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Die BUNTE Story

Die BUNTE Story

Titel: Die BUNTE Story
Autoren: Hubert Burda
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PC-Englisch sagt – »crowdsourcing«, also eine ähnliche Reichweite unter Nutzern erreichte. Nur ist »Twitter« ganz auf Nachrichten und Information eingestellt. Jeder »Twitter«-Nutzer wird zum Informanten, zum »stringer«. War es früher für Nachrichtenmagazine wie Illustrierte entscheidend, ob ihre Informanten die wichtigen Neuigkeiten aufgriffen und ob sie auf dem richtigen Posten platziert waren, so ändert sich durch »Twittern« der Zugang zu sensationellen Nachrichten grundlegend. »Twitter«-Nutzer stellen von sich aus per »Smartphone« in Sekundenschnelle die Informationen ins Netz, die sie für brisant halten. Der von den Redaktionen der Zeitschriften eingesetzte, exklusive Informant verliert damit seine Bedeutung. Die Beschaffung von Nachrichten und Informationen erlebt einen rapiden Wandel.
    Der »Stern«-Gründer Henri Nannen meinte früher einmal, Zeitschriften entstünden aus den Gesprächen, die die Journalisten in den Redaktionsgängen führen. Heute muss ein Redakteur die sozialen Netze und die richtigen Web-Adressen verfolgen, will er auf dem Laufenden bleiben: Was sind die letzten Trends der Modefirmen, welche Gerüchte halten die politische Szene in Berlin in Atem, und wo kracht es in der Unterhaltungsbranche?
    Man nennt das heute »newsfeed«, auf Deutsch »Nachrichtenfutter«. So wählt die heutige Chefredakteurin von »Bunte«, Patricia Riekel, aus einer Fülle von Nachrichten und Informationen die Geschichten aus, die per »Twitter«, aber auch »Path« und »Pinterest« von der Redaktion gesammelt werden – neben den Berichten der noch immer aktiven, exklusiv ans Blatt gebundenen Informanten. Danach legt sie die Interviews fest und den Trend des jeweiligen Artikels, schließlich formuliert sie mit ihren Kollegen die »Headlines« und gestaltet die optische Anmutung des Heftes.
    Je sensationeller oder auch irritierender ein »Bunte«- oder »Focus«-Beitrag ausfällt, desto schneller landet er wieder in einem der sozialen Netze. Dadurch entsteht eine Wechselwirkung zwischen Print und Online, die eigentliche Innovation in der Medienwelt. In einer früher nicht vorstellbaren Geschwindigkeit werden Nachrichten und Geschichten ausgetauscht und verbreitet. Zum Beispiel: Eine »Bunte«-Story erreicht über Verkauf und Abonnement etwa vier Millionen Leser pro Woche. Wird sie aber von »Focus Online« übernommen, von »Google News« aufgegriffen und zu anderen Online-Medien per »Links« weitergeleitet, kann sie an einem Tag von 50 Prozent aller Online-Nutzer weltweit wahrgenommen werden.
    Geschwindigkeit und Reichweite der Online-Medien können innerhalb von Stunden die Öffentlichkeit in Erregung versetzen. Die Skandale um den ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff entfesselten eine bis dahin unbekannte mediale Dynamik, die die politischen Entscheidungsprozesse unter heftigen Druck setzte. Früher hätte man das »epidemisch«, »chaotisch« oder »stressintensiv« genannt.
    Der Philosoph Peter Sloterdijk hat die Veränderung der Gesellschaft durch die Medien in seinem Buch »Stress und Freiheit«, wie ich finde, eindrucksvoll beschrieben. Nach ihm besteht die Funktion der Medien in der »digitalen Gesellschaft« darin, zu evozieren, zu provozieren und täglich neue Erregungsvorschläge zu unterbreiten. Erst durch diesen chronisch erzeugten Stress wird die moderne Gesellschaft, die durch den Individualismus ihrer Mitglieder auseinanderzudriften droht, zusammengehalten.

    Jeff Bezos, geboren 1964 in Albuquerque, gehört, ähnlich wie Gates, schon zur Generation nach mir. Sein Geschäftsmodell des E-Commerce hat die Art und Weise verändert, wie wir heute einkaufen.
    Wenn man sich in Palo Alto aufhält, kann man die Veränderung physisch spüren. Auf der einen Seite liegt der Campus der Stanford University, an der die meisten Gründer der neuen Medien Ingenieurswissenschaft studiert hatten und lernten, Softwareprogramme zu entwickeln. Auf der anderen Seite stehen die innerhalb weniger Jahre errichteten Gebäude, in denen die einzelnen »companies« ihre »centers« untergebracht haben.
    Betritt man die Innenräume von »Facebook«, dann umgibt einen ein besonderer Geist: Die lässige Boheme-Haltung, wie sie an der »westcoast« seit Jack Kerouacs Romanen Einzug gehalten hat, die spontane Kreativität und die technische Intelligenz der Mitarbeiter beeindrucken den europäischen Gast. Einen der Softwareschreiber –
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