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Die Chaos Queen

Die Chaos Queen

Titel: Die Chaos Queen
Autoren: Janet Evanovich
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ich mir ein. Ich hätte es auch geglaubt, wären da nicht mein übler ehemaliger Job und die zwei Zettel gewesen. Doch jetzt musste ich meine Paranoia auf kleine Flamme drehen, damit ich nicht vor lauter Angst schweißgebadet vor dem Mann stand, den ich überzeugen wollte, mich einzustellen.
    Ich überquerte den Parkplatz und steuerte auf die große doppelte Glastür zu, die ins Bürogebäude führte. Ich betrat den Empfangsbereich. Er war klein, die Bodenfliesen waren zum Teil kaputt, die Wände rotzgrün gestrichen. Man konnte hören, wie Maschinen Knöpfe ausstanzten. In einem anderen Teil des Gebäudes klingelten Telefone. Ich näherte mich dem Empfang und fragte nach Karen Slobodsky.
    »Tut mir leid«, sagte die Frau hinter der Theke. »Da kommen Sie zwei Stunden zu spät. Sie hat eben gekündigt. Ist hier rausgestürmt wie eine Windhose, hat irgendetwas von sexueller Belästigung geschimpft.«
    »Heißt das, es ist eine Stelle frei?«, fragte ich. Vielleicht wendete sich das Schicksal jetzt für mich zum Guten.
    »Sieht ganz so aus. Ich sag ihrem Chef Bescheid, Jimmy Alizzi.«
    Zehn Minuten später saß ich in Alizzis Büro, vor seinem Schreibtisch, er mir gegenüber. Das gewaltige Möbel ließ seine schmächtige Gestalt zwergenhaft erscheinen. Ich schätzte ihn auf Ende dreißig, Anfang vierzig. Sein schwarzes Haar war nach hinten gekämmt. Alizzis Akzent und Teint hatten etwas Indisches.
    »Eins vorneweg: Ich bin kein Inder«, eröffnete Alizzi. »Alle halten mich für einen, aber das ist falsch. Ich stamme von einer sehr kleinen Insel vor der Küste Indiens.«
    »Sri Lanka?«
    »Nein, nein, nein«, antwortete er und drohte mir mit seinem dünnen Finger. »Nicht Sri Lanka. Unsere Insel ist noch viel kleiner. Wir sind ein sehr stolzes Volk, Sie müssen aufpassen, dass Sie da nichts verwechseln.«
    »Natürlich. Würden Sie mir den Namen Ihrer Insel verraten?«
    »Latorran.«
    »Noch nie gehört.«
    »Sehen Sie, und schon befinden Sie sich auf sehr gefährlichem Terrain.«
    Ich machte ein zerknirschtes Gesicht.
    »Ah, Sie waren also Kopfgeldjägerin«, sagte er, als er meinen Lebenslauf mit erhobenen Brauen überflog. »Ganz schön aufregender Beruf! Warum wollen Sie ihn aufgeben?«
    »Ich suche etwas, das mehr Aufstiegsmöglichkeiten bietet.«
    »Ach, du liebe Güte, dann wollen Sie womöglich
meine
Position haben!«
    »Na, das würde aber Jahre dauern, und wer weiß … bis dahin sind Sie vielleicht längst Firmenchef.«
    »Sie schmieren mir ja ganz schön Honig ums Maul!«, sagte er. »Finde ich gut. Was würden Sie denn tun, wenn ich Sie um eine sexuelle Gefälligkeit bitten würde? Würden Sie mir mit einer Anzeige drohen?«
    »Nein. Ich denke, ich würde Sie ignorieren. Es sei denn, Sie würden handgreiflich. Dann müsste ich Sie irgendwo hintreten, wo’s empfindlich wehtut, und Sie könnten keine Kinder mehr zeugen.«
    »Klingt korrekt«, erwiderte er. »Zufälligerweise habe ich sofort einen Posten frei, den können Sie haben. Sie können morgen anfangen, pünktlich um acht. Aber kommen Sie nicht zu spät!«
    Super! Ich hatte eine richtige Stelle in einem schönen sauberen Büro, wo niemand auf mich schoss. Ich konnte glücklich sein, oder? So hatte ich es doch gewollt, nicht wahr? Warum war ich dann bloß so niedergeschlagen?
    Ich ging die Treppe hinunter zum Parkplatz. Als ich meinen Wagen gefunden hatte, wurde meine Laune noch mieser. Ich hasste dieses Auto. Nicht dass es schlecht gewesen wäre, es war einfach nicht das richtige für mich. Und selbstredend wäre es geiler, einen Wagen ohne drei Einschusslöcher zu haben.
    Vielleicht brauchte ich noch einen Doughnut.
    Eine halbe Stunde später war ich wieder daheim. Ich war bei Tasty Pastry vorbeigefahren und hatte eine Geburtstagstorte vom Vortag mitgenommen. Darauf stand: HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH, LARRY. Keine Ahnung, wie Larry seinen Geburtstag gefeiert hatte, offenbar jedoch ohne Torte. Larrys Pech war mein Glück. Wenn man glücklich werden will, sollte man sich an Geburtstagstorten halten. Diese bestand aus goldgelbem Kuchenteig und war mit einer schweren weißen Glasur aus Schmalz, Butteraroma, Vanillearoma und einer Wagenladung Zucker überzogen. Der Guss war mit mächtigen Rosen in Rosa, Gelb und Lila verziert. Zwischen den drei Böden war Zitronencreme. Die Torte war für acht Personen gedacht, also genau richtig für mich.
    Ich warf meine Klamotten in die Ecke und machte mich an das Festessen. Ein Stückchen gab ich Rex, der Rest war für
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