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Die Chaos Queen

Die Chaos Queen

Titel: Die Chaos Queen
Autoren: Janet Evanovich
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so eine Anspielung von ihm?«
    Ich fuhr zu meiner Wohnung, duschte ganz für mich allein und zog anschließend ein enges weißes Oberteil und ein schwarzes Kostüm mit kurzem Rock an. Dann schlüpfte ich in Pumps mit zehn Zentimeter hohen Absätzen, plusterte meine fast schulterlangen braunen Locken auf und legte noch einmal Wimperntusche und Lippenstift nach.
    Am Computer hatte ich mir einen Lebenslauf ausgedruckt. Er machte nicht besonders viel her: mittelprächtiger Abschluss am Douglass College. Einige Jahre als Einkäuferin für Dessous in einem billigen Warenhaus. Gefeuert. Für meinen Vetter Vinnie Idioten aufgespürt. Nun suchte ich eine Position im Management einer gehobenen Firma. Allerdings waren wir in New Jersey, das »gehobene« Niveau sah hier etwas anders aus als im Rest des Landes.
    Ich nahm meine große schwarze Umhängetasche und rief meinem Mitbewohner Rex, dem Hamster, einen Abschiedsgruß zu. Rex wohnt in einem Käfig auf der Arbeitsfläche in der Küche. Er ist nachtaktiv, deshalb sind wir fast wie zwei Schiffe, die sich in der Nacht begegnen. Hin und wieder, wenn ich besonders nett sein will, werfe ich ihm einen Cheez Doodle in den Käfig. Dann kommt er aus seinem Suppendosen-Heim und holt sich ihn. Viel komplizierter wird unsere Beziehung nicht.
    Ich wohne im ersten Stock eines schlichten dreigeschossigen Mietshauses. Von meiner Wohnung aus schaut man auf den Parkplatz, aber das stört mich nicht. Die meisten Bewohner des Hauses sind alt. Pünktlich zu Sonnenuntergang sitzen sie vor dem Fernseher; daher ist nachts auf dem Parkplatz so gut wie nichts los.
    Ich verließ die Wohnung, schloss hinter mir ab, fuhr mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss und ging durch die zweiflügelige Glastür zu meinem Auto. Ich fahre einen dunkelgrünen Saturn SL-2. Er war ein Sonderangebot bei Generous George’s Gebrauchtwagen-Imperium gewesen. Eigentlich wollte ich einen Lexus SC430, aber Generous George fand, der Saturn passe besser zu meinen finanziellen Möglichkeiten.
    Ich schob mich hinters Steuer und ließ den Motor an. Ich hatte vor, mich um eine Stelle in der Knopffabrik zu bewerben, und das machte mich fertig. Immerhin ist es ein Neuanfang, redete ich mir ein, aber eigentlich fühlte es sich eher wie ein trauriges Ende an. Ich bog auf die Hamilton und fuhr ein paar Blocks weiter zur Tasty-Pastry-Bäckerei, weil ich fand, ein Doughnut sei jetzt genau das Richtige, um meine Stimmung zu heben.
    Fünf Minuten später stand ich vor der Bäckerei, die Doughnuttüte in der Hand, und sah Morelli in die Augen. Er trug Jeans, abgetretene Stiefel und ein schwarzes T-Shirt, darüber einen schwarzen Pulli mit V-Ausschnitt. Morelli besteht aus einem Meter achtzig hartem Muskelfleisch und einer geballten Ladung heißer italienischer Triebe. Er ist ein gewiefter Kerl, kein Mann, mit dem man sich anlegen möchte … es sei denn, man heißt Stephanie Plum. Ich habe mich mein Leben lang mit Morelli angelegt.
    »Ich kam gerade vorbei und hab gesehen, dass du reingegangen bist«, erklärte Morelli. Er stand vor mir, lächelte zu mir herunter und musterte die Tüte. »Boston Creams?«, fragte er, obwohl er die Antwort genau wusste.
    »Reine Nervennahrung.«
    »Hättest auch mich anrufen können«, sagte er und zog am Ausschnitt meines weißen Tops, um einen Blick hineinzuwerfen. »Ich wüsste schon, womit ich deine Nerven beruhigen könnte.«
    Ich habe schon ein paarmal mit Morelli zusammengewohnt; ich wusste, dass es stimmte. »Ich muss heute Nachmittag noch was erledigen. Doughnuts gehen schneller.«
    »Pilzköpfchen, wir haben uns schon seit Wochen nicht mehr getroffen. Ich könnte einen neuen Geschwindigkeitsrekord im Glücklichmachen aufstellen.«
    »Ja, aber dann wärst nur du glücklich.« Ich öffnete die Tüte und gab Morelli einen Doughnut ab. »Was wäre mit mir?«
    »Dein Glück hätte oberste Priorität.«
    Ich biss vom Gebäck ab. »Klingt verlockend, aber danke. Ich habe ein Bewerbungsgespräch in der Knopffabrik. Von Kautionsvollstreckung habe ich die Nase voll.«
    »Seit wann denn das?«
    »Seit rund einer Stunde«, entgegnete ich. »Gut, ich habe keinen richtigen Termin für ein Bewerbungsgespräch, aber Karen Slobodsky arbeitet im Personalbüro, und sie meinte, ich sollte sie ansprechen, wenn ich einen Job bräuchte.«
    »Ich könnte dir einen Job anbieten«, sagte Morelli. »Die Bezahlung wäre nicht so toll, aber die übrigen Leistungen können sich sehen lassen.«
    »Ojemine!«, sagte ich, »das ist das
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