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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht
Autoren: Thomas Finn
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Die Schriftzeichen, die Finsterkrähe darum gezogen hatte, pulsierten jetzt in einem blauen Licht. Doch viel entsetzlicher war, dass aus der Hand inmitten des neunzackigen Sterns nach und nach neue Armknochen wuchsen, um die sich ein Gespinst aus frischen Adern rankte. Der unheimliche Prozess war inzwischen bis hinauf zum Ellenbogen fortgeschritten.
    Dort entstand ein neuer Körper!
    Siehst du, so belohnt die Nebelkönigin treue Vasallen. Schon in wenigen Augenblicken wird sich mein Schatten mit meinem neuen Körper vereinen.
    Kai keuchte entsetzt auf.
    Willst du auf solche Macht wirklich verzichten, Junge ? Nein, sicher nicht. Ich spüre doch deine Neugier. Entscheide dich einfach für die richtige Seite, raunte Finsterkrähe. Entgegen dem, was dir Eulertin erzählt hat, haben weder die Nebelkönigin noch ich vor, dich zu töten. Auch das war eine Lüge dieses elenden Däumlings. Niemand muss sterben. Du nicht, dein kleiner Elfenfreund nicht, nicht einmal der winzige Eulertin, wenn du das nicht willst. Sei er auch noch so fehlgeleitet. Nein. Es liegt in deiner Hand, sie alle zu retten. Sterben müssen nur jene, die sich uns in den Weg stellen. Bedauerlicherweise ist dies notwendig, um das Land zu befreien.
    »Zu befreien?«, zischte Kai angewidert. »Ausgerechnet Ihr wagt es, das Wort >Freiheit< in den Mund zu nehmen ? Euresgleichen will die freien Völker unterwerfen und nicht befreien!«
    Aber nicht doch, wisperte der Schatten. Die angebliche Freiheit, von der du sprichst, existiert nicht. Sie ist eine Lüge, wie alles, was man dir erzählt hat. Überlege: Der Knecht dient dem Bauern, dieser dem Vogt, dieser dem Fürsten und jener dem König. Ist das etwa Freiheit? Nein, meine kleine Flamme. Das sind Fesseln! Wahre Freiheit ist es, allein über sich selbst zu bestimmen und sich ohne Vorschriften das zu nehmen, was man will. Diese Freiheit gewähren dir allein die Mächte des Schattens. Die Mächtedes Lichts unterdrücken uns. Sie sind es, die uns in Unfreiheit leben lassen! Kai starrte den Schatten entgeistert an. Er fühlte sich hin und her gerissen. Finsterkrähes Worte klangen auf unheimliche Weise logisch und folgerichtig. Aber dennoch schienen sie ihm ... falsch.
    Tapfer schüttelte Kai den Kopf. »Ihr lügt. Ihr verdreht alles. In einer Welt, in der sich jeder nimmt, was er will, gibt es keinen Respekt mehr voreinander. In einer solchen Welt zählt kein Mitgefühl. In einer solchen Welt regiert allein die Angst und nicht die Freiheit. Niemand will in einer solchen Welt leben!«
    Du wirst es, kleine Flamme!, antwortete Finsterkrähe. Du wirst es! So oder so, denn du bist es, den die Prophezeiung ausersehen hat, uns alle in diese Finsternis zuführen! »Nein, das ist nicht wahr!«, schrie Kai und stieß sich von der Wand ab. Doch das Phantom versperrte ihm den Fluchtweg und warf ihn mit Geistermacht wieder zurück. Ich wusste, dass dir dieser kleine Lügenmagister die Wahrheit vorenthalten hat. Du kennst den genauen Wortlaut des Orakels vom Nornenberg nicht, richtig? Kai starrte den Schatten an. Ihn schauderte.
    Dann hör gut zu! Nur wenige kennen die Prophezeiung zur Gänze.
    Finsterkrähe schwebte zurück und mit einer triumphalen Geste rezitierte er die Weissagung der Schicksalsweberinnen:
    Wenn der Verfluchte den Drachenthron besteigt, wird Nebel die Lande Albions verhüllen. Der Tag wird gehen und die Nacht wird kommen. Von Nord nach Süd wird die Finsternis ziehen.
    Erlöschen werden die Feuer,
    und wo viere waren, sind nur noch drei.
    Licht und Dunkel werden um die letzte Flamme ringen,
    die den Keim des Schattens in sich trägt.
    Ihr Feuer entscheidet die letzte Schlacht.
    Die Flamme wird brennen, die Flamme wird flackern,
    im Ringen mit der Dunkelheit.
    Doch am Ende wird sie unterliegen.
    »Niemals!«, brüllte Kai entsetzt. »Ihr lügt. Ihr lügt. Ich weiß es!«
    Er versuchte abermals zu flüchten und wurde erneut gegen die Wand geschleudert. Inzwischen lag im Enneagramm ein kompletter Arm, der bereits in eine Schulter auslief. Der schauderhafte Prozess schritt rasend schnell voran.
    Warum sollte ich dich anlügen ?, wisperte das Phantom bedauernd. Die Prophezeiung besagt, dass du sterben oder dich unserer Sache anschließen wirst. Also sei kein Narr. Lebend bist du für uns wertvoller. Morgoya selbst will dich an ihrer Seite haben. »Lieber sterbe ich!«, krächzte Kai standhaft.
    Nein, das wirst du nicht. Du wirst dich unserer Sache verschreiben. Finsterkrähes Schatten rotierte wie ein
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