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Die Chaos Queen

Die Chaos Queen

Titel: Die Chaos Queen
Autoren: Janet Evanovich
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rief Mary Lou, als sie die Tür öffnete.
    »Ein barmherziger Engel! Sind das Doughnuts?«
    »Brauchst du welche?«
    »Ich brauche ein neues Leben, aber fürs Erste gebe ich mich mit Doughnuts zufrieden.«
    Ich reichte ihr die Tüte und folgte ihr in die Küche. »Du hast ein schönes Leben. Es gefällt dir doch.«
    »Heute nicht. Drei Kinder sind mit Erkältung zu Hause. Der Hund hat Durchfall. Und ich glaube, das Kondom letzte Nacht hatte ein Loch.«
    »Nimmst du nicht die Pille?«
    »Davon bekomme ich Wasser in den Beinen.«
    Im Wohnzimmer hörte ich die Kinder, sie husteten vorm Fernseher und quengelten herum. Mary Lous Kinder waren nett, aber nur in der ersten Viertelstunde nach dem Baden und wenn sie schliefen. Zu allen anderen Zeiten waren sie eine schreiende Aufforderung zur Geburtenkontrolle. Nicht dass es böse Kinder gewesen wären. Klar, sie verstümmelten jede Puppe, die ihnen in die Finger kam, aber den Hund hatten sie bisher noch nicht gegrillt. Das war doch ein gutes Zeichen! Das Problem war eher, dass Mary Lous Kinder zu viel Energie hatten. Mary Lou behauptete, das käme von der Stankovic-Seite der Familie. Ich fand, es käme vielleicht von der Bäckerei. Dort holte ich mir nämlich meine Energie.
    Mary Lou machte die Doughnuttüte auf. Die Kinder kamen in die Küche gerannt.
    »Sie hören eine Doughnuttüte auf eine Meile Entfernung«, sagte Mary Lou.
    Ich hatte vier Doughnuts gekauft. Jedes Kind bekam einen, den letzten teilten sich Mary Lou und ich zum Kaffee.
    »Was gibt’s Neues?«, wollte Mary Lou wissen.
    »Ich habe im Kautionsbüro gekündigt.«
    »Aus einem besonderen Grund?«
    »Nein. Meine Begründung war ein bisschen schwammig. Außerdem hatte ich einen Job in der Knopffabrik, aber gestern Nacht habe ich mit Joe gefeiert und deshalb heute Morgen verschlafen. Weil ich am ersten Tag zu spät gekommen bin, wurde ich direkt wieder gefeuert.«
    Mary Lou trank einen Schluck Kaffee und hob die Augenbrauen. »Hat es sich gelohnt?«
    Kurz dachte ich nach. »Doch.«
    Mary Lou schüttelte leicht den Kopf. »Seit du fünf Jahre alt bist, bricht er sich einen für dich ab. Ich verstehe nicht, warum du ihn nicht heiratest.«
    Auch da geriet mir meine Begründung ein bisschen schwammig.
    Es war später Vormittag, als ich Mary Lou wieder verließ. Ich fuhr zwei Häuserblocks weiter zur High Street und parkte vor dem Haus meiner Eltern. Es war ein kleines Haus auf einem kleinen Grundstück. Es besaß drei Schlafzimmer und ein Bad oben und ein Wohnzimmer, ein Esszimmer und die Küche im Erdgeschoss. Eine Außenwand teilte es sich mit dem spiegelverkehrt gebauten Haus von Mabel Markowitz. Mabel war unvorstellbar alt. Ihr Mann war längst tot, und die Kinder führten ihr eigenes Leben. Mabel wohnte allein dort, backte Kuchen und sah fern. Ihre Haushälfte ist limettengrün gestrichen, weil die Farbe gerade im Angebot war, als sie welche brauchte. Das Haus meiner Eltern ist senfgelb und dunkelbraun gestrichen. Ich weiß nicht, was schlimmer aussieht. Im Herbst stellt meine Mutter Kürbisse auf die vordere Veranda, dann passt es einigermaßen. Im Frühling zieht einen die Farbgebung total runter.
    Da es Ende September war, standen Kürbisse herum. An der Haustür klebte eine Hexe auf einem Besen. Nur noch vier Wochen bis Halloween. Feiertage sind in Burg heilig.
    Grandma Mazur stand bereits in der Tür, als ich den Fuß auf die Veranda setzte. Sie war zu meinen Eltern gezogen, als mein Grandpa Mazur eine Abkürzung in den Himmel nahm – mit den besten Empfehlungen von mehr als fünfzig Jahren Speck und Butterkekse.
    »Wir haben gehört, dass du gekündigt hast«, sagte Grandma.
    »Wir haben es schon zigmal probiert, aber du gehst ja nicht ans Telefon. Ich muss das jetzt genau wissen. Heute Nachmittag gehe ich zur Kosmetik, da muss ich die Geschichte kennen.«
    »Gibt nicht viel zu erzählen«, erwiderte ich und folgte Grandma in den Flur. »Ich fand einfach, es wäre mal Zeit für was Neues.«
    »Mehr nicht? Zeit für was Neues? Das kann ich doch nicht erzählen! Das ist langweilig. Ich brauch was Besseres. Wir könnten doch behaupten, dass du schwanger bist! Oder vielleicht, dass du eine seltene Blutkrankheit hast. Oder dass eine Riesensumme auf deinen Kopf ausgesetzt wurde, falls du nicht mit dem Job aufhörst.«
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Aber das stimmt alles nicht.«
    »Natürlich nicht, aber das ist doch egal! Weiß doch jeder, dass man nicht alles glauben darf, was man hört.«
    Meine Mutter
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