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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier
Autoren: Courtney Schafer
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den Göttern! Ich machte den Mund auf, um zu protestieren, aber Varellian spreizte die Finger und lähmte mir die Zunge.
    »Die Zeugenanhörung ist beendet«, sagte sie und nickte Lena zu.
    Lena zog mich zu einer Holzbank an der Wand. Ich taumelte und wäre fast gefallen, denn meine Beine waren bleischwer. Aber sie fing mich ab und stützte mich unauffällig.
    »Bringt den Angeklagten herein«, sagte der Kahlkopf. Auf den Galerien wurde es totenstill. Magier lehnten sich über das Geländer. In vielen Gesichtern stand angstvolle Faszination. Diesen Ausdruck hatte ich mal bei einer Menschenmenge gesehen, die sich um einen Käfig mit einem Unheilwolf drängte. Mein Magen schlingerte. Wenn sie schon einen einfachen Kurier wie mich lebendig verbrennen wollten, was würden sie dann Kiran antun?
    Gegenüber ging eine Tür auf. Kiran kam herein, umringt von vier Magiern, die ihn keinen Moment aus den Augen ließen. Er ließ Kopf und Schultern hängen. Man hatte ihm die Hände vor dem Körper gefesselt, mit einer schwarzen, schuppig aussehenden Schnur, und er trug einen weiten grauen Kittel über ebensolchen Hosen. Er schien unverletzt zu sein, Khalmet sei Dank. Ich versuchte, seinen Blick zu erhaschen, doch er hielt den Kopf gesenkt, während er in die Mitte der Sigilla geführt wurde.
    Seine Bewacher stellten sich auf die Spitzen eines vierzackigen Sterns, der in den Boden gemeißelt war, kehrten Kiran das Gesicht zu und streckten die Arme zu ihrem Nebenmann aus.Die Sigilla innerhalb des Sterns fingen an zu glühen, viel heller als bei mir.
    »Kiran ai Ruslanov, du bist hier, um dich für Blutmagie und Grenzverletzung zu verantworten«, sagte Varellian streng.
    Darauf hob Kiran den Kopf. »Nenn mich nicht so«, sagte er mit einer Spur Zorn in der Stimme, doch dabei sah er nur erschöpft aus. »Ich gehöre nicht Ruslan.«
    »Bestreitest du, sein zeichengebundener Lehrling zu sein?«, fragte Varellian kalt.
    Kiran zog die Schultern hoch und schüttelte den Kopf.
    Verflucht noch eins, wollte er sich nicht mal verteidigen? Ich machte den Mund auf, aber Varellians Zauber lähmte weiter meine Zunge. Lena fasste mich warnend am Handgelenk. Ich sah sie böse von der Seite an und verzichtete auf etwas Dramatischeres.
    »Wir haben die Aussagen mehrerer Zeugen, die bestätigen, dass du in beiden Anklagepunkten schuldig bist«, sagte Varellian zu Kiran. »Unser Gesetz verlangt, dass wir dir Gelegenheit geben, dich zu verteidigen. Da du ein Blutmagier bist, können wir uns auf einen Wahrheitszauber nicht verlassen.«
    »Ich werde euch die Wahrheit sagen«, versprach Kiran matt.
    Varellian schüttelte den Kopf. »Wir können nur sicher sein, wenn du uns erlaubst, in deinen Geist einzudringen.«
    Kiran spannte sich an, seine vier Aufpasser um ihn herum ebenfalls, und die Sigilla glühten heller.
    Er hatte mein volles Mitgefühl. Ich würde es auch nicht wollen, wenn mir ein Typ wie Niskenntal im Kopf herumkramt.
    »Und wenn ich mich weigere?«, fragte Kiran.
    »Dann wirst du ohne Verteidigung zum Tode verurteilt.«
    Erregt sah Kiran die Räte am Tisch an. »Ihr   … ihr verlangt von mir, dass ich mich restlos unterwerfe? Genau wie Simon?«
    Ich hatte ihn nicht gefragt, was Simon mit ihm gemacht hatte. Mir grauste, wenn ich nur an sein Lächeln dachte.
    »Wir sind keine Blutmagier, die ihre Macht missbrauchen, indem sie andere versklaven«, sagte Varellian. »Wir tun das nur zum Zweck der Wahrheitsfindung.«
    Zum ersten Mal sah Kiran zu mir herüber. Ein schneller, undeutbarer Blick, dann wandte er sich Varellian wieder zu. »Ich bin einverstanden.«
    Ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder bestürzt sein sollte. Wenn sie in seine Gedanken eindrangen, würden sie sicherlich sehen, wie sehr er die Blutmagie verabscheute. Doch ich fürchtete, dass sie das abtun würden, sobald sie sahen, wie sehr er das Zaubern liebte. »Herrlich« hatte er es genannt.
    Bei seiner Einwilligung verzog Varellian keine Miene, aber Niskenntal kniff die Augen zusammen, und etliche andere zeigten sich überrascht. Ein Ratsherr in Braun und Grau sagte etwas zu seinem Nachbarn. Dann standen sie auf und verließen mit den anderen am Tisch den Saal, bis auf die zwei Magier. Auch von den Galerien entfernten sich viele. Lena zog mich von der Bank hoch.
    Als ich aufstand, ließ sich meine Zunge wieder bewegen. »Was kommt jetzt?«, fragte ich Lena.
    »Wer kein Magier ist, muss den Saal verlassen.« Lena schob mich energisch zur Tür.
    »Und du? Du bist doch
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