath hielten an dem sonderbaren Brauch fest, sich in der Öffentlichkeit nur beim Nachnamen zu nennen, und machten um ihren Vornamen ein großes Geheimnis. Sie wollte ihn mir nicht verraten, aber nachdem ich mich ein paar Mal verhaspelt hatte, erlaubte sie mir kopfschüttelnd, sie Lena zu nennen. Sie trug ihre dunklen Haare als Zopfkrönchen, und ihre Haut war fast so braun wie die der Arkennländer, wobei sie dunkle Sommersprossen hatte. Sie bewegte sich genauso, wie ich mir einen alathischen Magier vorgestellt hatte, steif und präzise, ganz im Gegensatz zu Martennan, der so lässig daherkam.
    Pevennar wollte, dass sie mich auf einer Krankenbahre zum Verhör schleppten, aber ich bestand darauf zu laufen. Denn ich wollte meine erschreckend steifen Muskeln ein wenig lockern. Lena war überraschend geduldig und passte sich meinem langsamen Schritt an, ohne eine einzige Bemerkung zu machen, wenn ich stehen blieb, obwohl ich das andauernd tat.
    Zwei Soldaten gingen neben uns her, was ich ärgerlich und zugleich lustig fand. Da konnte ich kaum zehn Schritte weit gehen, ohne mich zwischendurch ausruhen zu müssen, und sie behandelten mich, als könnte ich Lena mit einer Hand überwältigen und über die Grenze verschwinden.
    Schön wär’s. Bis wir ins Freie traten, war ich langsam wie eine Schnecke. Ich drehte das Gesicht zur Sonne. Die Wärme änderte aber auch nichts an meinem mulmigen Gefühl im Bauch. Cara durfte mich nicht begleiten. Lena sagte mir, dass der Rat keine weitere Aussage von ihr benötige. Aber ich würde sie wiedersehen, unabhängig vom Ausgang des Verhörs. Ich war mir da nicht so sicher.
    Aber mit zwei Soldaten und einer Magierin um mich herum, konnte ich nicht das Geringste unternehmen.
    Lena räusperte sich höflich, und ich ließ mir von den Soldaten in die wartende Kutsche helfen.
    Das Haus, das ich gerade verlassen hatte, war ein grauer, abschreckender Kasten, der laut Pevennar als Krankenhaus und Heilerschule diente. Über der Tür gab es eine Inschrift bestehend aus strengen Buchstaben.
    »Was steht da?«, fragte ich Lena und zeigte darauf.
    »Das ist ein Zitat von Denarell von Parthus.«
    Nie gehört von dem Kerl.
    »Er war der Führer der Expedition, bei der Alathien gegründet wurde. Das ist seine Muttersprache. Er stammte aus Harsia auf der anderen Seite der Ostsee.« Sie schaute nachdenklich. »Heilen ist ein Beitrag zur Harmonie der Welt   – so könnte man es übersetzen.«
    Das war so typisch Alathien, pompös und dabei so blumig. Ich schnaubte unwillkürlich. Die Kutsche fuhr los.
    »Du hältst nicht viel von uns, scheint mir.« Lena klang nicht verärgert, nur neugierig.
    Ich zuckte die Achseln und schaute zum Fenster hinaus. Tamanath war viel schöner als Kost, das musste ich zugeben. Die Häuser waren auch gedrungen und aus Holz, aber weiß angestrichen und hatten schön gedrechselte Balkone mit Blumenkästen. Die Straßen waren breiter und am Rand standen in regelmäßigen Abständen hohe Bäume und blühende Büsche. Es hing kein Rauch in der Luft, sodass die Hügel Zentralalathiens ringsherum in einem frischen Grün erschienen. Lena beobachtete mich in einem fort. »Dann ziehst du wohl Sechavehs Credo vor, wonach nur Macht und Gewinn zählen? Du möchtest lieber in Ninavel sein, wo ein Mann wie Ruslan Khaveirin straflos tun kann, was er will?«
    Klar, ich hatte Sechaveh deswegen auch schon verflucht. Und trotzdem   … ich sah wieder nach draußen. Die Leute trugen strenge Kleidung in Grau und Braun, und wenn sie miteinander sprachen, blieben sie ruhig und gleichmütig. Keiner brach in Lachen aus oder gestikulierte lebhaft, wie man es in Ninavel bei einer Unterhaltung tat. In Tamanath gab es keine Straßenkünstler, keine scherzhaften Zurufe, wenn man an Verkaufsständen vorbeiging. Ich bekam Heimweh.
    »Ihr Alather wollt alles sicher und harmlos machen«, sagte ich. »Aber manche Menschen haben es lieber unsicher und wild.« Ich dachte an die überwältigende Schönheit des Gebirges. Es war gefährlich und verzieh keinen Fehler, ja, aber auch das gehörte
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