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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht
Autoren: Thomas Finn
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Hintergrund die monströse Seeschlange zu erkennen. Sie war halb skelettiert und an einigen Stellen fiel moderndes Fleisch aus ihrem Schlangenkörper. Zornig hatte sie sich im Schanzkleid eines der Kähne verbissen, als die Galeere von Kapitän Asmus zu Hilfe eilte. Die Männer feuerten ihre Harpunen auf das Ungeheuer ab, das getroffen in die Fluten klatschte und dabei mit seinem Leib einen weiteren der kleinen Flusssegler zertrümmerte.
    Wo war Koggs? Kai entdeckte eher zufällig ein grünliches Leuchten auf dem Fluss. Dort entstand ein gewaltiger Mahlstrom im Wasser, der eines der Drachenboote packte und kurzerhand mit sich in die Tiefe zerrte. Da irgendwo musste der Seekobold sein. Kai war sich sicher.
    Doch so sehr sich die Verteidiger auch anstrengten, der Armada aus Drachenbooten war die leichte Schmugglerflotte kaum gewachsen. Sie würden ihm nur etwas Zeit verschaffen.
    Kai löste sich von der Horrorszenerie und hastete auf den Stufen weiter nach unten. Endlich erreichte er das Turmgeschoss unter der Leuchtkammer. Über ihm zeichneten sich die Flügel jener großen Klappe ab, die er unter der Kugel aus Feenkristall entdeckt hatte. Das Irrlichtfeuer drang durch Ritzen und Spalten der Lukenkonstruktion und erfüllte die vor ihm liegende Turmkammer mit Dämmerlicht. Kai rieb sich heftig die Augen. Er war noch immer so geblendet, dass er sich erst wieder an die neuen Sichtverhältnisse gewöhnen musste. Vorsichtshalber beschwor er einen Feuerwusel herauf, dem er befahl sich bereitzuhalten.
    An der Wand ganz hinten war eine Art Kronleuchter aus Kristall und Silber zu erkennen, der unter einem gewaltigen Berg aus Flussschlamm begraben lag. Die Muschelreste auf der Oberfläche wiesen darauf hin, dass der Schlamm aus der Elbe stammte.
    Lag dort das Feenlicht begraben ?
    Inzwischen hatten sich Kais Augen wieder etwas an die Dunkelheit gewöhnt. In der Mitte des Raumes erblickte er nun jenes verfluchte Enneagramm, das er bereits im Bergauge gesehen hatte. Der neunzackige Stern war von einem perfekt gezogenen Beschwörungskreis umgeben - und in seiner Mitte lag etwas, was verdorrt und verschrumpelt aussah: eine menschliche Hand!
    Tapfer, tapfer, kleine Flamme. Endlich lernen wir uns kennen!, wisperte eine Stimme in Kais Kopf.
    Kai wirbelte herum und entdeckte hinter der Wendeltreppe einen großen Schatten, der sich vom Boden löste. Finster und majestätisch ragte er vor ihm auf und starrte ihn mit fahlen Augen an.
    Lass mich raten ? Dein niederträchtiger kleiner Lehrmeister hat es vorgezogen, dich die Drecksarbeit erledigen zu lassen, während er sich intensiv den, sagen wir mal, schönen Künsten widmet. Habe ich Recht?
    Das Phantom kicherte hämisch, und da Kai sich nicht anders zu helfen wusste, befahl er seinem Feuerwusel, sich in einen Kugelblitz zu verwandeln.
    Der Kugelblitz verpuffte jedoch sogleich in einer kleinen Rauchwolke. Wie niedlich, flüsterte Finsterkrähe, während Kai überrascht den Rauch anstarrte. Hat dir dieser verräterische Däumling verschwiegen, dass mein Element ebenfalls das Feuer ist?
    Kai schüttelte erschrocken den Kopf und wich vor dem Schemen zurück. Ich befürchte, er hat dir vieles nicht erzählt, hallte die Stimme abermals hinter Kais Stirn. Vertraut er dir nicht? Oder ist es nur so, dass er seine Macht mit niemandem teilen will?
    Kai stieß gegen die Wand. Weiter zurück konnte er nicht. Er schluckte. »Was soll das? Wenn Ihr mich töten wollt, dann bringt es endlich hinter Euch!«
    Der Schatten baute sich direkt vor ihm auf.
    Nicht doch, Junge. Im Gegenteil. Ich will dir helfen und dir jene Hilfe angedeihen lassen, die dir der verräterische Däumlingszauberer verweigert.
    »Wofür sollte ich Euch brauchen?«, giftete Kai.
    Um deine Ausbildung zu vollenden, kleine Flamme. Hat dir der Magister nicht gesagt, dass ich der Einzige bin, der dies vermag? Außer uns beiden gibt es keine Feuermagier mehr. Willst du für immer ein kleiner Lehrling bleiben, der nicht mehr zuwege bringt, als kleine Elementare anzurufen ? Willst du tatsächlich auf deine wahre Macht verzichten? Macht! Verstehst du? Du könntest Großes schaffen!
    »Hört auf damit!«, stammelte Kai verunsichert.
    Du könntest ebenso mächtig werden wie ich. Erinnere dich an meine Hand! Diese verräterische Gargyle hat sie mir abgebissen, aber inzwischen bin ich ihr fast dankbar dafür. Denn sie wurde nicht in Stein verwandelt. Und nun sieh!
    Kai starrte zu dem Beschwörungskreis und glaubte seinen Augen nicht zu trauen.
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