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Die Chaos Queen

Die Chaos Queen

Titel: Die Chaos Queen
Autoren: Janet Evanovich
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zweitgruseligste Angebot heute.«
    »Und was war das gruseligste?«
    Ich hielt es für unklug, Morelli von Rangers Vorschlag zu erzählen, mich abzuspritzen. Morelli trug eine Waffe an der Hüfte, und Ranger trug an allen möglichen Körperteilen Waffen. Wäre keine gute Idee, die Konkurrenz zwischen den beiden mit einer unüberlegten Bemerkung zu befeuern.
    Ich lehnte mich gegen Morelli und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. »Das ist zu gruselig, um es zu erzählen.«
    Er fühlte sich angenehm an und schmeckte nach Doughnuts. Mit der Zungenspitze fuhr ich über seine Unterlippe.
    »Hmmm«, schnurrte ich.
    Morelli hakte den Finger hinten in meine Jacke. »
Hmmm
ist ein bisschen schwach für das, was ich fühle. Und was ich fühle, zeige ich besser nicht auf dem Bürgersteig vor der Bäckerei. Wollen wir uns heute Abend treffen?«
    »Auf eine Pizza?«
    »Ja, auch auf eine Pizza.«
    Ich hatte mir eine Auszeit von Morelli und Ranger verordnet, um meine Gefühle in den Griff zu bekommen, aber es hatte nichts genützt. Es war so, als müsste ich mich zwischen einer Geburtstagstorte und einer Riesenmargherita entscheiden. Was sollte ich bloß nehmen? Wahrscheinlich wäre ich ohne die beiden besser dran, aber das Leben würde nicht halb so viel Spaß machen.
    »Gut«, sagte ich. »Wir treffen uns bei Pino.«
    »Ich dachte eher, bei mir zu Hause. Heute spielen die Mets, und Bob vermisst dich.«
    Bob ist Morellis Hund, ein ungemein liebenswertes, großes, orangebraunes Zottelmonster mit Essstörung – Bob frisst einfach alles.
    »Das ist ungerecht«, gab ich zurück. »Du benutzt Bob, um mich in dein Haus zu locken.«
    »Ja, und?«, sagte Morelli.
    Ich seufzte. »Gut, so gegen sechs Uhr bin ich da«
    Ich fuhr die Hamilton ein paar Querstraßen hinunter und bog nach links in die Olden ab. Die Knopffabrik liegt direkt hinter der nördlichen Stadtgrenze von Trenton. Um vier Uhr morgens bräuchte ich von meiner Wohnung bis zur Fabrik zehn Minuten. Zu jeder anderen Tageszeit ist die Fahrtdauer nicht vorhersagbar. An der Ecke Olden und State blieb ich an einer roten Ampel stehen. Gerade als das Licht auf Grün umsprang, hörte ich hinter mir ein Schussgeräusch und dann –
zing, zing, zing –
drei Kugeln, die in Metall und Fiberglas einschlugen. Ich war mir ziemlich sicher, dass es sich um mein Metall und mein Fiberglas handelte, deshalb trat ich das Gaspedal durch und schoss mit dem Saturn über die Kreuzung. Ich fuhr durch North Clinton und raste weiter, immer wieder in den Rückspiegel schauend. Es herrschte so viel Verkehr, dass schwer zu beurteilen war, ob ich verfolgt wurde, doch ich glaubte es nicht. Mein Herz pochte laut, ich mahnte mich zur Ruhe. Es gab keinen Grund zu der Annahme, dass die Schüsse vorsätzlich abgegeben worden waren. Da hatte sich bestimmt nur eine Straßengang einen Spaß erlaubt und ihre Heckenschützen getestet. Irgendwo mussten die schließlich üben!
    Ich fischte mein Handy aus der Tasche und rief Morelli an.
    »An der Ecke Olden und State ballert einer auf Autos«, erklärte ich. »Vielleicht schickst du einen vorbei, der da mal nachguckt!«
    »Ist bei dir alles in Ordnung?«
    »Würde mir besser gehen, wenn ich auch den zweiten Doughnut gegessen hätte.« Ich bemühte mich redlich, tapfer zu klingen. Mit weißen Fingerknöcheln hielt ich das Lenkrad umklammert. Mein Fuß auf dem Gaspedal zitterte. Ich rang nach Luft, redete mir jedoch ein, ich sei nur ein wenig aufgeregt. Nicht in Panik. Nicht total fertig. Nur ein bisschen aufgeregt. Ich müsste bloß ein paarmal tief durchatmen. Dann ginge es mir wieder besser.
    Zehn Minuten später fuhr ich mit dem Saturn auf den Parkplatz der Knopffabrik. Das Firmengebäude war ein gewaltiger zweigeschossiger Klotz aus rotem Backstein. Die Ziegel waren von der Zeit geschwärzt, die altmodischen Doppelflügelfenster schmutzig, die Umgebung wirkte wie eine Mondlandschaft. Dickens hätte seine helle Freude gehabt. Ich war mir nicht sicher, dass es mein Ding war. Andererseits war »mein Ding« nicht mehr so klar definiert.
    Ich stieg aus und ging um das Auto herum. Ich hoffte, mich mit den Schüssen geirrt zu haben, doch als ich den Schaden sah, schoss mir eine neue Dosis Adrenalin ins Blut. Drei Treffer hatte ich abbekommen. Zwei Kugeln saßen im Heck, eine weitere hatte das Rücklicht zerstört.
    Niemand war mir auf den Parkplatz gefolgt, auch auf der Straße konnte ich keine lauernden Autos entdecken. Falscher Ort zur falschen Zeit, redete
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