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Die Chaos Queen

Die Chaos Queen

Titel: Die Chaos Queen
Autoren: Janet Evanovich
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du Scheiße! Hat er dich angegriffen?«
    »Das war ein bisschen komplizierter. Er stand unter der Dusche, als ich reinkam. Hast du Willie Martin schon mal nackt gesehen? Ist kein schlechter. Hat früher mal profimäßig Football gespielt, aber dann war sein Knie im Arsch, und er musste Autos knacken.«
    »Aha.«
    »Also, eins kam zum anderen, jedenfalls hänge ich mit Handschellen an seinem Schweinebett. Scheiße, ich bekomm’s halt nicht regelmäßig besorgt, verstehst du? Bei Männern bin ich echt wählerisch. Außerdem, auf diese Muskeln wäre jede Frau angesprungen. Der hatte vielleicht mal Pakete, und in den Arsch hätte ich am liebsten reingebissen.«
    Bei der Vorstellung überlegte ich, Vegetarierin zu werden.
    Willie Martin lebte in einer Wohnung im zweiten Stock eines mit Graffiti verschmierten Lagerhauses, in dessen Erdgeschoss gestohlene Autos umgebaut wurden. Es lag bei den 700er-Hausnummern in der Stark Street, einer ziemlich heruntergekommenen Gegend, die dem zerbombten Irak Konkurrenz machte.
    Ich parkte hinter Lulas rotem Firebird und verstaute meine fünfschüssige Smith & Wesson in der Jackentasche. Ich bin kein großer Fan von Waffen und trage fast nie eine, aber die Schüsse und die Zettel hatten mir zu denken gegeben. Jedenfalls traute ich mich nicht unbewaffnet in die Stark Street. Ich schloss das Auto ab, machte einen Bogen um den klapprigen offenen Dienstaufzug im Erdgeschoss und stapfte zwei Treppen hinauf. Von dort gelangte ich in einen kleinen schmutzigen Windfang mit einer Tür, auf der ein hochhackiger Stiefelabdruck in Größe 41 prangte. Wahrscheinlich war Willie nicht beim ersten Klopfen an die Tür gekommen und Lula hatte die Geduld verloren.
    Ich drehte am Knauf, und die Tür schwang auf. Gott sei Dank – denn Türen einzutreten war nicht mein Ding. Vorsichtig schob ich den Kopf in die Wohnung und rief: »Hallo?«
    »Selber hallo!«, erwiderte Lula. »Halt bloß den Mund! Ich hab schlechte Laune. Schließ einfach diese beschissenen Handschellen auf und geh mir aus dem Weg! Ich brauche Pommes! Eine ganze Wagenladung Pommes! Das ist ein Fastfood-Notfall!«
    Lula befand sich auf der anderen Seite des Zimmers. Sie war in ein Bettlaken gewickelt, eine Hand war mit Handschellen am eisernen Kopfteil des Bettes befestigt. Mit der anderen hielt sie das Laken fest.
    Ich holte den Universalschlüssel für Handschellen aus der Tasche und sah mich im Zimmer um. »Wo sind deine Klamotten?«
    »Hat der Typ mitgenommen. Ich fasse es nicht! Er meinte, er würde mir eine Lektion erteilen. Damit ich ihm nicht länger nachlaufe! Ich sag dir eins: Trau keinem Mann! Wenn die gekriegt haben, was sie wollen, schnappen sie sich nur noch ihre Unterhose – und weg sind sie! Ich verstehe eh nicht, warum der sich so aufgeregt hat. Ich hab doch nur meine Arbeit gemacht. Er meinte: ›Hat es dir gefallen?‹ Und ich so: ›Hey, Baby, das war echt gut.‹ Und dann wollte ich ihm die Dinger anlegen. Ach, in Wirklichkeit war es gar nicht so toll, und außerdem bin ich jetzt eine richtige Kopfgeldjägerin. Ich greif mir die Leute, tot oder lebendig, mit oder ohne Hose, ja? Bei dem Job gehört es dazu, Handschellen anzulegen.«
    »Tja, vielleicht ziehst du dir beim nächsten Mal doch lieber was an.«
    Lula schloss die Handschellen auf und verknotete das Laken, damit es nicht hinunterfiel. »Guter Tipp. Werd ich mir merken. Solche Tipps brauche ich, um eine erstklassige Kopfgeldjägerin zu werden. Immerhin hat er mein Portemonnaie nicht mitgenommen. Dann hätte ich mich
wirklich
aufgeregt.«
    Sie ging zu einer Truhe an der hinteren Wand, holte eins von Willies T-Shirts und eine kurze Turnhose heraus und zog beides an. Dann schaufelte sie die übrigen Klamotten aus der Truhe, schleppte sie zum Fenster und warf sie nach draußen.
    »So«, sagte sie. »Jetzt geht’s mir langsam besser. Danke, dass du gekommen bist und mir geholfen hast. Ich hab eine gute Nachricht: Sieht aus, als wäre dein Wagen nicht gestohlen worden. Er steht noch am Straßenrand.« Lula ging zum Wandschrank und zog noch mehr Klamotten heraus – Anzüge, Schuhe, Jacken. Alles flog aus dem Fenster. »Jetzt hab ich ’nen richtigen Lauf«, verkündete sie und sah sich um. »Was können wir sonst noch aus dem Fenster schmeißen? Glaubst du, sein fetter Angeberfernseher passt da durch? He, wie wär’s mit ein paar Küchengeräten? Hol mir doch mal den Toaster!« Lula durchquerte das Zimmer, griff zu einer Tischlampe und trug sie zum Fenster.
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